Ein großer Schritt für die Funktionäre ein kleiner für das Braunvieh

Die neue Gewichtung des Gesamtzuchtwertes soll ein Bekenntnis zur Rasse Braunvieh darstellen, in Salzburg einigten sich heute die Arbeitsgemeinschaften   Österreichisches und Deutsches Braunvieh auf einen Kompromiss, den sich viele Praktiker bestimmt anders gewünscht hätten.

Bei den abschließenden Beratungen der beiden Arbeitsgemeinschaften einigte man sich nun darauf, den züchterischen Druck auf die Milchmenge deutlich zu erhöhen und gleichzeitig einen hohen Zuchtfortschritt bei den Fitnessmerkmalen zu halten. In der relativen Gewichtung werden die Bestandteile Milch/Fleisch/Fitness künftig im Verhältnis 50/5/45 gewichtet werden. Damit wird das Gewicht von Milch von 48 % auf 50 % erhöht, innerhalb der Milchbestandteile werden Fett/Eiweiß mit 20,7 %/27,8 % im Verhältnis von etwa 1:1,3 gewichtet, wobei die Eiweißprozente ein zusätzliches Gewicht von 1,5 % erhalten. Bei den Fitnessmerkmalen erhalten Nutzungsdauer 12 %, Persistenz 3 %, Fruchtbarkeit 15 %, maternaler Kalbeverlauf 1 %, der neue Vitalitätszuchtwert 4 % und die Eutergesundheit 10 %. Damit erfährt die Fruchtbarkeit eine deutliche Erhöhung und macht es möglich, in diesem Merkmal, trotz deutlicher Betonung der Milchkomponente, den Selektionserfolg zu halten. (Pressemeldung ARGE)

Kommentar: Kann das funktionieren? Nein!

  1. Die Milchleistung korreliert eindeutig negativ mit der Fruchtbarkeit.
  2. Besonders das eh schon stark verbreitete Huray-Blut wird davon profitieren, andere Bullen fallen durch das Raser.
  3. Fruchtbarkeit hat eine geringe Erblichkeit, Folge die Sicherheiten des GZW sinken.
  4. Der Einfluss des Exterieurs sinkt im GZW noch weiter ab.
  5. Den neuen Vitalitätszuchtwert braucht niemand in der aktuellen Situation. Seine Gewichtung mit 4 Prozent ist viel zu hoch. Nutzungsdauer und Persistenz leiden darunter.

Für uns Züchter bedeutet dies aber nichts Neues, wir müssen uns weiter auf unser Gefühl und unseren Instinkt verlassen. Einziges Problem: Liefern uns die Stationen in einigen Jahren überhaupt noch die Bullen die wir brauchen, wenn sie jetzt nach diesem GZW selektieren?

Gut dass es den guten alten Deckstier noch gibt. Bei ihm entscheidet noch das Auge des Züchters und nicht am Schreibtisch zusammengewürfelte Zahlen.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Hans Geisenberger (Freitag, 27 November 2015 12:02)

    Lieber Gerhard,
    Deinen Kommentar teile ich, aber die Überschrift verstehe ich nicht:
    "ein großer Schritt für die Funktionäre..." Meinst Du damit, die weite Fahrt nach Salzburg??