>>leichtfüttrig<<  =  effizient

Braunvieh steht in einem hartem Wettbewerb mit den Rassen Holstein und Fleckvieh. Meiner Meinung nach ist das Braunvieh der Konkurrenz aus einem ganz entscheidenden Grund überlegen, Braunvieh ist effizienter oder wie man unter Milchviehaltern früher sagte, >>leichtfüttrig<<.

Was damit gemeint ist versuche ich im folgenden Beitrag zu beschreiben.

 

Ich war vor einigen Tagen auf der VLF-Versammlung im Ostallgäu. der Betriebswirtschaftler Maximilian Schuder vom Landwirtschaftsamt Kaufbeuren berichtete über die  Erfahrungen seiner Irlandreise und dem Gegenbesuch seiner Irischen Kollegen. In Irland zählt nicht die absolute Leistung in Kilogramm pro Jahr, sondern die Leistung im Verhältnis zum Hektar Weidefläche. In Irland wird Gras nämlich hauptsächlich auf der Weide erzeugt und nur in ganz geringem Umfang aus Kraftfutter. Weil die Kühe von Februar bis November auf der Weide stehen können sie auch bei niedrigen Milchpreisen Geld verdienen. Schuder rechnete vor, dass variable und feste Kosten bei 20 Cent gedeckt sind. Bei 32 Cent Auszahlungspreis im Jahr 2015 blieben 12 Cent Gewinn je Kilogramm erzeugter Milch, im Vergleich dazu, blieben dem Allgäuer Milcherzeuger bei fast identischem Milchpreis nur 0,9 Cent übrig. Interessant, der Milchauszahlungspreis war im Jahr 2015 in Irland mit 32,1 durchschnittlich 1,3 Cent höher als im Allgäu und das, obwohl in Irland hauptsächlich Milchpulver und Butter für den Weltmarkt erzeugt werden. Aber darum soll es an dieser Stelle nicht gehen, es geht darum mit welcher Art Kuh in Irland Milch erzeugt wird. Denn wenn dies dort gewinnbringend funktioniert, kann es ja bei uns auch nicht falsch sein.

 

Neunzig Prozent der Milch wird in Irland mit Schwarzbunten gemolken, die restlichen 10 Prozent sind Kreuzungen, vornehmlich HF x Jersey. Doch diese Holsteinkühe sind anders als wir sie kennen. Das irische Zuchtprogramm ist auf das System der >>Sprink-milker<< abgestimmt. Das heißt, alle Kühe müssen im Frühjahr zeitgleich abkalben, um über die Weideperiode hinweg in Laktation zu stehen. Fruchtbarkeit ist dafür ein extrem wichtiges Merkmal. Um die Kühe 6 bis 8 Wochen nach der Kalbung sofort wieder tragend zu bekommen, und das bei geringem Kraftfuttereinsatz, darf die Leistung nicht zu hoch sein. Wir alle wissen, Energiedefizit ist Gift für die Fruchtbarkeit!  Als die Iren zusammen mit Schuder einige Holsteinbetriebe in Bayern besucht haben, erschraken sie und sagten: >>Oh, these are Elephants!<<.  Das heißt, die Holsteinkühe in Irland sind viel kleiner und leichter als ihre internationalen Rassekollegen in Deutschland, Kanada oder den USA. Die Iren brauchen eine effiziente Kuh die aus dem Grundfutter Milch erzeugen kann und dabei über Jahre gesund bleibt. Die Remontierungsrate in Irland liegt landesweit unter 20 Prozent! 

 

Szenenwechsel, ich war erst kürzlich zu Besuch bei einem guten Bekannten. Dieser stockte in den vergangenen Jahren seine Herde kontinuierlich auf und ersetzte die Braunviehherde konsequent durch Holsteins. Die Herdenleistung liegt über 10.000 kg Milch, bei einer Herdengröße von 100 bis 120 Kühen. Im Jahr braucht er 365 Tonnen Kraftfutter!

 

Szenenwechsel, mein Sohn arbeitet in seiner Ausbildung auf einem Fleckviehzuchtbetrieb in Mittelfranken. Dieser melkt Fleckviehkühe bei einer Jahresleistung von über 11.000 kg Milch . Mein Sohn hat bisher nicht sonderlich viel mit Fütterung zu tun. Wozu auch, im Sommer gibt es Gras, im Winter Heu und Silage, plus Cobs und Kraftfutter im Roboter. Als er nach einer Woche nach Hause kam, sagte er mir, dass unsere Kühe eigentlich tot sein müssten. Ich fragte ihn wie er auf so einen Gedanken komme? Er sagte, das habe sein Chef festgestellt, nachdem er erfahren habe wie wir füttern. Dort in Franken bekommen die Kühe nur Mais, Stroh und Kraftfutter in rauen Mengen, plus fässerweise  Melasse und Propylenglykol. Die Kühe wiegen alle zwischen 900 und 1.000 kg. Mein Sohn interessierte sich bisher nicht sonderlich für Zucht, als er aber nach einer Woche Praktikum nach Hause kam meinte er spontan, >>mei, sind unsre Kiah schea<<.

 

Szenenwechsel, Auktion Kempten. Wieder einmal meinte es  die Körkommission gut und machte den halben Markt in Kempten zu Vorgezogenen. Dazwischen liefen zwei etwas leichtere Kühe mit extrem kleinen, sehr gut aufgehängten Eutern. In  der Milchleistung waren sie gut aber nicht ganz so hoch wie ihre großen Kolleginnen mit den teils großen Eutern. Sie kosteten gleich 200 Euro weniger.

 

Szenenwechsel, Anmeldeformular Bundesbraunviehschau. Jungkühe unter 28 kg Milch und einer Erstlaktation unter 7.500 kg dürfen nicht antreten.

 

Szenenwechsel, RBG Memmingen. In Memmingen steht der Braunvieh-Bulle Hopro: GZW 123, ND 126, Pers 116, MBK 119, ZZ 110, Fruchtbarkeitswert 118, Zysten 115, EXT 122, Rahmen 111, Becken 110, Fundament 122, Euter 120.  Kein offizieller Einsatz an der Station, wahrscheinlich weil >>nur<< +293 kg Milch! In der dritten Laktation liegen seine Töchter aber bereits 200 kg über dem durchschnittlichen Herdenniveau von 7.386 kgM!

 

>>Wenn Du merkst dass Du ein totes Pferd reitest dann steige ab<<! Dieses indianische Sprichwort gilt auch für die Zucht. Während der Staat den Bauern Geld dafür bezahlt, dass sie die Milchmenge drosseln, weil die Preise ruinös sind, wollen unsere Zuchtstrategen kurzlebige Kühe mit viel Milch! Haben wir überhaupt nichts verstanden?

Braunvieh war in der Vergangenheit eine Rasse die unter einfachen Bedingungen ausreichend Milch mit hervorragender Qualität erzeugt hat. Dies züchten wir seit 25 Jahren in Grund und Boden!  Unter staatlicher Aufsicht ! Geht's noch?

 

Was wir brauchen sind mittelrahmige Kühe  mit mittlerer Einsatzleistung, kleinen straffen Eutern, einer guten Fruchtbarkeit, und guten Fundamenten. Ganz sicher nicht große , schmale Kühe mit großen Eutern, die Kraftfutter ohne Ende fressen und nur mäßig effizient verwerten.

 

Bullen wie zum Beispiel Hopro, Etpat, Simvitel, Bush, Brookings, Egal, Hucos, Pronto sind und waren die wahren Helden der Zucht!

 

Mittelrahmige braune Jungkühe mit mittlerer Leistung (24 bis 28 kg) und kleinen straffen Eutern , welche sich von Laktation zu Laktation steigern, sind die wahren  Königinnen. Bei den jungen Kühen werden wir diese in Buchloe am 25. März leider nicht sehen. Vielleicht einige Wenige bei den Kühen über 5 Kälbern.

 

 

 

 

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    zuechterblog (Dienstag, 17 Januar 2017 11:30)

    Hopro ist natürlich ein BV Bulle!