CH: Studie zur Euterfüllung bei Ausstellungskühen

Heute wurden die Ergebnisse einer Studie der Nutztierklinik der Vetsuisse-Fakultät der Uni Bern zum Thema >>Euterfüllung auf Ausstellungen<< in einer Pressemitteilung vorgestellt. Hier die PM im Originalwortlaut der Universität Bern.

Pressemeldung der Uni Bern

Studie zur Euterfüllung bei Ausstellungskühen

In einer Studie der Nutztierklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern wurde an kompetitiven Milchvieh-Ausstellungen in der Schweiz der Euterfüllungsgrad von Kühen, die Praxistauglichkeit der dazu verwendeten Ultraschalluntersuchung und der Einsatz von Entzündungshemmern und Entwässerungsmitteln untersucht. In Auftrag gegeben wurde die Studie von der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR) und dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV).

An kompetitiven Milchvieh-Ausstellungen werden wiederholt Kühe mit vollen Eutern präsentiert, welche überlange Zwischenmelkzeiten aufweisen. Dadurch sind das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere beeinträchtigt. Dies konnte in einer Studie der Nutztierklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern, welche 2016 in der Fachzeitschrift «Journal of Dairy Science» publiziert worden war, gezeigt werden. Die aktuelle Folgestudie wurde im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter (ASR) und des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) wiederum an der Nutztierklinik der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern durchgeführt.

Der Studienleiter Prof. Adrian Steiner erklärt: «Überlange Zwischenmelkzeiten können dazu führen, dass Kuheuter überfüllt sind und sich Wasseransammlungen, sogenannte Ödeme, unter der Euterhaut bilden können.» Weiter beeinträchtigen lange Zwischenmelkzeiten das Gehen und Stehen und das Fressverhalten der Kühe, die Zellzahl in der Milch steigt an und es tropft Milch aus unverklebten Zitzen. «Der Auftrag der ASR bestand darin, Erhebungen zum Euterfüllungsgrad von top rangierten Kühen an kompetitiven Milchvieh-Ausstellungen in der Schweiz im Jahr 2017 durchzuführen», so Steiner weiter. Zudem sollte im Auftrag der ASR die Praxistauglichkeit von Ultraschalluntersuchungen zur Beurteilung des Euterfüllungsgrades untersucht werden. Im Auftrag des BLV sollte erhoben werden, in welchem Ausmass Entzündungshemmer und Entwässerungsmittel bei Kühen an Milchviehausstellungen zum Einsatz kommen.

Untersuchungen an vier Milchvieh-Ausstellungen

Untersucht wurden 321 Kühe an vier Milchvieh-Ausstellungen (Swiss EXPO 2017, Tier&Technik 2017, BRUNA 2017, Swiss Red Night 2017). Die Untersuchungen der Euter wurden mittels Ultraschall durchgeführt. Adrian Steiner sagt: «Wir konnten erstmals ein standardisiertes Ultraschall-Scoring-System entwickeln, das es erlaubt verschiedene Schweregrade der Euterüberladung zu erkennen, wenn die Untersuchungen von geschulten Personen durchgeführt werden.»

Bei 72 Kühen (23%) wurde mittels Ultraschall ein Euterödem nachgewiesen. Die kategorienweise Festlegung eines frühestmöglichen Melkzeitpunktes durch die Organisatoren, wie es an der BRUNA vorgeschrieben war, führte zu einer Halbierung der Anzahl Kühe mit Anzeichen von überladenem Euter. Bei 29 untersuchten Kühen (16%) wurden im Blut Entzündungshemmer nachgewiesen, was den Rückschluss auf eine Behandlung am Tag oder in den Tagen vor der Ausstellung zulässt. Bei 263 Kühen (86%) waren die Zitzen nach Angaben der Tierhalter mit Kollodium verklebt, damit die Milch während der Präsentation im Ring nicht aus den Zitzen tropft. Das Verkleben der Zitzen mit Kollodium ist gesetzlich nicht geregelt.

Studienleiter Steiner sagt zu diesen Ergebnissen: «Es ist zu begrüssen, dass die ASR und das BLV für diese Thematik sensibilisert sind und diese Studie in Auftrag gegeben haben. Und vor allem ist es begrüssenswert, dass basierend auf den Studienergebnissen und unseren Empfehlungen Massnahmen ergriffen wurden.»

Die beiden Studien haben gezeigt, dass die Untersuchung auf Euterödem per Ultraschall ein verlässliches Instrument zum Nachweis von überladenen Eutern ist. Denn je stärker das Euterödem ausgeprägt ist, desto grösser ist auch die Beeinträchtigung des Wohlbefindens der Kuh zu werten. Dank diesen Erkenntnissen sind laut BLV damit neu objektive Kontrollen an den Ausstellungen möglich.

Die Publikation der Methodik und die statistische Auswertung aller Daten werden in anonymisierter Form einer renommierten internationalen Fachzeitschrift zur Publikation vorgelegt und voraussichtlich im Frühling 2018 publiziert werden.

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