Genomics in der Diskussion

 

Der BV-Stammtisch gestern Abend in Wald brachte in der ersten Halbzeit eine Premiere zu Tage: Zum ersten Mal stellte ein hauptamtlicher Mitarbeiter einer Zuchtorganisation die Ergebnisse der genomischen Zuchtwertschätzung in Frage, und das massiv. Anpaarungsberater Tobias  Fischer von der Besamungsstation Greifenberg machte seinen Frust über „Stierenväter“ wie den „ genomischen Voice“ öffentlich.  Vielleicht kommt dadurch eine intensive Diskussion über „ Sinn und Unsinn“ sowie „Chancen und Risiken“ der genomischen Selektion in Gang. Zuchtwerte sind immer relativ und 65 Prozent Sicherheit sind 65 Prozent Sicherheit. Wer mehr hineininterpretiert als er erwarten kann, ist entweder geldgierig, leichtsinnig, leichtgläubig, naiv, höchst risikobereit oder einfach nur ahnungslos.

 

Es ist  ja nicht so, dass bei den Funktionären alle einer Meinung wären.  Im Jahresbericht der AHG 2015  schreibt der Zuchtleiter Birkenmeier zum Beispiel: „Besamen sie mit diesen Grundeinsatzstieren ! Je mehr desto besser-aber breit gestreut.“ Im gleichen Heft der Vermarkter Hans Steurer :  „Wer gut vermarkten will, der muss Stiere mit einer sehr hohen und sicheren Milchvererbung einsetzen.“ Wie jetzt?

Zuchterblog.com dankt Hans Geisenberger für diesen Gastkommentar.

 

Kommentare: 2 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Walter (Freitag, 18 Dezember 2015 07:39)

    Was war in der 2.ten Halbzeit ?

  • #2

    Hans Geisenberger (Freitag, 18 Dezember 2015 20:52)

    Durch den Absturz der AG-Stiere Voice und Volvo in der Leistung bzw. im Exterieur ist die genomische Selektion in der Diskussion.
    Neben der Frage zur züchterischen (Un?)-Zuverlässigkeit der genomischen Werte gibt es einen 2.ten Bereich der diskutiert werden müßte :
    In wessen Hand ist die Rinderzucht in Zukunft und wer verdient daran ?
    Ich meine , daß schon jetzt den Züchtern von Besamungsbullen ein beachtlicher Teil der Wertschöpfung verloren gegangen ist:
    1. Viel weniger Bullen werden gekauft. ( Markt findet nicht mehr statt)
    2. Labore verdienen gutes Geld, ohne Risiko für ihre teilweise unzutreffenden Aussagen.
    3. Weitere Schritte zur Industrialisierung der Zucht beim Rind werden folgen ( siehe Geflügel und Schweine)
    Mein Fazit: Mit der gen. Selektion wurde die Zucht in bäuerlicher Hand beerdigt.
    Vielleicht ist ja der eigene Deckstier eine ( die einzige ?) Möglichkeit dieses Abhängigkeitssystem zu umgehen !?