Wer am Kuhschwanz hängt der geht nicht unter  (Waltraud Högner)

                                                                                                                      


Die Hunde bellen aber die Karawane zieht weiter

Das "GeMETZel rund um die German Dairy Show in Alsfeld ist beendet. Das Maß der Überheblichkeit und Selbstüberschätzung der ARGE-Verantwortlichen hat mich eben persönlich gekränkt und so konnte ich nicht anders als Druck ablassen. Das kann man nun gut finden oder nicht , es ist eben wie es ist.

 

Auf was hat man sich nun geeinigt und wie geht es weiter? Die Hunde bellen aber die Karawane zieht weiter! Nichts wird zurückgenommen, die Entscheidung steht und nur Kühe von Deutschen Vererbern sollen nach Hessen geschickt werden.  Wahrscheinlich hatten die Herren Angst mit einer Kehrtwende ihr Gesicht zu verlieren, obwohl es natürlich gerade umgekehrt gewesen wäre. Und die Bauern? Wahrscheinlich werden sich genug Kollegen finden die freudig und eifrig bereit sind ihre Deutsche Übergenetik gen Norden zu schicken und mit ihrer loyalen Haltung der ARGE-Spitze den Arsch zu pudern. Ich würde unter diesen Vorzeichen nicht einmal einen Geißbock melden. 

 

Zurück bleibt ein riesiger Scherbenhaufen, angehäuft von jenen die mit unseren Abgaben üppig finanziert werden. Ein Trauerspiel ich weiß nicht im wievielten Akt! 

 

An alle die enttäuscht und niedergeschlagen am Wegrand stehen und die Köpfe schütteln: Es hat auch etwas Gutes. Spätestens jetzt muss jedem klar sein auf wen man sich verlassen kann und auf wen nicht. Die Masken sind gefallen -  vergesst nichts!

Viele Braunvieh-Bullen in Greifenberg

Ich möchte den Eindruck entkräften dass es sich bei der Besamungsstation Greifenberg nicht mehr um eine Braunviehstation handelt. Nach Aussage von Geschäftsführer Helmut Gossner stehen an der Station aktuell 84 Braunviehbullen. Damit leistet Greifenberg einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Rasse Braunvieh. Über die Qualität von Genetik lässt sich bekanntermaßen trefflich streiten, zu oft sind die Anforderungen an eine "gute Kuh" unterschiedlich, Fakt ist, Braunvieh ist eine kleine Rasse und ist auf die Unterstützung möglichst vieler Akteure angewiesen. Die Besamungsstation ist und bleibt hoffentlich eine zentrale Stütze der Braunviehzucht in Deutschland!

Kurskorrektur überfällig!

 Über Sinn und Unsinn einer Viehschau lässt sich streiten. Ich besuche sie eigentlich ganz gerne, weil sie einem die Möglichkeit bieten sein "Auge" zu schulen. 

 

Ich stelle mir vor Schauen immer die Frage ob ich mit Tieren daran teilnehmen könnte?  Der Gedanke hat  nichts damit zu tun ob man am Ende ausstellt oder nicht, es ist eine rein hypothetische Überlegung. Könnte ich wenn ich wollte?  Danach stellte ich mir die Frage, was für Tiere ich auf der Schau wohl erwarten werden? Ich befasse mich seit fast 30 Jahren sehr intensiv mit der deutschen und internationalen Braunviehzucht und vorsichtig formuliert, es gefällt mir nicht was Stationen, Verbände und staatliche Zuchtaufsicht mit unserem Braunvieh anstellen. Meine Erwartungen waren also nicht besonders hoch als ich nach Unterthingau gefahren bin. Nach intensiver Blutverbreitung von Vinos, Hussli, Huray, Vasir und sonstigen Talenten kann man an das Exterieur in der Fläche keine hohen Erwartungen mehr stellen, auch nicht an die Funktionalität. 

 

Im folgenden Link findet ihr die Rangierliste der Schau. 

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Nachtrag zu Zuchtwert(über)schätzung

Ich muss noch einmal Bezug auf den Vorbericht nehmen. Die Aussagen von Herrn Dr. Rensing erklären unser  Zuchtwertsystem so klar und eindeutig, dass es sich lohnt seine Aussagen von mehreren Seiten zu beleuchten.  

 

Ich wiederhole noch einmal die Kernaussage seines Berichts:

>>Um nur noch sehr begrenzt Überraschungen bei töchtergeprüften Bullen zu erleben, dürfte man diese erst selektiere, wenn genügend Töchter mindestens die zweite Laktation abgeschlossen haben. Aber dann ist der Abstand zu den zeitgleich verfügbaren hohen genomischen Bullen so groß, dass man bereit sein muss, sich mit weniger Zuchtfortschritt zufriedenzugeben.<<

 

Das heißt, wir kennen einen wirklich guten Bullen erst wenn seine Töchter in der 3. Laktation stehen.  Dann hat er aber bereits mindestens 6 Zuchtwertschätztermine auf dem Buckel und ist soweit abgeschrieben, dass er in den meisten Listen dermaßen weit abgerutscht ist, dass er gar nicht mehr auf dem Schirm der meisten Züchter und Analysten erscheint. Natürlich hat man von jungen Bullen mit ersten Töchtern sichere Informationen über ihre Einsatzleistung und ihr Exterieur (vorausgesetzt der der sie bewertet hat irgendeine Ahnung von Kühen, was leider nicht immer der Fall ist), dies sagt aber noch lange nichts darüber aus wie langlebig, fruchtbar und gesund eine Kuh ist. Es sagt überhaupt nichts darüber aus in welchem Umfang und ob überhaupt sie ihre Leistung in den Folgelaktationen steigern kann. Gerade bei einer spätreifen Rasse wie dem Braunvieh ist das ein riesiges Problem. Wir alle wissen doch aus Erfahrung, dass oft unsere alten Kühe im Stall in vielen Fällen Spätstarter waren.  Es ist in zweierlei Hinsicht ein Problem, zum einen haben diese Spätzünder oft selbst keinen hohen Gesamtzuchtwert und erreichen selten den Status einer Bullenmutter. Zum anderen fallen Bullen deren Töchter in der Einsatzleistung versagen gleich ganz früh durchs Raster und werden nie im Leben Bullenvater. Zusammengefasst heißt das, wir schließen diese Spätzünder die ab der 2. und 3. Laktation (oder noch später) ihr volles Leistungsspektrum offenbaren komplett aus der Zucht aus und züchten einseitig auf Frühreife. Herauskommt eine fatale >>Holsteinisierung<< der Braunviehzucht! Immer kürzere Selektionsintervalle sollen die Gier nach immer höheren Zuchtfortschritt generieren, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Wir schließen zu oft die wirklich guten Bullen und Kühe aus der Zucht komplett aus und schaffen mit den Knallfröschen die laut krachen, deren Rauch aber schnell verfliegt. 

 

Die Lösung? Wir müssen erkennen dass wir echten Zuchtfortschritt nur mit sicher geprüften Kühen und sicher getesteten Bullen erreichen können.  Wenn wir diesen Richtungswechsel beim Braunvieh realisieren können, werden am Ende wieder Kühe in den Ställen stehen mit denen die Milchbauern zufrieden sind und die Bestände werden sich von selbst erholen. Fahren wir den Kurs der Holsteinisierung weiter wird die Rasse verschwinden, denn niemand braucht eine schlechte Kopie einer sowieso über kurz oder lang aus der Zeit gefallenen Holsteinkuh. 

 

Ich versuche seit nunmehr 5 Jahren in diesem Blog dies mit meinen bescheidenen Mitteln zu erklären. Ich stelle immer wieder Bullen vor die aus meiner Sicht gute, langlebige Braunviehkühe hinterlassen. Viele dieser Bullen haben sich über die Jahre zu Pfeilern der Braunviehzucht entwickelt (z.B. Brookings, Hacker, Calvin, Simbaboy, Etpat, Hucos, Prejula, Dynamite). Nun hat erstmals einer der führenden Genetiker in diesem Land meine Ansichten 1:1 untermauert (unabsichtlich). Darüber freue ich mich!

Zuchtwert(über)schätzung- Ein Experte packt aus!

Ausschnitt Titelseite MILCHRIND
Ausschnitt Titelseite MILCHRIND

Es ist kein Geheimnis dass ich mich an dieser Stelle immer wieder kritisch zur Zuchtwertschätzung und speziell zur genomischen Zuchtwertschätzung geäußert habe. Kritisch dahingehend, dass ich den massiven Einsatz und die hemmungslose Bewerbung unsicher geprüfter bzw. genomischer Bullen für überzogen halte. Das Problem besteht darin,  dass die Besamungsstationen nicht zwischen sicher oder unsicher geprüften Bullen unterscheiden, sondern für sie lediglich die Höhe der ZW zum Zeitpunkt der Veröffentlichung qualitätsrelevant ist. Frei nach dem Motto: Der höchste Bulle ist der Beste! Die Krux ist aber, dass in den meisten Fällen die jungen unsicher geprüften Bullen die höchsten Zuchtwerte vorweisen können und die guten sicheren Bullen, in Folge der Abschreibung, dem Feld hinterherlaufen. Milchviehhalter die sich wenig mit der Zucht beschäftigen, setzen aber logischerweise auf die höchsten Bullen und gehen damit voll ins Risiko. Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Noch einmal,  ich halte die Zuchtwertschätzung für ein gutes Hilfsmittel, allerdings erst im  Sicherheitsbereich über 90%. In meinem Bericht vom 12. September "Letzte Wahrheit"  habe ich dies sehr genau beschrieben. (Bitte unbedingt Lesen!)

 

Nun zum eigentlichen Thema dieses Berichts. Dr. Stefan Rensing ist beim VIT einer der führenden Köpfe der deutschen Holstein-Zuchtwertschätzung. In der MILCHRIND Ausgabe 3/2022 versuchte er die Frage zu beantworten, ob genomische oder töchtergeprüfte Bullen besser seien. Am Ende des Berichts kam er zu folgender Feststellung, die ich sehr bemerkenswert finde und deshalb vollständig zitiere:

 

Dr. Stefan Rensing in MILCHRIND Ausgabe 3/2022 Seite 6

>>Töchtergeprüften Bullen wird häufig eine sehr viel höhere Konstanz der Zuchtwerte unterstellt, als dies wirklich gegeben ist. Die Topbullen Töchtergeprüft stellen im Wesentlichen die jüngsten beiden Jahrgänge. Diese haben meist nur Töchter in der ersten Laktation, dafür aber viele. Die Zuchtwerte beziehen sich aber auf drei Laktationen und somit fehlen bei vielen jungen töchtergeprüften Bullen noch für 2/3 des Merkmals "Gesamtleistung" Töchterinformationen. Auch die Nutzungsdauer kann erst sicher abgeschätzt werden, wenn die Abgangsinformationen aus der 2. Laktation vorliegen, denn bei Erstlingskühen spielen teilweise andere Abgangsgründe eine Rolle als bei erwachsenen Kühen. Ein weiterer psychologischer Aspekt ist, dass töchtergeprüfte Bullen schnell ein Image bekommen , das sich kaum noch ändert, auch wenn die tatsächliche weitere (eventuell negative) ZW-Entwicklung etwas anderes sagt. Um nur noch sehr begrenzt Überraschungen bei töchtergeprüften Bullen zu erleben, dürfte man diese erst selektiere, wenn genügend Töchter mindestens die zweite Laktation abgeschlossen haben. Aber dann ist der Abstand zu den zeitgleich verfügbaren hohen genomischen Bullen so groß, dass man bereit sein muss, sich mit weniger Zuchtfortschritt zufriedenzugeben. Gleich aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, die Antwort auf die Frage: lieber genomische oder doch töchtergeprüfte Bullen?" lautet für die allermeisten Betriebe: Mit genomischen Bullen fahre ich besser."<<

 

Ich weiß nicht wie ihr das seht, aber eigentlich ist dem nichts mehr hinzuzufügen. Hier schreibt ein Akademiker der am Schaltpult der deutschen Holstein-Zuchtwertschätzung sitzt, sich die Welt so zurecht, wie er sie sich seit Jahren schön säuberlich zurechtgelegt hat. 

 

Seine Kernaussage ist bemerkenswert :  Weil töchtergeprüfte Bullen ihre wahre Sicherheit erst nach dem Abschluss der 2. Laktation erreichen und sie davor meist immer noch überschätzt sind, sind genomische Bullen ohne Töchterinformationen diesen vorzuziehen. Ich frage mich, haben wir Milchviehhalter wirklich so einen schlechten Ruf, dass sich ein so heller Kopf wie Herr Rensing traut, so einen Unfug in einer renommierten Zeitschrift zu schreiben? Wahrscheinlich ungewollt hat er damit das Kernproblem seiner Zuchtwertschätzung wie einen roten Teppich vor uns allen ausgerollt. Es besagt im Prinzip nichts anders, als das was ich im Bericht "Letzte Wahrheit" beschrieben habe.  Man muss warten bis ein Bulle Töchter in der 3. Laktation hat, um seinen Wert wirklich sicher einschätzen zu können. 

 

Vollkommen enthemmt rät Rensing den Bauern dennoch dazu genomische Vererber  den unsicher geprüften töchtergeprüften Bullen vorzuziehen, wohlwissend dass diese eine noch viel niedrigere Sicherheiten haben. Vielleicht mag dies aus Sicht eines Populationsgenetikers irgendwie fachlich  zu erklären sein, aus Sicht eines Milcherzeugers, der  sich Ausfälle  finanziell nicht leisten kann, könnte man ihm fast Böswilligkeit unterstellen. 

 

Dass Besamungsstationen und Zuchtverbände diesen Wahnsinn seit Jahrzehnten stillschweigend mitspielen hängt damit zusammen, dass sich junge genomische Vererber  und Jungstiere mit ersten hohen töchterbasierten Zuchtwerten wunderbar vermarkten lassen. Die Rechnung für das Sperma bezahlt der Bauer sofort, die Rechnung für die Fehlinformation erst Jahre später wenn er sich an den Betrug vor lauter Arbeit nicht mehr erinnern kann. 

 

Ob gewollt oder ungewollt, herzlichen Dank Herr Dr. Rensing für diese ehrlichen und aufschlussreichen Worte!

 

 

Letzte Wahrheit - Alte Bekannte

Vor knapp 7 Jahren veröffentlichte ich an dieser Stelle den Bullenreport über den genomischen Jungvererber Anselm. 

Das war daher bemerkenswert, weil es seit Jahren eigentlich immer weniger Prüfbullen (das sind für mich die "Kandidaten" ) gibt die zu meiner Zuchtrichtung passen. Es gibt aber Ausnahmen. Diese Beschrieb ich damals in drei Punkten (siehe auch Originaltext Link unten):

 

  • Die Kuhfamilie:  Ich bevorzuge genomische Bullen aus tiefen Kuhfamilien, welche über Generationen hinweg langlebige und leistungsstarke Kühe hinterlassen haben.
  • Der Stammbaum: Versager im Stammbaum oder Bullen mit denen ich schlechte Erfahrungen gemacht haben sind ein Ausschlusskriterium.
  • Ausreißer finden: In der modernen Zuchtwertschätzung ergibt 1+1 in der Regel 2. Ich suche nach Bullen die deutlich über ihrem mittleren Elternzuchtwert liegen.

Auch mit  La Rainbow Dynamite beschäftigte ich mich 2016 ausgiebig (siehe auch hier den Link am Ende des Artikels).  Ich kannte die Kuhfamilie aus meiner Zeit bei Dairy Breed International (DBI) und er war ein Bulle mit wenig oder gar keinem Hussli, Simon, Gordon und Vinos-Blut. Er hatte zwar keinen auffallend hohen Zuchtwert aber irgendwie fand ich ihn gut. 

 

Calvin widmete ich einen eigenen Report weil er für mich immer der einzige Nesta-Sohn war der was taugte. 

 

Hacker wurde beschrieben weil er für mich immer Huray´s komplettester Sohn war. 

 

Brookings beschrieb ich in einem Report als echten Braunviehbullen

 

Etpat, Hucos, Vigor und Prejula beschrieb ich mehrmals als Überväter der Braunviehzucht. 

 

Worauf will ich mit diesem Artikel hinaus?

 

Nach der letzten Zuchtwertschätzung selektierte ich die Bullenlisten in der ZAR-Liste wie gewohnt nach den Merkmalen 

Sicherheit 94%, Nutzungsdauer 106, Persistenz 106, Euter 106. Diese Maske, ich nenne sie ab jetzt "Letzte Wahrheit",  ist für mich ein super Filter um positive und vor allem sicher geprüfte Bullen aus der Masse herauszuselektieren. Folgende "Letzte Wahrheit" ploppte auf:

 

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Die Matrix

Nicht alle von Euch werden die Film-Trilogie "Matrix" mit Keanu Reeves als Neo und Carrie-Anne Moss als Trinity kennen. Kurz zusammengefasst, die Matrix ist eine virtuelle Kunstwelt außerhalb der Realität. Die Menschheit ist ohne es zu wissen in ihr gefangen.  Ihr ganzes Handeln und Denken ist auf eine vermeintliche Realität ausgerichtet, die es so gar nicht gibt. In Wirklichkeit wird die Erde von Maschinen beherrscht, gesteuert von einer künstlichen Intelligenz.  Der erste Teil der Matrix wurde 1999 abgedreht und ist damit 23 Jahre alt und ich finde immer noch aktuell. Ganz oft kommt es mir vor als wären wir in einer Matrix gefangen. Ist die Realität wie wir sie erleben wirklich wahr? Oder sind wir von höheren Gewalten manipuliert und handeln unfreiwillig freiwillig,  so wie es eine Minderheit von uns erwartet um uns in die von ihr gewünschte Richtung zu leiten. Mir fallen zum Thema Matrix spontan die verschiedensten  Beispiele ein, an dieser Stelle möchte ich es aber auf die Braunviehzucht begrenzen. 

 

Auch wir Braunviehzüchter (übrigens auch die Züchter aller anderer Rassen) leben in einer Matrix. Alle vier Monate sagt uns ein Computer wie gut unsere Kühe und die Bullen mit denen wir sie besamen wollen sind. Die Zuchtwertschätzung ist mittlerweile so alt, dass sich die meisten von uns wohl gar nicht mehr an eine Zeit ohne sie erinnern können. Die gesamte offizielle Zucht ist auf dieses Instrument ausgerichtet und wer sich ihm verweigert, ist raus! Er hat keine Bullenmutter im Stall, er hat keine hohen Zuchtwerte und er verkauft schon gar keine Bullen mehr an die Besamungsstation. Aber eines ist sicher, er hat trotzdem gute Kühe!

 

Nun habe ich in den vergangenen Wochen einige interessante Gespräche mit Bauern geführt die sich innerhalb der Matrix bewegen. Ein Kommentar hat sich bei mir sehr tief im Gedächtnis eingeprägt und er passt sehr gut zu dieser Thematik. Der Züchter meinte, dass er obwohl er immer die besten Bullen eingesetzt habe, mit seinen Braunen überhaupt nicht mehr zu frieden sei. Seit geraumer Zeit habe er keine Jungkuh mehr gehabt die besser sei als ihre Mutter. Schaukühe Fehlanzeige! Dabei muss man sagen, dass der Bauer kein Schauzüchter ist, eine schöne und gute Kuh mit der man auch mal auf einer Schau teilnehmen könnte, würde er trotzdem gerne in seiner Herde sehen. Wer kann es ihm verdenken? 

 

Ich sagte ihm dann ganz unverblümt dass er wohl die höchsten Zuchtwert-Bullen eingesetzt habe, diese definitiv aber wohl nicht die Besten waren. 

 

Szenenwechsel der dies untermauert: In einer landwirtschaftlichen Wochenzeitung dominierten in der letzten Ausgabe zwei Themen. Die Zuchtwertschätzung und die hohen Verkaufspreise auf der Auktion. Ein Zuchtleiter lobte in höchster Entzückung sein erfolgreiches Bullenprogramm. Er stelle mit seinen Stiere die Masse der Listenspitze und dies untermauere die hohe Qualität seines Zuchtprogramms. Ich reagiere darauf mit einem Achselzucken, aber ich weiß dass viele meiner Kollegen dies für bare Münze nehmen und das schmerzt mich. Dieses blinde Vertrauen in die Propaganda der Zuchtorganisationen und ihrer Repräsentanten schadet dem Braunvieh.  Weil ich das Braunvieh aber liebe, schreibe ich diesen Artikel!

 

Wenn diese Herrschaften nämlich ehrlich wären, dann müssten sie zugeben, dass es sich bei ihren Aussagen nur um Versprechen handelt und dass diese Versprechen in der Vergangenheit nur selten gehalten werden konnten. Ich denke dabei zwangsläufig immer an den Spruch meiner Oma -  Bua, hod sie immer gsed: Wer eumol liagt dem globt ma id und wenn er auch die Wohrheit spricht! 

 

Das zweite Thema war der Auktionsbericht einer der größten Vermarktungsorganisationen in Bayern. Hier wurden die hohen Verkaufspreise gelobt und das absolute Spitzentier des Marktes. Sein Verkaufspreis lag deutlich über dem Durchschnittspreis. Es war die Rede von einer Jungkuh die so wörtlich "mit ihrer Feinheit, Eleganz, Substanz, Breite und Tiefe in Körper und Becken, ein fehlerfreies Fundament und einem Euter aus dem Bilderbuch überzeugen konnte". Gar von einem Paukenschlag war die Rede. Worauf will ich hinaus? Während auf der einen Seite die hohen Bullen aus der "Matrix" gelobt werden, liefert ein Bulle der nirgendwo in Deutschland auf einer Liste erscheinen würde den Paukenschlag der Auktion. Der Vater der Jungkuh zeichnet einen GZW von 81 und hat ein Minus von über 700 kg auf dem Kerbholz.  Die Spitzenkuh aber war Realität. Man konnte sie anfassen, kaufen und mit nach Hause nehmen. 

 

Die Frage ist nun wo liegt der Fehler?  

 

Sicher ist, wer die Braunviehzucht (selbes gilt für Fleckvieh und Holstein) stur auf die Matrix ausrichtet, gefährdet den Erfolg seiner Zucht und die Qualität seiner Herde. Wer den Repräsentanten der Matrix in den schwarzen Anzügen und den Krawatten (im Film repräsentiert durch Agent Smith) vertraut, wird Geld und vor allem des Spaß am Braunvieh verlieren. 

 

Was ist die Alternative? Viele Züchter vertrauen dem System ja schon lange nicht mehr und setzen bewusst auf alternative Genetik. Das Ergebnis davon sah man auf der oben beschriebenen Auktion. Problem sind für das Braunvieh die vielen Milchviehhalter die in der Matrix gefangen sind und immer noch davon überzeugt sind, dass sie die beste Genetik einsetzen. 

 

Ich habe keine Ahnung wie sie zu erwecken sind. Dieser Bericht ist ein kleines Glöcklein das außerhalb der Matrix leise bimmelt. Ein bescheidener Erweckungsversuch! Die einzig realistische  Hoffnung dass wir kurzfristig von der Matrix befreit werden, ist leider nur ein Stromausfall im Winter. Traurig aber wahr!

 

PS: Übrigens auf dem Foto seht ihr einen kleinen hornlosen Bullen aus eigener Zucht. Natursprung - auch ein Weg außerhalb der Matrix  für den Erhalt des Braunviehs bedeutsam werden könnte. 

 

 

 

 

Zuchtwertschätzung April 2022 - Die Wahrheit liegt zwischen den Zahlen

 

 

Die "intellektuelle Elite" der Rinderzucht hat vor  geraumer Zeit beschlossen, das marode System der Zuchtwertschätzung mit Einführung der genomischen Selektion zu retten. Obwohl bahnbrechende Erfolge bisher  ausblieben und die Wegränder mit Rohrkrepierern gesäumt sind, hielt und hält man am System konsequent und unbeirrt fest -  "Vorwärts immer, rückwärts nimmer!"  lautet das Motto An dieser Stelle verweise ich auf einen aktuellen Artikel der renommierten Fachzeitschrift Holstein International, Ausgabe 340, April 2022. Sein Verfasser Doug Savage vertritt darin die Meinung, dass die Töchterinformationen die heute in die Zuchtwerte einfließen weniger sicher sind und zu Verzerrungen führen. 

 

Eine neue Enttäuschung ist der  Bulle Antonov. Die genomische Selektion identifizierte ihn als Überflieger, die Bulleneinkäufer erhöhten ihn zum stark eingesetzten Bullenvater und 621 Töchter in der Zuchtwertschätzung stempeln ihn 7 Jahre nach seiner Geburt nun zum Rohrkrepierer ab. Wenn Doug Savage in seinem Artikel recht hat, dann ist Antonov wahrscheinlich noch viel schlechter als sein Zuchtwert bisher erwarten lässt, wurde er doch gezielt auf die besten Jungrinder und Kühe der Population angepaart. Die gute Nachricht meinerseits ist, mit 95% Sicherheit (die hat Antonov´s GZW jetzt) lässt sich die Spreu vom Weizen doch relativ sicher trennen. Diese Marke ist aus meiner Sicht der Goldstandard. Und wer bei der Anpaarung seiner Kühe auf Nummer sicher  gehen möchte, sollte den Einsatz solcher Stiere in Erwägung ziehen. 

 

Es gibt in diesem Bereich durchaus Bullen die bis heute als absolute Überflieger eingestuft werden können, von denen aber keiner mehr redet, komischerweise nicht einmal die Stationen die sie anbieten. Einer dieser Bullen ist für mich Julau. Julau erhielt im Dezember 2011 seinen ersten genomischen Zuchtwert. Mit GZW  122 gehörte  er sicherlich nicht zur absoluten Spitze seines Jahrgangs. Heute, 12 Jahre nach seiner Geburt, steht Julau trotz einer Abschreibung von 16,7 GZW Punkten bei einem Gesamtzuchtwert von 125!!! Vor ihm stehen heute nur Hapat, Vassli und Vanpari. Hapat und Vanpari verdanken ihr Durchhaltevermögen sicherlich ihren Etpat- Müttern. Beide sind noch verfügbar und beide sind sicherlich gute Bullen. Aber beide profitieren rechnerisch bis heute von den Modell-Lieblingen Vasir, Huray und Etpat. Julau hat sich dagegen seine Zahlen selber erarbeiten müssen. Mit dem Pedigree Juleng x Aurum x Poldi x Westgate hat er väterlicherseits doch einige "Bremser" im Stammbaum.  Julaus Zuchtwerte haben damit deutlich mehr "Tiefgang" als seine höher platzierten Jahrgangskollegen.  Tiefgang? Ein Vergleich der Zuchtwerte der Vorfahren  von Vanpari und Julau erklärt was ich damit meine.  Vanparis Vater Vasir liegt aktuell bei GZW 118 sein Muttersvater Etpat bei 115, ergibt im Mittel 116.  Julaus Vater Juleng liegt bei GZW 105, sein Muttersvater Aurum bei 88. Ergibt im Mittel 96. Damit liegt Vanparis Abstammungszuchtwert satte 20 Punkte über dem von Julau. Aktuell liegt Vanpari bei GZW 131 und Julau bei 125.  Der Vorsprung beträgt also nur 6 statt 20 Punkte. Wenn man nun davon ausgeht, dass trotz der hohen Sicherheiten der Pedigreezuchtwert immer noch in der Schätzung Gewichtung findet, dann könnte es durchaus realistisch sein, dass Julau in Summe sogar bessere Nachkommen hinterlässt als Vanpari. Ich möchte mit diesem Beispiel Vanpari nicht abwerten und Julau nicht aufwerten, ich möchte nur zeigen, dass es beim Lesen der Zuchtwertlisten auch immer einer gewissen Interpretation  bedarf. Hoch ist nicht immer gut und niedrig ist nicht immer schlecht.

Die Wahrheit liegt zwischen den Zahlen! 

 

Braunvieh als spätreife Rasse kann aus meiner Sicht im Konzert der Rassen nur bestehen, wenn die Kühe auch wirklich im Vergleich älter werden und unkomplizierter sind als die Holstein- und Fleckviehkonkurrenz. Dazu gehört nicht unbedingt die absolute Höchstleistung im 1. Kalb (Prinzip: Melken mit alten Kühen!), aber gute, drüsige Euter, beste Fundamente und eine gute Fruchtbarkeit. Ich bin zwar alles andere als ein Schauzüchter, trotzdem denke ich dass bei der Zukunft des Braunviehs das Exterieur eine wichtige Rolle spielt.  Es gibt beim Braunvieh in den Zuchtwertlisten viele hoch platzierte Bullen, sie erfüllen aber oft nicht die Exterieurvoraussetzungen um das zu halten was die Zahlen versprechen. Pustertal z.B. ist so ein Bulle. Seit Jahren ist er ganz oben in den Listen zu finden, aber seine Euter sind tief, das Zentralband ist schlecht und auch die Becken lassen zu wünschen übrig.   Hier gibt es eigentlich nur 2 Möglichkeiten, entweder die Bewertung seine Töchter ist fehlerhaft, oder seine Zuchtwerte sind überbewertet. Von Bullen wie Pustertal müssen eigentlich Töchtergruppen ausgestellt werden, damit man sich ein Bild machen kann. Ich möchte gar nicht behaupten dass Pustertal ein schlechter Bulle ist, ich kann nur mit einem so kontroversen Erscheinungsbild seiner Zuchtwerte überhaupt nichts anfangen und lasse im Zweifelsfall lieber die Finger von solchen Stieren.  Mein Problem ist, ich traue der deutschen Zuchtwertschätzung (und vor allem der Exterieurbewertung) nicht über den Weg. Fast alle hohen Bullen bauen ihren (Zuchtwert-) Erfolg auf Huray und Vasir auf. Das sind die Zugpferde im System. Unter den Top 20 findet sich kein einziger nachzuchtgeprüfter  Bulle mehr der ohne diese beiden Vererber auskommt. Aber ich frage mich seit Jahren ob das gut gehen kann? Ich frage mich ob diese Bullen wirklich so gut waren, um das Fundament der Deutschen Braunviehzucht zu stellen?  Ich glaube, dass sie in den Bereichen Fitness und Exterieur der Rasse mehr schaden als nützen und dass wir Deutsche uns mit unserem Zuchtwertsystem (im niedrigen Sicherheitsbereich) selber in die Tasche lügen.

Ich möchte hier aber nicht falsch verstanden werden, denn alle modernen Zuchtwertmodelle  leiden unter Unsicherheiten im niedrigen Sicherheitsbereich. Während es den aber Holsteins gelingt dies  mit hohen Einsatzleistungen zu kompensieren und  das  Fleckvieh mit guten Schlachterlösen glänzt , kann sich das Braunvieh  Fehltritte kaum erlauben. Jede verlorene Jungkuh tut der Rasse weh! Umso mehr ist der bedingungslose Glaube an die genomische Selektion beim Braunvieh  ein Ritt auf der Rasierklinge. 

 

 

(Einwurf: Natürlich weiß ich, dass viele Leser diese Meinung nicht teilen und dieser Blog sie immer wieder in Wallung bringt. Ich beanspruche nicht für mich, dass dieser Blog der Weisheit letzter Schluss ist, aber ich sehe, ich höre, ich melke und ich denke. All dies bewegt mich dazu, diese Zeilen in meiner freien Zeit, für umsonst,  zu Papier zu bringen. Allen die anderer Meinung sind, stehe ich gerne Rede und Antwort oder lasse mich eines Besseren belehren)

 

Und was für Bullen bleiben dann übrig wenn man der Sicherheit der Zuchtwerte mehr Beachtung schenken will? 

 

Ich möchte  AG Verdi nennen, wohlwissend, dass  ich ihn an dieser Stelle schon einmal "zerrupft" habe.  Verdi stürzte mit seinen ersten Töchtern in Milch deutlich ab, stabilisierte sich dann aber auf hohem Niveau und hält dies bis heute. Er macht wohl keine schönen Jungkühe, wer sich mit 3.500 Töchtern als so überragender Allrounder präsentiert, verdient aber Anerkennung!  Mit seinem Pedigree Versace x Pronto x Hussli x Dotson ist er zwar auch kein Exote aber er verbindet hohe Inhaltsstoffe mit einer soliden Leistung und besten Fitnesseigenschaften. 

 

Julau:    Wie AG Verdi ist auch Julau ein sicher geprüfter Allrounder ohne große Schwächen. 

 

Simbaboy: Auch Simbaboy kann seine Zuchtwerte halten und ist mit hoher Sicherheit die Nummer 2 der nachzuchtgeprüften Vererber in der Schweiz. Mittelgroße Kühe mit guten Fundamenten und Eutern. 

 

Brilliant: Der Brookings-Sohn aus Egiz Selina kann seine Zuchtwerte gut halten. Bis auf die leicht unterdurchschnittliche Melkbarkeit zeigt er kaum gravierende Fehler auf. 

 

Tequila:  Tequila ist ein US Bulle und mit dem Pedigree Carter x Alloy x Pronto x Gordon x Prophet eine Linien-Alternative. Er verbessert sich mit steigender Töchterzahl. Schaut ihn euch mal an!   Carter war ein guter Bulle mit sehr schlechter MBK. Tequila ist hier nur leicht negativ. 

 

Hacker: Hacker ist und bleibt für mich einer der komplettesten Huray-Söhne.   Unauffällige Kühe die bleiben! Sein Sohn AG Hamburg macht sich bisher ganz gut und könnte das Zeug dazu haben ihn zu beerben. Bei Select Star in der CH steht mit Hacal (Hacker x Calvin x Payoff x Zoldo) ebenfalls ein später Hacker-Sohn in den Startlöchern.

 

Calvin: Calvin bleibt für mich ein toller Bulle  der sehr ausbalancierte Kühe produziert. Leider geht sein Spermavorrat zur Neige. Mit seinen  Söhnen Pete (Calvin x Blooming x Vigor x Playboy x Starbuck) und Dairystar (Calvin x Payssli x Brookings x Vigor) besteht auch hier Hoffnung auf Nachfolge. 

 

Dynamite:  Diesen Bullen möchte ich niemanden aufschwätzen er macht sicherlich keine 30-Liter-Jungkühe am Band und  seine MBK ist zu beachten ,  aber er hält sich stabil, hat eine etwas alternative Blutführung, ist ein reiner US-Bulle, hat eine tiefe Kuhfamilie hinter sich , super Exterieur, gute Gehalte, Kappa Casein BB, A2A2  und man hört immer wieder Gutes von ihm. Sein Vater Cadence verdient immer noch Anerkennung und wer noch Sperma von ihm hat, kann sich glücklich schätzen. 

 

...

 

Wenn jemand noch Bullen weiß, die es hier verdienen Erwähnung zu finden, kann mir gerne eine Mail schreiben. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Nachfrage nach Weizen ist beispiellos"

Auf dem Foto ist zwar kein Weizen zu sehen, dennoch ist am Getreidemarkt ein güldenes Zeitalter angebrochen.  Bei Börsenschluss am 4 März schloss der europäische Weizenkontrakt  auf einem Rekordhoch von 426 Euro je Tonne! 

Ich möchte an dieser Stelle auf meinen Blog-Artikel von Oktober 2021 "Welche Kühe braucht das Land" verweisen. 

Damals machte ich schon auf die Preisentwicklung am Getreidemarkt aufmerksam. Der Weizenpreis lag im Oktober bei 280€/t. Der Ukraine-Krieg  wirkte nun als Brandbeschleuniger auf einem angespannten Markt. Der Wegfall von Russland und der Ukraine als große Weizenexporteure löst nun abseits der medialen Berichterstattung ein Erdbeben aus, dessen Folgen nur schwer abschätzbar sind. Während die verschreckte Politik unter Führung der Grünen  die Reaktivierung   der Atommeiler in Erwägung zieht, kaufen Spekulanten die spärlichen Weizenvorräte auf. Hatte Putin dass bereits in seiner Kriegsplanung einkalkuliert?  Ich verurteile seinen Überfall auf die Ukraine, angesichts der Tatsache aber , dass der Konflikt dort bereits seit 2014 (Überfall auf  die Krim) eskaliert ist, muss man feststellen, dass Putin wohl besser auf diesen Krieg vorbereitet ist als der Westen. Wir brauchen sein Öl, sein Gas, seine Kohle, wahrscheinlich sogar die ukrainischen Atomkraftwerke  und seinen Weizen!  Mit Windrädern, ein paar wenigen Biogasanlagen und PV-Strom lässt sich unser maßloser westlicher Lebensstil nicht mit Energie unterfüttern. Nicht nur die Bundeswehr steht blank da! Legt sich da aktuell der Drogenabhängige mit seinem Dealer an und merkt es gar nicht?

 

Ich möchte aber an diesem Punkt nicht über die große Weltpolitik schreiben, sondern wie immer über das Braunvieh. Wieder stelle ich die Frage - "Welche Kühe braucht das Land?". 

 

  • Brauchen wir extreme Hochleistungskühe welche den Großteil ihrer Milch aus Getreide und Soja-Konzentrat umsetzen?
  • Brauchen wir Kühe die übermäßig groß oder schwer sind  und einen hohen Erhaltungsbedarf haben? 
  • Brauchen wir Kühe mit niedriger Nutzungsdauer, deren CO²-Bilanz allein schon durch die miserable Remontierungsrate verhagelt wird?   
  • Brauchen wir Kühe die ihre Milch aus Maissilage, Soja- und Rapsschrot geben, anstelle von Gras, Silage und Heu?

 

Nein wir brauchen sie nicht und bei steigenden Dünger-, Kraftfutter- und Energiepreisen kippt die Kosten-Nutzen-Rechnung schneller als mancher  reagieren kann. Das Gesetz vom abnehmenden Ertrag stand zwar auf dem Lehrplan eines jeden Auszubildenden in der LWS, aber bei Getreidepreisen von unter 100€ je Tonne und Dieselpreisen von unter 1 Euro war es nie relevant darüber nachzusinnen. Ein hoher Kraftfuttereinsatz hat sich immer gelohnt und pachten rund um den Globus war eine lukrative Strategie um seine Wachstumsträume zu realisieren. Noch vor 10 Jahren machte der ehemalige Zuchtleiter Ludwig Mößner die Bauern für die niedrigen Jahresleistungen beim Braunvieh verantwortlich, weil sie angeblich nicht in der Lage seien ihre Kühe gescheit auszufüttern. Viele werden jetzt sagen, die aktuelle Krise geht wieder vorbei und dann geht die Party weiter. Ich sage, was wir jetzt erleben ist erst der Anfang. Die Klimakatastrophe ist in vollem Gange und wird für uns noch so manche unangenehme Überraschung bereit halten.  Angesichts der aktuellen Kriegs- und Rüstungsorgien ist es allerdings doch fraglich ob die Menschheit sie überhaupt erlebt. 

 

Das mag sich für manchen doch sehr pessimistisch anhören und ich hoffe zutiefst, dass sie damit recht haben. Ich leite meine Gedanken aber von einem Grundsatz ab, der sich in der Geschichte am Ende am ehesten  durchgesetzt hat. Nicht die Gesetze und Regeln des Menschen entscheiden über seine Zukunft, sondern die der Natur. Nur wem es gelingt im Einklang mit ihr zu leben und dabei nicht mehr nimmt als er gibt, hat langfristig eine Zukunft. In Bezug auf die Milchviehhaltung ist das Braunvieh für mich noch eine der "ursprünglichsten" und "natürlichsten" Rassen. Kann man sich davon etwas kaufen? Ja!!! Wer in der Vergangenheit auf Nutzungsdauer gezüchtet hat und dabei flankierend eine moderate  Leistungssteigerung bei guten Inhaltsstoffen und gutem Exterieur  nicht aus dem Auge verloren hat, ist schon heute mit Braunvieh wirtschaftlich gut aufgestellt. Wenn die Energie- und Kraftfutterpreise weiter steigen wird sich auch die Art der Milchviehhaltung wandeln. Milchproduktion wird sich zwangsläufig mehr und mehr an die Grünlandwirtschaft koppeln und vom Ackerbau distanzieren. Wenn dies eintritt, dann sitzt man mit einer guten Braunviehherde nicht mehr auf der Ersatzbank, sondern  in der  Poleposition! Vielleicht beruhigt sich die Lage vorübergehend wieder (ich hoffe es),  vielleicht sinken die Preise für Energie und Kraftfutter mittelfristig wieder und wahrscheinlich werden dann manche über diesen Bericht lachen. Sicher aber ist, der von mir beschriebene  Trend zeichnet sich bereits jetzt deutlich ab, und er wird von einer Natur befeuert die sich nicht ewig von den Wachstumsphantasien der Menschheit vergewaltigen lässt. Die Natur braucht den Menschen nicht, aber der Mensch die Natur. In diesem Sinne einen schönen Sonntag und  der Friede sei mit  Euch! 

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Egochs Dally Simbaboy - der Beständige

Im Jahr 2018 habe ich Simbaboy an dieser Stelle schon einmal einen Bericht gewidmet. Heute vier Jahre später möchte ich diesen Ausnahmebullen noch einmal in Erinnerung rufen. Warum ist das wichtig? Simbaboy wurde am 18.06.2012 geboren. Seinen ersten Zuchtwert erhielt er im August 2014. Auf deutscher Basis errechnete Grub damals einen GZW von 116. Trotz einer Basisanpassung von minus 12,2 Punkten steht Simbaboy heute bei GZW 120!!!! 

Simbaboy wurde also auf deutsch-österreichischer Basis massiv unterschätzt und entsprechend schwach eingesetzt. Obwohl international 1.227 Töchter in Milch registriert sind fließen in Deutschland und Österreich bisher erst siebzig 100-Tageleistungen in seinen Zuchtwert mit ein. Chancen als Bullenvater erhielt er selbst in seinem Heimatland der Schweiz kaum. Trotzdem ist seine Ausbeute beeindruckend.  Seine Söhne Bunin, Turayo und Morillo schafften in der Schweiz den Sprung in den Wiedereinsatz.  Eine Erfolgsquote von 100 Prozent!!!!

 

Für mich ist Simbaboy trotz seines hohen Alters aktuell immer noch einer der besten töchtergeprüften Bullen der internationalen Braunviehzucht und wer ihn noch nicht eingesetzt hat sollte an dieser Stelle nachdenklich werden. 

Stärken

Simbaboy bringt ausreichend Milch und hohes Eiweiß mit A2A2 und Beta-Casein BB. Sein Fettgehalt ist auf deutscher Basis negativ (-0,11%) und auf CH Basis leicht positiv (+0,04%). Da kann sich jetzt jeder selber aussuchen was er glaubt.  In der Schweiz wo die große Masse seiner Töchter steht notiert er 114 für Nutzungsdauer, 117  für Töchterfruchtbarkeit, 106 für Zellzahl, 108 für Persistenz und 107 für Temperament.  Seine Töchter sind mittelrahmig (102) mit ausreichend Breit und einer guten Bemuskelung. Die Sprunggelenkswinkelung ist laut dem deutschen Beschrieb  gewinkelt (123). Nach allem was ich bisher gesehen habe macht Simbaboy sicherlich keine Säbelbeine, aber er kann tendenziell zu steile Hinterbeine korrigieren. Mit einem aAa Code von 345 ist er  im großen Pool der 2-er Bullen ein willkommene Bereicherung beim Braunvieh. 

Jetzt oder nie!

Ich weiß nicht wie groß der Vorrat an Simbaboy-Sperma noch ist, aber wer auf hohe Zuchtwerte pfeift und wem Sicherheit wichtig ist, der sollte noch Sperma ordern. Simbaboy macht grundsolide Braunviehkühe mit Leistungspotential, Fitness und einem funktionalen Exterieur. Er hat eindeutig das Potential die Euter und den Eiweißgehalt nachhaltig zu verbessern. Ein wenig Augenmerk sollte man auf die langen Voreuter legen. Aus meiner Sicht sind die vielleicht einen Tick zu lang. Man muss beobachten ob diese in den Folgelaktationen halten. Ein weiterer kleiner Schwachpunkt, wenn es überhaupt einer ist (für mich nicht), ist die Tatsache dass er vereinzelt weiß gescheckte Tiere (Kopf, Bauch, Beine, Flanke) hinterlässt. Auf den Auktionen und bei der Stierkörung sehen die "Experten" das nicht gerne. Ich sage dazu: >>Da schaut die Milch schon durch!". In der Schweiz sind Blüem-Kühe übrigens Glücksbringer im Stall.

 

 

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La Rainbow Dynamite - der Gesetzlose

Mit welchen Bullen man seine Kühe besamt ist jedem selber überlassen. Über die Qualitäten der Listenführer wird viel geschrieben. Sie werden gelobt, überhöht, gepriesen und die meisten von ihnen verschwinden irgendwann in der Bedeutungslosigkeit. La Rainbow Dynamite war seine ganze Karriere über ein höchst umstrittener Bulle. Sein Gesamtzuchtwert war nie besonders hoch, sein Milchwert ließ zu wünschen übrig aber sein Exterieur war bemerkenswert. Als seine Töchter in Milch kamen ging die Milchmenge zurück und die Melkbarkeit fiel. Viele schrieben Dynamite ab! 

Dem möchte ich nicht folgen und ich traue Dynamite noch so manche Überraschung zu. 

 

Schwächen

Kommen wir zuerst zu seinen Schwächen. Ich sehe keine. Ja, seine MBK ist auf den ersten Blick schlecht, aber wir haben mittlerweile genug Kühe die zu  gut melken sind und für die ist Dynamite wie geschaffen. Ja, seine Milchmengenvererbung ist negativ. Aber mal ehrlich, seine ganze Mutterlinie ist nicht mit Milchmengenvererbern gesegnet (Cadence x Durham x Supreme x Starbuck). Unser Rechenzentrum in Grub straft so etwas  gnadenlos ab. Wo nichts ist, kann nichts sein! Und sonst? Ich sehe keine gravierenden  Schwächen in seinem Zuchtwertprofil und Dynamite hat international immerhin schon über 1.330 Töchter in Milch.

 

Stärken

Dynamite ist einer der wenigen nachzuchtgeprüften "Vollamis" die es überhaupt noch gibt.  Bis auf Durhams Mutter-Vater Vigor kommt er ohne Simon- bzw. President-Blut aus. Derzeit ist das selten! Dafür fließt über Supreme,  Snickerdoodle und über seine Urgroßmutter Butterfly,  Starbuck-Blut in seinen Adern. Das kann nicht schaden!

Dynamite vererbt solide Milchgehalte und sein Eiweiß ist mit A2A2 und Beta Casein BB hochwertig. Glaubt man seinem linearen Profil dann produziert Dynamit spätreife Kühe. Seine Töchter sind nicht übermäßig groß und fallen eher etwas leichter und schmäler aus. Die Euter sind extrem hoch aufgehängt und klein (Eutertiefe 132)  dafür aber sehr drüsig und auffallend gut aufgehängt und  beadert. Mal ehrlich, die deutsche Zucht kann solche Bullen doch aktuell sehr gut gebrauchen! Trotz seinem schlechten Milchzuchtwert und einer unbefriedigenden Melkbarkeit halten sich die Kühe bisher überdurchschnittlich lange  auf den Betrieben (D 109, CH 110). Die Eutergesundheit ist hervorragend und Persistenz und Fruchtbarkeit bewegen sich auf neutralem Niveau. 

Noch ein paar Sätze zum Exterieur seiner Töchter. Rangiert man die Zuchtwertlist der geprüften Braunviehbullen nach Euter, führt Dynamite die Liste mit einem Wert von 136 souverän an. Er liegt damit vor Größen wie Calvin, Phil, Lennox und Bender!  Er vererbt trockene Gelenke, eine gute Oberlinie und eine gute Beckenlage. 

 

All das deutet darauf hin dass sich die Dynamite-Töchter mit zunehmendem Alter zu starken, vielleicht sogar  überragenden Kühen entwickeln könnten. Züchter die früh mit Dynamite gearbeitet haben, bestätigten mir das bereits. Wer die MBK im Auge hat und wem hohe Zuchtwerte nicht wichtig sind,  der kann mit Dynamite wenig falsch machen. 

Vetsch´s Nesta Calvin - je älter je auffälliger!

Foto: Guillaume MOY Photographies
Foto: Guillaume MOY Photographies

Er ist aktuell einer der auffälligsten Braunviehbullen im Netz. Wohin man blickt überall bestechen seine Töchter im Schauring. Links im Bild sehen wir die frisch gekürte Champion-Kuh des Bündner Jubiläums Braunviehtags  Calvin Calimera, von Paul und Simona Caduff. Auffällig ist auch, dass die Siegerkühe oft schon älter sind und mehrere Laktationen auf dem Konto haben. Kein Wunder, Calvin selbst ist bereits 2009 als einer von vielen Nesta-Söhnen geboren und ins Rennen gegangen. Mit 2680 Töchtern in Milch wurde er weniger stark eingesetzt als seien Halbbrüder Nescardo (4120 Tö) und Norwin (4685 Tö). Schaut man sich allerdings seine Zahlen an, so hat er sich mit der Zeit von diesen abgesetzt. Mit einer Gesamtnote von 127  ist er seinen Brüdern weit überlegen. Calvin ist aber nicht nur ein Schaubulle, er ist auf Schweizer Basis auch ein überragender Nutzungsdauervererber (120) und das ist im Vergleich zu seinen Kollegen Blooming und Biver eine erfreuliche Erscheinung. Erfreulich ist auch, dass er als Nesta-Sohn einen leicht positiven Fruchtbarkeitswert vorzuweisen hat. Calvin ist zwar auf den ersten Blick kein Leistungsvererber, wenn man aber mit Züchtern aus der Schweiz spricht, so bestätigen diese, dass sich die Calvin-Töchter von Jahr zu Jahr auffallend steigern. In Verbindung mit der hohen Nutzungsdauer lässt das aufhorchen! Calvin ist zwar negativ im Eiweiß, aber immerhin hat er Beta-Casein BB. Seine Töchter sind nicht übermäßig groß und trotz der Breite im Körperbau fein. Die meisten haben eine helle Fellfärbung. Beachten sollte man seinen leicht negativen Zellzahlwert der sich wohl von seiner schnellen Melkbarkeit ableiten lässt. Auf deutscher Basis hat Calvin einen positiven Zuchtwert für Persistenz. 

Gutes Gesamtpaket

Calvin ist für mich seit Jahren ein Bulle der relativ viele positive Eigenschaften unter einen Hut bringt. Er macht nicht zu große Kühe mit viel Breite, guten Fundamenten und hervorragenden Eutern. Seine Töchter sind spätreif  werden dafür aber alt. Dies schafft er in Verbindung mit einer soliden Persistenz und einer akzeptablen Fruchtbarkeit. Es gibt aktuell nicht viele nachzuchtgeprüfte Vererber die so viel auf einmal können wie Calvin! 

Welche Kühe braucht das Land?

Diese Frage sollte sich jeder Milchviehhalter angesichts der aktuellen Unsicherheiten rund um die Zukunft der Milchwirtschaft stellen. Der Klimawandel, manche sprechen bereits von der Klimakatastrophe, rüttelt an den Grundfesten des Systems. Zwar wollen das viele noch nicht wahrhaben und hoffen auf ein "Weiter so", aber sind wir mal ehrlich, irgendwie spüren doch alle, dass alles  aus der Spur läuft.   Die trockenen Jahre der vergangenen drei Jahre haben auf den Betrieben ihre Spuren hinterlassen. In Verbindung mit einer mäßigen Getreideernte infolge von Nässe und Kälte in diesem Jahr, sind die Preise für Weizen an den Terminbörsen explodiert. Die Vorräte schrumpfen und das  bei steigender Nachfrage. 

Quelle: agrarheute

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Moderne Braunviehkühe fürs Klima

In Ausgabe 174 war an diesem WE der links abgebildete Artikel zu lesen. Ein Mutterkuhhalter aus Mecklenburg versucht dabei gegen die weitläufige Meinung anzukämpfen, dass Rinder Klimakiller seien und man deshalb weniger Fleisch und Milchprodukte verzehren sollte. Er argumentiert damit, dass seine Rinder im Sommer nur Gras zu fressen bekommen und die CO2-Bilanz dieses Fütterungssystems nahezu ausgeglichen, wenn nicht sogar positiv ausfällt. Rückendeckung erhielt er dabei von Björn Kuhla vom Leibnitz-Institut für Nutztierbiologie in Dummersdorf. Zwar erteilt er der landwirtschaftlichen Rinderhaltung (Milch und Fleisch) keine Generalabsolution, dennoch aber in bestimmten Ausnahmefällen. Auf dem Feld zurückbleibende Futterreste der Grünland- und Weidewirtschaft verbesserten den Kohlestoffgehalt im Boden, der ausgebrachte Dung in Form von Mist, Kuhfladen und Gülle regte die immer grünen Grasbestände  zum Wachstum an und binde Kohlendioxid.  Der Biochemiker Kuhla sieht in dem Bericht nicht die Rinderhaltung an sich als Problem an, sondern deren Anzahl und Verteilung  in der Fläche. Besonders dort wo Wälder abgeholzt und Feuchtflächen trockengelegt werden, werde mehr Kohlenstoff in die Atmosphäre gepustet als Land - und Forstwirtschaft in der Lage sind in Pflanzen und Boden zurückzuführen. In dem Text springt ihm der Agrarwissenschaftler Prof. Dr. Hermann Lotze-Campen bei. Dieser möchte die Rinderhaltung am liebsten auf die Standorte reduzieren auf denen Ackerbau nicht stattfinden kann und damit im Vornherein eine Trog-Teller-Diskussion ausgeschlossen werden kann. Flächen die dort bei zurückgehendem Konsum zusätzlich nicht mehr gebraucht würden, möchte Lotze-Campen im Bericht am liebsten "aufforsten" lassen!

 

Warum erwähne ich diesen Bericht so ausführlich auf meinem Blog? In Kürze ist Zuchtwertschätzung, und egal bei welcher Rasse werden die "Turbobullen" (viel Milch und Eiweiß-kg) wieder gelobt und gepriesen werden. Bullen die vor allem mit viel Kraftfutter in der maisbetonten Misch-Ration den höchsten Profit versprechen. Doch wer den oben erwähnten Bericht gelesen hat, wird zu dem Schluss kommen müssen, dass diese Bullen und die Betriebe  die sie einsetzen, eigentlich Auslaufmodelle sind. Besonders die Rasse Holstein in ihrer aktuellen Prägung und das "Mais-Fleckvieh" in den Ackerbauregionen wird unter dieser Entwicklung stöhnen. Aber auch mancher "Exterieur-Holzbock", der mit seiner Größe und der vermeintlichen Überlegenheit im Exterieur zwar die Schaurichter noch zum jubeln bringen  kann (sonst niemanden), wird dann ein Problem bekommen. Es ist heute keine Frage mehr ob diese Entwicklung einsetzen wird, es ist nur noch die Frage wann! Angesichts der Hochwasserkatastrophe in Deutschland, vielleicht schneller als mancher vermuten möchte. 

 

Unser Braunvieh ist an sich ein Rind welches mit einer grasbetonten Ration gut zurecht kommt. Dass die Zuchtverantwortlichen einer Leistungssteigerung beim Braunvieh   immer noch hinterher hecheln, ist angesichts der aktuellen Entwicklungen ein fundamentaler Fehler! Ganz besonders in Anbetracht der Tatsache, dass dafür Abstriche in den Bereichen Nutzungsdauer und Fitness akzeptiert werden. 

 

Ich habe es schon öfter an dieser Stelle beschrieben, Braunvieh ist eine extrem moderne Rasse mit einer hervorragenden Zukunftsperspektive, besonders im Hinblick auf die sich anbahnende Klimakatastrophe. Dringend gilt es aber züchterisch die Weichen zu stellen! Wir brauchen Kühe die auf extensiven Grünlandstandorten  mit möglichst wenig oder gar keinem Kraftfutter ausreichend viel Milch erzeugen können und dabei gesund und fruchtbar bleiben. Fruchtbarkeit, Nutzungsdauer, Spätreife, Persistenz und ein funktionales Exterieur (gute Euter, gute Beine, nicht zu groß) spielen dabei eine zentrale Rolle. Ich sehe hier aktuell in der Breite kaum einen nennenswerten Ansatz. Die Europäische Vereinigung für Naturgemäße Rinderzucht (EUNA) stellt an dieser Stelle ein rühmliche Ausnahme!  Ich möchte nicht missverstanden werden, auch ich schätze Kühe die Milch geben. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht dass ausgewachsene Kühe (ab der 3. bis 4. Laktation) mit hohen Leistungen besser zurecht kommen als junge Tiere und man diese mit weniger Kraftfutter dann besser in der Spur halten kann. 

 

In Kürze ist wieder Zuchtwertschätzung, wer die wirklichen Topbullen in den Listen finden möchte, muss auch bereit sein in den mittleren bis unteren Rangierungsbereichen oder in  alternativen Zuchtprogrammen (EUNA) zu suchen. 

 

Viel Erfolg! 

 

Nach der Zuchtwertschätzung werde ich an dieser Stelle (wenn ich welche finde) einige solcher Bullen beschreiben. Schaut einfach mal rein!

Quem usum - wem nützt es?

Wie angekündigt hat das Institut für Tierzucht (ITZ) in Grub die Berechnungsmethode der Braunviehzuchtwerte auf das neue "Single-Step" Verfahren umgestellt.  Die "Experten" mussten regieren weil das alte Verfahren der genomischen Selektion ein ziemlicher Reinfall war. Die hohe Zahl der an dieser Stelle immer wieder vorgestellten "Rohrkrepierer" zwang die Verantwortlichen zum handeln.  Dabei haben sie aber nicht die Grundsätze ihres Tuns hinterfragt und einen dringend notwendigen Richtungswechsel eingeleitet, nein sie haben das alte System mit neuem Zahlenmaterial weiter aufgebläht. Um die Sicherheit ihrer Zuchtwerte zu verbessern wurden nun auch die Typisierungsergebnisse der bisher getesteten Kühe mit einbezogen. Der Fachausdruck Single-Step weist auf die gleichzeitige Berücksichtigung von Leistungs- , Abstammungs- und Genom-Informationen in einem ZWS-Lauf hin.  Zusätzlich zu Single-Step wurde ZWS-Verfahren für die Nutzungsdauer neu aufgerollt. Im sogenannten Abschnittsverfahren ist der Fokus besonders auf die ersten beiden Laktationen gerichtet. Folgelaktationen spielen nur noch ein untergeordnete Rolle. Kosmetik hinsichtlich der genetischen Trends wurde beim Braunvieh auf Wunsch der Zuchtverbände vorgenommen. Die Streuung der Gesamtzuchtwerte wurde von 12 auf 15 Punkte angehoben. Dies wirkt sich direkt auf das Gesamtniveau der Zuchtwerte positiv aus. Ohne dass die Bullen wirklich besser werden steigt der Zuchtwert besonders bei den Spitzenbullen nochmals signifikant an. 

 

Das Ganze führt dazu, dass wir jetzt neue Zahlen sehen die im Kontext zu den Veränderungen im Berechnungssystem gesehen und bewertet werden müssen. Im Prinzip ist es so als würde man 1.000 g Mehl in einer zuvor austarierten Plastikschüssel  abwiegen. Die selbe Menge Mehl füllt man dann in eine Metallschüssel und freut sich, dass die Waage plötzlich 1.250 g anzeigt, obwohl immer noch 1.000 g Mehl in der Schüssel sind. 

 

Am Besten lässt sich das auf die Entwicklung des Bullen Husold übertragen der die GZW-Liste jetzt haushoch mit einem GZW von 145 Punkten anführt. Husold hatte im Dezember einen GZW von 136 bei einer hohen Sicherheit von 97 Prozent. Husold hat  bisher über  800 melkende Töchter von denen 467 bereits mindestens eine 3. Laktation abgeschlossen haben. Soweit so gut. Nun stellt das ITZ in Grub die Zuchtwertschätzung um, die Sicherheit von Husold steigt von 97 auf 98  Prozent. 2 Töchter kommen neu in der Exterieurbewertung dazu.   In der Milch legt Husold 32 kg zu, im Fett verliert er leicht, im Eiweiß gewinnt er minimal dazu, in der Nutzungsdauer verliert er 4 Punkte, in der Fruchtbarkeit 3 und in der ZZ einen Punkt. Die Exterieurbewertung bleibt nahezu identisch. Trotzdem legt Husold wie durch Wunderhand 9 Punkte im GZW zu!!! Meine  Damen und Herren, da hat einer nicht nur mit dem Schraubenzieher am System gedreht, nein er hat die Rohrzange genommen!  Versteht mich nicht falsch, Husold ist sicherlich kein schlechter Bulle, aber wie im Beispiel mit der Schüssel Mehl, wiegt er immer noch 1.000 g! 

 

 

Als Außenstehender sind solche Kapriolen nicht nachvollziehbar und mich machen sie extrem misstrauisch. Ich stelle mir dann immer die Frage: Quem usum - wem nützt es?

 

 

 

Vive la France - oder die Hoffnung stirbt zuletzt

In meinem letzten Artikel habe ich eine Lanze für die "Braunviehliebe" gebrochen. Kürzlich fand ich auf Facebook die Seite BGS - Brune Génétique Services. Auf dieser Seite wird wirklich gute Werbung für unsere Braune Kuh gemacht. Es werden Betriebe vorgestellt die auf Braunvieh umgestellt haben, weil sie aus Braunviehmilch einzigartige Milchprodukte von höchster Qualität herstellen können. Sie halten Braunvieh weil sie das Temperament der Tiere schätzen und weil in den heißer werdenden Sommermonaten das Braunvieh besonders gut damit zurecht kommt. Es freut mich sehr wenn es noch Bauern gibt die die Stärken des Braunviehs erkennen und schätzen und an der Zucht Interesse zeigen.

 

Unsere Molkereien erhalten die beste Braunviehmilch quasi zum Nulltarif, ohne Aufpreis. Wie ahnungslos sind die Verarbeiter wenn sie es achselzuckend hinnehmen, dass sie diese Milch mehr und mehr verlieren? Kein Aufschrei, keine Marketingoffensive, keine Kampagne für das Braunvieh! Auch die Zuchtverbände, allen voran die AHG, dämmern vor sich hin. Frei nach dem Motto , auch Schecken lassen sich gut verkaufen!

 

Schaut einfach mal auf oben genannte Seite und überlegt, ob es nicht auch bei uns langsam an der Zeit wäre, die Strategie zu ändern?

 

Wir haben ein einzigartiges Produkt, welches wir durch Massenware von der Stange ersetzen. Ja, es gibt Wettbewerb und von der Liebe allein kann man nicht leben und wo Wettbewerb herrscht entscheidet Qualität. Die Frage ist, können wir mit der Zuchtstrategie der vergangenen Jahre diese Qualität generieren?  Hat unser Führungspersonal überhaupt den richtigen Plan?  Ein Blick auf die Liste der Nachzuchtgeprüften Vererber spricht hier Bände. 

 

In Frankreich entwickelt sich eine intakte Braunviehpopulation - das ist gut! Vielleicht beziehe ich meine Bullengenetik in Zukunft aus Frankreich. Vive la France - oder die Hoffnung stirbt zuletzt!

 

Für weitere Beispiele und Bilder nach unten klicken!

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Zur Erinnerung: Die besten Kühe der Welt! (geschrieben 2019)

Der SüdPlus-Bericht war alles andere als eine Werbung für unser Braunvieh. Schonungslos wurden die Probleme beschrieben, gnadenlos der Rückgang in den Stammgebieten Deutschland, Österreich und Schweiz dokumentiert. Als Braunviehfreund wurde man auf eine harte Probe gestellt! Ich wehre mich aber dagegen, jetzt in Selbstmitleid zu versinken. Auch wenn in der Zucht so einiges aktuell schief läuft, ganz ohne Zweifel, so bin ich doch davon überzeugt dass wir mit Braunvieh eine der modernsten Rassen in unseren Ställen stehen haben.  Im folgenden Blog-Artikel werde ich Euch erklären warum ich das denke.

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Ein Hoch auf die (Braunvieh-) Liebe!

>>Braunvieh ist tot<< , dies sagte mir kürzlich ein Bekannter der die Milchviehhaltung in Kürze einstellt mit lächelnder Miene ins Gesicht. Ich nahm diese Aussage achselzuckend hin, die Leute reden viel. Wenige Tage später traf ich einen Vertreter einer süddeutschen Besamungsstation, der mir sehr betroffen erzählte dass die Besamungszahlen beim Braunvieh aktuell  regelrecht einbrechen. Ich wurde stutzig. beides passt irgendwie zusammen. Für mich sind  beide Aussagen nachvollziehbar. Sie sind nicht neu, denn seit Jahrzehnten läuft in der deutschen Braunviehzucht so einiges falsch. Unsere Braunviehzucht befindet sich in den Händen von  Männern denen es an einer ganz entscheidenden Fähigkeit fehlt , der "Braunvieh-Liebe". Ich sehe jetzt schon viele kopfschüttelnd vor dem Bildschirm sitzen und fluchen, >>Jetzt spinnt er<<!  Denen empfehle ich an dieser Stelle auszusteigen, denn es wird noch viel schlimmer! 

 

 Ich bin nämlich davon überzeugt unser Braunvieh ist vorerst nur noch durch Liebe zu retten. Liebe zu diesen wunderschönen Tieren, Liebe zu ihren schönen Augen, Liebe zu ihrer freundlichen Art, Liebe zu ihrer Ausstrahlung, Liebe zu ihrer Bereitschaft über viele Laktationen beste Milch zu produzieren, Liebe zu ihrer Ursprünglichkeit, Liebe zu ihrer Harmonie, Liebe zu ihrer Milch aus der sich wunderbare Produkte herstellen lassen, Liebe zu einer Kuh die zu den Alpen gehört, Liebe zu einer Tradition die älter ist als alle Zuchtprogramme, Liebe zur Heimat die ohne diese schönen Tiere um einiges ärmer wäre und Liebe zu Kühen die zu Bauern passen die nicht das Letzte aus ihren Kühen herauspressen wollen und sich darüber freuen wenn sie mit ihnen alt werden. 

 

Ja, es gibt Rassen mit einer höheren Erstlaktation , ja es gibt Rassen mit denen sich einmalig höhere Schlachtviehpreise realisieren lassen, ja die Vermarktung des Braunviehbullenkalbs ist schwierig, aber sind das hiebfeste Gründe es nicht mit dem Braunvieh zu versuchen oder ihm die Stange zu halten?

 

Wir melken bei uns seit vielen Jahren Braunvieh, Holsteins und Fleckvieh. Alle Rassen haben ihre Vorzüge und Schwächen, nichts ist perfekt und ich möchte an dieser Stelle niemanden schlechtreden. 

 

Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass die Rasse zum Betriebsleiter und seiner Strategie passen muss. Ganz nüchtern betrachtet ist Braunvieh die Rasse mit der besten Balance zwischen Körpergröße, Gewicht und Leistung das dürfte auch der Grund für die im Rassevergleich höchste Nutzungsdauer sein. Diese Nutzungsdauer ist auch wirtschaftlich bedeutsam weil die Braunviehkuh erst mit zunehmendem Alter ihre Leistungsreserven voll ausschöpfen kann. Das liegt an der genetisch veranlagten Spätreife dieser Rasse. Die Braunviehkuh muss alt werden, um ihre Jungkuhdefizite gegenüber der Konkurrenz ausgleichen zu können!

 

Es macht daher überhaupt keinen Sinn der Braunviehkuh diese frühreife wegzüchten zu wollen, so wie dies seit Jahrzehnten mit der Brechstange versucht wird. Diese Strategie der hohen Einsatzleistungen zerstört das Braunvieh! Es führte bisher nur dazu, dass die Jungkühe tendenziell größer und schmäler wurden und an Fitness einbüßten.  Diesen Braunviehtyp braucht aber der Markt nicht, der Vorsprung der Holsteins ist hier nicht einzuholen. Auf die Fleckviehzucht möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen. Nur soviel, das zunehmende Gewicht mit steigendem Alter konterkariert  tendenziell eine lange Nutzungsdauer. Dies kann trotzdem ein wirtschaftlicher Ansatz sein, ohne Zweifel. Wer aber als Milcherzeuger mit seinen Kühen alt werden möchte, ist mit Braunvieh sicherlich auf der richtigen Spur. Einwerfen muss ich natürlich die Tatsache, dass auch Holsteinkühe alt werden können und hohe Lebensleistungen keine Seltenheit mehr sind. Allerdings lassen sich diese hohen (Lebens-) Leistungen meist nur unter intensiven Management- und Fütterungsbedingungen realisieren und das kostet Geld!  Braunvieh und Fleckvieh kommen hier mit deutlich weniger zurecht und verzeihen Managementfehler besser. Fleckvieh punktet mit hohen Kälber und Schlachtviehpreisen, Braunvieh mit einer deutlich höheren Nutzungsdauer. 

 

Nun kommen wir zum Thema Liebe. Die Frage ist, kann ein hoher Schlachtkuherlös den vorzeitigen Verlust einer Kuh emotional aufheben?  Dem nicht  so feingestrickte Typus des Milchbauern wird dies sicherlich keine schlaflosen Nächte bereiten, zumal bei zunehmender Betriebsgröße das Individuum sowieso keine besondere Rolle mehr spielt. Der Begriff Liebe leidet grundsätzlich unter solchen einkalkulierten Rein-raus-Bedingungen. Ein gewisser Grad an Verrohung ist hier leider Grundvoraussetzung, dass solche Betriebsmodelle überhaupt funktionieren.   Meiner Erfahrung nach reagieren hier Frauen deutlich sensibler. Ich konnte beobachten, dass es oft Frauen oder Kinder sind, die den reinen Fleckvieh- oder Holsteinzüchter vom Kauf des ersten Braunviehtieres drängen. Die Gründe dafür sind immer auf der emotionalen Ebene zu finden und nicht unbedingt auf der wirtschaftlichen. Braunviehkälber und Braunviehkühe üben eine besondere Wirkung aus, der sich emotional fühlende Menschen kaum entziehen können.  Erst kürzlich bestätigte mir dies  ein Direktvermarkter aus Norddeutschland, der sich Braunvieh mitunter auch aus  Werbegründen hält.  

 

Überzeugt bin ich mittlerweile davon,  dass  bei einem betrieblichen Kurswechsel  in Richtung Extensivierung Braunvieh überproportional punkten kann. Es kommt mit einer Reduzierung des Kraftfuttereinsatzes weit besser zurecht als andere Rassen. Die meisten Holsteinkühe sind wie Junkies, sie brauchen den Stoff Kraftfutter um ihre genetisch veranlage Leistungsbereitschaft mit hochkonzentrierten Nährstoffen ausgleichen zu können. Die Fleckviehkuh hat aufgrund ihres hohen Gewichts einen deutlich höheren Erhaltungsbedarf und reagiert auf eine verringerte Nährstoffversorgung tendenziell mit einem stärkeren  Leistungsrückgang. 

 

Man braucht eigentlich kein Prophet sein  um zu erkennen, dass genau hier die große Chance für das Braunvieh liegt. Unsere Welt verändert sich aktuell rasant, während die Weltbevölkerung steigt, stellt uns der Klimawandel  vor riesige Probleme. Der enorme Fleisch- und Milchkonsum der westlichen Industrienationen steht in der Diskussion. Die große Frage ist: Kann es sich die Menschheit in Zukunft noch leisten einen Großteil der weltweiten Getreide- und Sojaerträge in die Fleisch- und Milchproduktion umzuleiten? Ich vermute sie kann es nicht und das wird die Milchwirtschaft vor große Herausforderungen stellen. Die Milchproduktion wird sich zwangsläufig wieder auf die Grünlandstandorte konzentrieren und die große Aufgabe der Zucht wird es sein die zur Sau gemachte Kuh wieder zum genügsamen Rauhfutterfresser umzupolen. Im Ökobereich ist dies infolge der hohen Kraftfutterpreise bereits heute ein Thema! 

Sie schütteln noch immer den Kopf? Hier eine Folie zur aktuellen Entwicklung der Soja- und Weizenpreise. Nachzulesen übrigens auch auf der eigenen Kraftfutterrechnung!

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Zucht-Protektionismus schadet der Zucht

Protektionismus (lat. protectio, Schutz) ist eine Form der Handelspolitik, mit der ein Staat  durch Handelshemmnisse versucht, ausländische Anbieter auf dem Inlandsmarkt zu benachteiligen, um inländische Anbieter vor ausländischer Konkurrenz zu schützen. Ich frage mich, ob es so etwas auch bei uns in der (Braunvieh-) Zucht gibt?

Diese Frage stellte sich mir nach der aktuellen Zuchtwertschätzung im Dezember. Der US Bulle Dynamite legte im Gesamtzuchtwert um 2 Punkte zu und verbesserte sich in den Fitnessmerkmalen gar um 4 Punkte. Sein Zuchtwert Milch verharrte trotz eines leichten Anstiegs bei einem Minus von 336 kgM. Auf den ersten Blick nicht berauschend! Auch seine Melkbarkeit ist mit einem Minus von 82 schlecht. Nicht ganz nachvollziehbar ist dabei, dass er sich trotzdem in der Nutzungsdauer um 4 Punkte verbesserte, in der Persistenz gar um 8 Punkte. Kühe die wenig Milch geben und schlecht melken sind, gehen in der Regel schnell ab! Noch verstörender ist aber, dass die ersten 33 Töchter von Dynamite  eine 100-Tageleistung von immerhin 2690 kg erreichten. Bei einem Bullen mit über 300 kgM Minus im Milchzuchtwert würde man hier vielleicht 2300 kg erwarten. Gut, Dynamite wurde auf einem Niveau von 9270 kg eingesetzt, trotzdem knapp 2700 kg Milch in 100 Tagen sind nicht ganz schlecht. Dynamite ist darüber hinaus mit einem Euterzuchtwert von 139 die Nummer 1 unter allen Nachzuchtgeprüften Vererbern, vor Bender und Phil. Er macht ganz hoch sitzende Euter mit bester Aufhängung. Wir sind uns schon alle einig , dass kleine Euter bei Jungkühen nicht unbedingt ein Nachteil sind?  

Jetzt vergleichen wir Dynamits Zahlen mit seiner inländischen Konkurrenz an der Listenspitze. Die Töchter von Husold zum Beispiel, gaben bei einem Plus von über 800 kgM in 100 Tagen durchschnittlich 2462 kg Milch. Der extreme Milchvererber Cadura, übrigens über Cadence ein Halbbruder zu Dynamite, brilliert in der Liste mit einem Plus von 1070 kg Milch. Seine ersten 306 Töchter bringen es im Schnitt auf 2747 kg Milch. Okay Cadura hat zwar 10x mehr Töchter in der ZWS als Dynamite  diese geben aber im Schnitt nur 57 kg Milch mehr als die 33  von Dynamite. Trotzdem hat er ein Plus von über 1400 kg Milch gegenüber seinem Halbbruder auf dem Konto! Kann das sein? Pustertal, seit Monaten einer der besten Bullen der RBG bringt es auf ein Plus von 798 kg Milch. Seine 67 Töchter erbringen im Durchschnitt eine 100-Tageleistung von 2561 kg Milch. Das sind über 1100 Zuchtwert-kg mehr als bei Dynamite, aber 200 kg Milch weniger im Phänotyp. Brilliant in Greifenberg bringt es noch auf ein Plus von 257 kg Milch, seine Töchter gaben mit 2389 kg aber in den ersten 100 Tagen 593 kg weniger als die Töchter von Dynamite. Diese Listen ließen sich unendlich weiterführen. 

Keine Ahnung ob Dynamite ein guter Milchvererber ist oder nicht, trotzdem nähren die aufgeführten Vergleiche den Verdacht, dass hier einheimische Bullen bei der Berechnung bevorzugt und ausländische extrem benachteiligt werden. Den deutschen Besamungsstationen bringt das einen Vorteil, den ausländischen einen Nachteil. Das könnte man dann durchaus als Protektionismus bezeichnen und der ist gefährlich. Gefährlich, weil er uns durch vollkommen undurchsichtige Zahlenspielereien, den Blick auf den wahren Wert der Genetik verzerrt! 

Weniger ist mehr!

Textausschnitt einer Werbeanzeige welche im November in der SZ geschaltet war
Textausschnitt einer Werbeanzeige welche im November in der SZ geschaltet war

Unfassbar! Die Irische Molkerei Kerry Gold bewirbt in einer groß angelegten Werbekampagne die besonders niedrige Leistung ihrer auf der Insel heimischen Milchkühe. Diese gäben durchschnittlich 2.300 kg weniger als die Milchkühe in Deutschland. Indirekt behaupten die Iren dies sei nachhaltiger und gesünder für die Kühe. In Zeiten, in denen die industrielle Vollgas-Landwirtschaft immer öfter medial am Pranger steht, scheint man sich in Irland davon einen Vorteil zu versprechen. Wäre das nicht auch ein Modell für die Allgäuer Milchwirtschaft mit ihrem noch Aushängeschild, dem Braunvieh?

Morgen ist wieder Zuchtwertschätzung, garantiert werden wieder die Bullen mit der höchsten Einsatzleistung ganz vorne gelistet werden. Man muss schließlich mit den anderen mithalten! Ist das der richtige Weg? Könnte es nicht sein, dass sich die Welt in der wir leben langsam verändert und die Prioritäten neu gesetzt werden? Was ist, wenn es stimmt, dass weniger mehr ist? Was ist, wenn sich die Landwirtschaft in eine Sackgasse manövriert hat  und dies für uns alle unvorstellbare Folgen hat? Könnte es sein, dass die Karten schon neu gemischt werden? Könnte es sein dass die ersten die Letzten sein werden und die Letzten plötzlich die Ersten? Wir Braunviehzüchter sollten jetzt ganz genau aufpassen, dass wir die richtige Abfahrt nehmen. Sollten die Zugführer das nicht kapieren, dann kann es Sinn machen, vom fahrenden Zug zu springen. 

Morgen ist wieder Zuchtwertschätzung, mir ist egal wer die neuen Listen anführen wird, denn die Gewichtung ist falsch -  und weniger könnte am Ende doch mehr sein! 

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Hohe Sicherheit -die Spreu lässt sich vom Weizen trennen

Die Mutter (V. Hucos)  von Hacker war eine beindruckende Erscheinung!
Die Mutter (V. Hucos) von Hacker war eine beindruckende Erscheinung!

Man kann eigentlich nicht sagen dass ich ein Feind der Zuchtwertschätzung bin, dennoch prangere ich seit Jahren das System an wie sie von den Verantwortlichen angewandt wird. Unter dem Vorwand eines möglichst schnellen Zuchtfortschritts werden den Milchviehhaltern Bullen mit viel zu niedriger Sicherheit als Heilsbringer verkauft. Ein  nicht nachvollziehbarer Zahlensalat in  Verbindung mit getürkten Fotos  verzerrt die Realität und verleitet die Milchviehhalter minderwertiges oder gar für die Zucht völlig unbrauchbares Bullensperma zu kaufen. Die genomische Selektion hat diese zu verurteilende Praxis in den vergangenen Jahren weiter auf die Spitze getrieben. Dies gilt übrigens nicht nur beim Braunvieh, sondern bei allen Rinderrassen weltweit. Mittlerweile gibt es viele Kollegen die diese Einschätzung mit mir teilen, aber die Verantwortlichen sitzen in ihrer Wagenburg und ignorieren alle kritischen Stimmen. Nach dem Motto: >>Lass die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter<< wird die weit verbreitete Obrigkeitshörigkeit ausgenutzt, um weiter Kasse zu machen. Ich für  meinen Teil befasse mich seit 25 Jahren mit der systematischen Auswertung der Zuchtwertschätzung, meine Erfahrung und mein Gefühl sagen mir, dass sie im niedrigen Sicherheitsbereich nicht dazu taugt, Kühe individuell auf ein höheres genetisches Niveau zu heben. Beim Braunvieh kommt dieses Problem besonders zum tragen. Während das Fleckvieh nur darauf achten muss, dass die Schlachtkuh am Ende ihren dicken Arsch nicht verliert und die Holsteins, dass die Färse zuverlässig mit über 30 kg einsetzt, so lebt das Braunvieh von Vorzügen, wie Spätreife, Funktionalität und Nutzungsdauer. Eigenschaften die erst im Alter der Kuh zum tragen kommen. Die Zuchtwertschätzung tut sich immer schon schwer damit, die  Fitnesseigenschaften eines Bullen sicher vorherzusagen. Gerne wird an dieser Stelle mit einer niedrigen Erblichkeit argumentiert. In Wirklichkeit aber gibt es auch eine hohe Erblichkeit bei den Fitnessmerkmalen, nur die Zuchtwertschätzung kann diese bisher erst im hohen Sicherheitsbereich sicher vorhersagen. Trotzdem werden Zahlen für Nutzungsdauer, Fruchtbarkeit, Eutergesundheit und  Persistenz  schon von Beginn an berechnet und man tut so als ob sie fix wären. 

 

Die Ergebnisse dieser >>Scheinzucht<< sind niederschmetternd. Sicher geprüfte Spitzenvererber sind eine Mangelware beim Braunvieh (übrigens auch beim Fleckvieh und auch bei den deutschen Holsteins). 

 

Den Beweis liefert für mich wie immer die Auswertung von ZuchtData - Zuchtwertdatenbank Rinderzucht Austria.

 

Man gebe als Selektionsmerkmal Sicherheit 99%, Nutzungsdauer 106, Persistenz 100, Euterzuchtwert 106 und Melkbarkeit 90 ein - es erscheinen der Reihe nach:

 

  1. Anibal
  2. Puck
  3. Hacker (siehe meinen Blogartikel >>Hurays Bester?<< vom 26.12.2018
  4. Prejula
  5. Etpat
  6. Prohuvo
  7. Huxoy
  8.  Vigor
  9. President

(Quelle: ZuchtData)

 

Das sind also die einzigen Bullen welche die Stärken des Braunviehs im hohen Sicherheitsbereich verkörpern! Sechs führen Ensign-Blut, drei Hucos-Blut und Etpat ist und bleibt eine Legende der Braunviehzucht. Mit Ausnahme von Hacker und Puck führen alle Bullen in der Vater oder Mutterlinie US-Stiere.  

 

Puck, Hacker, Prejula, Etpat, Prohuvo und Vigor stehen für extreme Spätreife. Ihre Rinder im ersten Kalb sind und waren unfertige, unscheinbare und völlig unauffällige,  manchmal sogar enttäuschende  Rinder(z.B. Prohuvo) , die auf den Auktionen nur selten für Schlagzeilen sorgten. Den Weg auf eine Viehschau nach moderner Ausrichtung konnte man sich mit Jungkühen dieser Vererber getrost sparen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass mit Ausnahme von Anibal (114) alle Bullen eher eine mittlere bis unterdurchschnittliche Größe vererben. Größe zahlt sich bei Kühen also nicht aus!  Obwohl ich bei der Selektion die Eutergesundheit nicht mit einbezog, so bewegen sich bis auf Puck (97) alle im positiven Bereich. Auch im Merkmalsbereich >>Eutertiefe<< sind alle Kandidaten positiv. 

 

Die erste Laktation war für manche Tochter dieser Bullen nur ein lockeres Warmlaufen auf niedrigem Niveau. Wer ihnen das zugestand und Geduld zeigte, wurde später meist mit einer guten und vor allem wirtschaftlichen  Braunviehkuh belohnt. 

 

 

Kurios ist, dass das Zuchtwertsystem diese Vererber sehr wohl als Spitzenbullen erkennen kann, ihre Ausnahmestellung im Vergleich zur großen Masse der Vererber wird aber erst im hohen Sicherheitsbereich deutlich. 

 

Senkt man den Sicherheitsbereich auf 95% ab und setzt zusätzlich das Kreuz bei >>Stiere in Ausgabe<< erscheinen der Reihe nach: 

  1. Husold
  2. Anibay
  3. Julau
  4. Jukebox
  5. Puck
  6. Hacker
  7. Halleluja
  8. Viff
  9. GS Highway
  10. AG James
  11. GS Huxoy
  12. Assay
  13. Pat-ET

(Quelle: ZuchtData)

 

Simbaboy erscheint nicht auf der Liste obwohl er bereits über 500 Töchter in Milch hat und in der Schweiz eine Sicherheit von 98% notiert. Einige seiner Söhne sind bereits positiv Nachzuchtgeprüft, wobei Bunin bisher der Vielversprechendste ist. 

 

 

 

 

(alle Zahlen und Reihungen ohne Gewähr, wir können keine Vollständigkeit der Listen garantieren) 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hessens Next Topkuh ist braun

Quelle: Screenshot HitRadioFFH
Quelle: Screenshot HitRadioFFH

Der Radiosender HitRadio FFH aus Hessen hat sich zusammen mit seinen Hörern auf die Suche nach HESSENS NEXT TOPKUH gemacht. Überraschungssiegerin wurde Braunviehkuh Heike vom Milchviehbetrieb Asbrand in Breitau. Heike konnte 36 Prozent der Hörerstimmen auf sich ziehen und gewann mit klarem Vorsprung vor der hessischen Holstein- und Fleckviehkonkurrenz. Der Clou an der Geschichte, der Wettbewerb fand in Zusammenarbeit mit einer regionalen Molkerei statt und diese wird nun die braune Heike ein Jahr lang als Werbeträgerin auf ihre Milchverpackung drucken. Stellvertretend für alle Hörer äußerte sich Hessens Milchkönigin  Anne Schmauch zu den Gründen des Erfolgs der braunen Heike: >>Für mich ist Braunvieh die schönste Kuhrasse die es gibt, ich liebe Braunvieh!"   

Ich kann die Entscheidung der Radiohörer voll und ganz nachvollziehen. Braunvieh ist (wenn man die richtigen Bullen einsetzt) die schönste aller Kuhrassen und das verdankt es vor allem der Balance zwischen Milchcharakter und Funktionalität. 

Zuechterblog.com gratuliert der Familie Asbrand zu ihrer tollen Braunviehkuh und wünscht ihr noch viel Freude und Erfolg mit  gesunden, leistungsbereiten und langlebigen Braunviehkühen!

Raten, annehmen, schätzen - wie die genomische Zuchtwertschätzung unsichere Annahmen zu Fakten verklärt und damit großen wirtschaftlichen Schaden verursacht.

Die Zuchtwertschätzung liegt nun einige Wochen zurück und alle (sagen wir die Meisten) Besamungsstationen haben ihre Topbullen in den Medien gerühmt und angepriesen. Arrogant, überheblich und in der Formulierung oft unseriös - wie immer! Den Bauern wurde wieder einmal viel genomischer Zahlensalat als schmackhaftes Hauptgericht verkauft. Besonders verwerflich finde ich es, wenn die Top-Listen >>gemischt<< werden. Also genomische und nachzuchtgeprüfte Vererber in einer Liste aufgeführt werden, ohne dass für den Laien der Unterschied auf den ersten Blick ersichtlich ist. 

Nachdem über die Jahre ganze Herden von Rohrkrepierern  über der Zucht ausgeschüttet wurden, empfinde ich es fast als Verbrechen, wenn diese Technologie den Milcherzeugern immer noch völlig unkritisch als sicher und zukunftsweisend verkauft wird.  

 

Ich habe zu dem Thema ein passendes Zitat in dem Buch >>Small is beautiful<< von Ernst. F. Schumacher auf Seite 133 gefunden. Das Buch kann ich übrigens jedem  empfehlen. Schumacher befasst sich darin in einem eigenen Kapitel ausführlich mit der modernen Landwirtschaft und ihren Abgründen.                                               

 

>>Man nimmt heute an, dass irgendwelche Zahlen über die Zukunft besser sind als keine. Das übliche Verfahren des Hervorzauberns von Zahlen über das Unbekannte sieht so aus, dass man mit Bezug auf die eine oder andere Sache rät - man nennt das eine Annahme - und daraus durch feinsinnige Berechnung eine Schätzung ableitet. Die Schätzung wird dann als Ergebnis wissenschaftlicher Berechnung hingestellt, etwas, das einfachem Raten weit überlegen ist. Das ist eine höchst fragwürdige Praxis, die nur zu den schlimmsten Planungsfehlern führen kann, denn sie liefert eine Pseudo-Antwort, wo es in Wirklichkeit um eine unternehmerische Entscheidung geht. Die hier besprochenen Untersuchungen arbeiten mit einer ungeheuren Menge willkürlicher Annahmen, die dann sozusagen in eine Rechenmaschine gesteckt werden, damit sie ein wissenschaftliches Ergebnis liefern. Es wäre billiger und auch ehrlicher, auf dem Weg der einfachen Annahme zu diesem Ergebnis zu gelangen.<< (Ernst F. Schuhmacher in >small is beautiful< - Die Rückkehr zum menschlichen Maß)

 

Ich finde treffender kann man die verkorkste Praxis der genomischen Selektion nicht entlarven!

Schnee im August

Auf dem Foto zu sehen ist ein junger Dynamite-Sohn. Wie zu erwarten war hat Dynamite seinen ersten offiziellen Zuchtwert in Europa erhalten. Als von Dynamite die ersten Töchter im Frühjahr kalbten waren einige schon sehr euphorisch. Ich schrieb damals auf Facebook, dass eine Schwalbe noch keinen Sommer ausrichte. Woraufhin andere aufgrund der vielen guten Töchter in den Ställen, bereits den Hochsommer ausriefen. Die aktuelle Zuchtwertschätzung war für Dynamite wie Schnee im August. Aufgrund der markanten Niveauverschiebung tut der richtig weh!

Absturz MBK

Leider haben sich meine im letzten Artikel formulierten Bedenken, hinsichtlich der Melkbarkeit, voll bestätigt. Seine ersten 35 Töchter mit Probemelken bescheren ihm hier einen Absturz um 10 Punkte. Mit einem Relativzuchtwert von 84 liegt er hier jetzt deutlich im negativen Bereich.  Zum Vergleich, die Bullen Blend und Wachau liegen ebenfalls auf diesem Niveau. Von Blend hatten wir hier am Betrieb eine 100.000 Liter-Kuh, von Wachau melken wir immer noch einige gute Kühe.  Dynamits Rückgang auf -378 kg Milch sei hier nur am Rande erwähnt. Als Milchmengenvererber wurde er nie beworben. Allerdings muss erwähnt werden dass eine Jungkuh mit 25 Liter Tagesgemelk  und 1,6 Liter Minutengemelk im Melkstand oder Robi weniger lästig auffällt als eine Jungkuh mit 35 kg und 1,8 Liter. 

Absoluter Euterspezialist

Dynamite ist damit kein Bulle für die breite Masse , sondern für den Spezialisten. Denn Dynamite selber ist ebenfalls ein Spezialist und zwar in puncto Eutervererbung.    Gereiht nach Euterzuchtwert mit mind. 100 Nutzungsdauer ist er mit einem Zuchtwert von 139 vor Lennox und Bender die Nummer 1 aller nachzuchtgeprüften Vererber. Dynamite macht kleine, fest aufgehängte Qualitätseuter. Seine ersten 45 bewerteten Töchter katapultierten in um 11 Punkte nach vorn. Das ist beachtlich!

Positiver Fitness-Trend

Trotz der schlechten Melkbarkeit kletterte sein Nutzungsdauerzuchtwert von 108 auf 110 Punkte. Auch in den Bereichen Persistenz (+3), Fruchtbarkeit (+1) und Zellzahl (+5) konnte sich Dynamite verbessern und liegt nun mit einem Fitnesszuchtwert (+3) von  113 deutlich im positiven Bereich. Natürlich ist die Sicherheit in den Fitnessmerkmalen noch gering, trotzdem ist ein Trend sichtbar.  Übrigens Dynamite konnte seinen Genomischen Zuchtwert bestätigen. Gegenüber der April-Schätzung verlor er nur einen Punkt. Die Verluste im Milchwert (-4) machte er mit klaren Zugewinnen in der Fitness (+3) wett. Übrigens seinen Listenkollegen Lennox und Bender kamen in puncto GZW deutlich schlechter weg - Bender verlor 9, Lennox 6 Punkte. 

Nicht zu groß

Seine genomischer Zuchtwert ließ großrahmige Töchter erwarten, aber wie schon im letzten Bericht beschrieben zeigten die Jungrinder dies nicht. Im Merkmalsbereich Rahmen ging es daher bei Dynamite von 117 auf moderate 110 Punkte zurück, was alle Freunden einer mittelrahmigen Kuh freudig stimmen dürfte.

Hoffen auf Altweibersommer

Für Dynamite war die Augustschätzung (besonders im Bereich MBK)  vergleichbar mit einem Wintereinbruch im August. Wir alle aber wissen, dass der Sommer damit noch lange nicht zu Ende sein muss.  Bei Dynamite bleibt es weiterhin spannend und die Hoffnung auf einen schönen Altweibersommer bleibt.

Dynamite - langsam wird es ernst

Fancy Girl war die Vollschwester von Dynamites Ur-Ur-Großmutter. Das Foto ist von Han Hopman und es war 2004 das Coverbild der BrownSwiss & Jersey International. Gibt es heute noch solche tollen Kühe?
Fancy Girl war die Vollschwester von Dynamites Ur-Ur-Großmutter. Das Foto ist von Han Hopman und es war 2004 das Coverbild der BrownSwiss & Jersey International. Gibt es heute noch solche tollen Kühe?

La Rainbow Butterfly Dynamite sorgte während seiner bisherigen Karriere für ausreichend Diskussionsstoff. Als genomischer Jungstier notierte er hohe Zahlen für Exterieur und Fitness,  bei unterdurchschnittlicher Milchmengenvererbung. Dennoch wurde er in Deutschland stark beworben. Die Unzufriedenheit mit dem heimischen Bullenangebot spielte Dynamite dabei zusätzlich in die Karten. Sein Pedigree ist mit Cadence x Durham x  Supreme x Starbuck nicht unbedingt ein Leckerbissen. Cadence hat über die Jahre vor allem im Bereich Nutzungsdauer und Persistenz Federn lassen müssen, Durham ist mit Melkbarkeit 83, Nutzungsdauer 91 und Fruchtbarkeit 83 eine Niete und Supreme war ein Exterieurbulle aus Snickerdoodle der seine Fans  auch nicht in Freudenstürme versetzte. Wenn Dynamite also ein Qualitätsstier werden sollte, dann muss es über die mütterliche Seite laufen. Seine Ur-Großmutter Starbuck Butterfly war eine der stärksten Starbuck-Töchter in den USA. Ihre Mutter Morocco Country-Girl und ihre Tante Morocco Fancy-Girl waren ebenfalls berühmte Schaugrößen. Von seiner Mutter Delight weiß man eigentlich nicht viel. In ZAR findet sich ihre 1. Laktation mit 7.766 kg Milch bei extrem hohen Fett- und Eiweißgehalten ausgewiesen. Delight ist mit EX 91 beschrieben und hat im Euter 92 Punkte erhalten.

Dynamite hat vor allem dank seiner guten Kälber und Jungrinder viele Freunde gefunden. Sehr ausbalancierte, gesunde und robuste  Tiere mit guten Beinen, ordentlich Stärke und nicht übergroß. Im April flossen in seinen Zuchtwert 65 Töchter ein. In den USA notiert er bisher ein relativ deutliches  Minus in der Milch,  bei positiven Gehalten. Die Größe ist durchschnittlich und die Tiere sind nicht scharf. Dies deckt sich mit dem Bild der Kälber und Jungrinder in Deutschland. Die Fundamente sind gut und die Euter mit +1,21 dem vernehmen nach speziell. Nur die Zitzenlänge ist zu beachten (sehr kurz). 

Ein Fragezeichen steht noch hinter der MBK. Cadence ist hier zwar positiv aber man hört auch immer wieder von unruhigen Tieren mit schlechter MBK: Mutter-Vater Durham ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor. 

In Deutschland kalben seit einigen Wochen die ersten Dynamite-Töchter ab. Vielleicht reicht es im August schon für eine Nachzuchtprüfung mit offiziellen Zuchtwerten, die zeigen wohin die Reise geht - zumindest in der Melkbarkeit (der Rest wird sich eh erst in 2 bis 3 Jahren sicher bewerten lassen). Wenn er hier im Bereich von 94 bis 104 landet, denke ich dass er Potential für eine große Zukunft hat.  Liegt er weit darunter, dann vergesst ganz schnell alles was ich an dieser Stelle geschrieben habe. 

Ich bin in jedem Fall gespannt. Dynamite war ein genomische Jungbulle der trotz mittelmäßigem Gesamtzuchtwert relativ stark in der "Szene" eingesetzt wurde. Für die Braunviehzucht wäre es wichtig dass seine Töchter in den Ställen überzeugen können. Ich wünsche es ihm!

Alles im Leben hat seine Zeit

Alles im Leben hat seine Zeit, für Hans Geisenberger aus Sachsenried in Oberbayern endet die Zeit in denen er Tag für Tag seine Kühe melken muss. Ist das eine Meldung wert? Für mich schon, denn Hans ist für mich über die Jahre ein liebgewonnener Weggefährte und Freund geworden. Die Braunviehzucht hat uns trotz einem geringfügigen Altersunterschied zusammengebracht. Unsere erste gemeinsame Reise führte uns zur Elite nach Bozen. Vor 25 Jahren war dieses Ereignis noch eine Reise wert. Dort lerne ich auch Markus Hafner kennen. Es folgten Ausflüge in die Schweiz, nach Italien  und auf zahllose Schauen. Dank Geisenberger Hans lerne ich die Szene mit all ihren Höhen und Tiefen kennen. Hans pflegt bis heute ein breit gefächertes Netzwerk und weiß alles!  

Hans ist aber nicht nur ein Wisser er ist auch ein Könner. Er züchtete den extremen Milchvererber Ellection. Unvergessen sein Gesamteutersieg auf der Bundesbraunviehschau 2012  in Buchloe  mit Dynasty Viabona . Unvergessen die Gesichter jener Gratulanten denen damals auf dem Foto nicht zum Lachen war. Hans war und ist einer der sich Gedanken macht und Dinge hinterfragt. Er hat den Mut Dinge die falsch laufen auch als solche in der Öffentlichkeit zu benennen. Das ist selten! Ein Freund der staatlichen Zuchtberatung war er dabei nie,  er war und ist ein Freund der bäuerlichen Zucht. Schon ganz früh hat er erkannt, dass die radikale Zucht nach Zahlen, das Braunvieh in den Abgrund stürzen wird. Zusammen mit mir war er der Kopf hinter der Interessengemeinschaft Braunvieh. Zusammen haben wir Siegfried Schütz unsere 10 Forderungen zur Rettung der Braunviehzucht überreicht. Eine Sternstunde der Braunviehzucht hätte das werden können, für die Vertreter der AHG war es leider nur eine Sternschnuppe. 

 

Auch bei der Gestaltung dieses Blogs war Hans Geisenberger mir immer eine Stütze und ein guter Berater. Ohne ihn hätte ich manches nicht ausgehalten und schon lange hingeworfen. Unvergessen der Kommentar eines Neiders und Hassers der uns in einem Beitrag als am Lagerfeuer  sitzende Kiffer beschimpfte. 

 

Mit Hans Geisenbergers ausscheiden aus der Milchviehhaltung verliert die Braunviehzucht einen der besten aktiven Züchter. Lieber Hans, wir hoffen, trotzdem dass du uns mit deinem Wissen und Deiner Erfahrung weiterhin bereichern wirst. Bleib gesund!

 

Unten noch ein Link zu einem Artikel aus dem Münchner Merkur, der das Engagement von Hans Geisenberger besonders würdigte. 

 

 

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Genomics - es dämmert

Für mich und viele die der genomischen Selektion kritisch gegenüberstehenden  ist dieser Kommentar von Jan Bierma eine Genugtuung. Vieles worüber die Holsteinzüchter klagen sehen wir Braunviehzüchter auch. Die Kühe werden immer schlechter, gute nachzuchtgeprüfte Bullen gibt es kaum, Inzucht auf Hussli und Huray wird immer schlimmer und wenn man  nicht bald gegensteuert, geht die Rasse vor die Hunde. Ich danke Jan Bierma für diesen Bericht und wünsche mir auch beim Braunvieh mehr mutige Kollegen die dagegen ankämpfen und das Maul aufmachen. 

Neue Rassebezeichnung : Pink Swiss

Verona: Die Arbeitsgemeinschaft der Europäischen Braunviehzüchter hat sich auf einen neuen Namen für das Braunvieh geeinigt. Da auf Schauen mit Schweizer Beteiligung immer mehr rosa farbene Kühe im Ring zu sehen sind, gaben die Gremien in Verona den Antrag der Schweizer statt und tauften die Rasse in PINK SWISS um. Nun müssen auch alle anderen Nationen ihre Kühe mit der Rasierklingen bis auf die Haut abrasieren, damit die typische rosa Färbung der PINK SWISS Kühe optimal zur Geltung kommt. Verstöße gegen die neue Farbregelung werden mit dem Ausschluss von der Schau geahndet. 

Vertreter anderer Rassen mussten infolge massiver Lachkrämpfe in naheliegende Krankenhäuser eingeliefert werden.

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Veranstaltungshinweis: Martin Wieser referiert bei ALL

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ZWS Dezember 2019

Quelle: ZuchtData
Quelle: ZuchtData

Die Zuchtwertschätzung liegt einige Tage zurück und keine Sorge, ich werde die Egebnisse nicht kommentieren. Wie Ihr wisst halte ich nichts von dem Zahlensalat im niedrigen Sicherheitsbereich. Ich habe es mal als Russisch-roulette beschrieben und zu dieser Aussage stehe ich noch immer. Was mich aber immer interessiert ist das was im hohen Sicherheitsbereich über 95 Prozent übrigbleibt. ZAR Rind bietet mir hierfür eine tolle Suchfunktion die ich allen wärmstens empfehlen kann. 


Meine individuellen  Suchkriterien (jeder kann eingeben was ihm wichtig ist) erscheinen auf den ersten Blick überschaubar. So fordere ich lediglich eine positive halbe Basisanpassung (6 Punkte) in den Bereichen Nutzungsdauer, Persistenz und Euter, also 106. Aus meiner Erfahrung sind das Schlüsselmerkmale für eine unkomplizierte, langlebige und leistungsbereite Kuh. Auf echte Versager in der MBK habe ich auch keinen Bock und setze hier mindestens 94. 


Jetzt könnte man sagen, ja aber, ist da noch  Luft für Zuchtfortschritt? Die Liste beweist, dass wir eigentlich kaum Zuchtfortschritt   in gewissen Schlüsselmerkmalen wie Nutzungsdauer, Persistenz, Euterqualität und MBK haben. 


Wir glauben das zwar, weil die Listen voll mit guten Bullen sind, aber meine Liste zeigt dass wir uns hier im Bereich der Illusion bewegen. 


Und das ist der Grund weshalb Braunvieh am Markt Boden verliert. Wir züchten seit Jahren in der Masse mit der falschen Genetik. Weil - und das ist die eigentliche Quintessenz- die Zuchtwertschätzung so wie sie momentan läuft , nicht im Ansatz funktioniert. 

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Offener Brief

In meiner liebligs Zuchtzeitschrift Holstein International (HI) war kürzlich ein  Artikel von einem anonymen Verfasser veröffentlicht, der mich richtig wütend gemacht hat. Jan Bierma ist Chefredakteur von HI und ich kenne ihn seit meiner Zeit bei Kuhfacto, der Artikel hat mich veranlasst ihm diesen offenen Brief zu senden.

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Bundesjungzüchterschau - Jucator Nachzucht setzt Highlight

Am 16. November fand in Buchloe die Brown Swiss Bundesjungzüchterschau statt.  Ich war als Zuschauer vor Ort. Ich wollte mir die junge deutsche Genetik, vorgeführt und selektiert von den Züchtern von morgen ansehen. 7 Jahre nach Einführung der genomischen Selektion hätte es ein Feuerwerk der Genomics werden müssen. Es kam dann doch wie erwartet anders!

Trotzdem es war ein netter, aufschlussreicher  Abend, schreiben wollte ich darüber nichts. Heute habe ich mir die Besucherstatistik auf meinem Blog mal angesehen. Am Sonntag nach der Schau ging der Balken gewaltig nach oben, auch an diesem Sonntag wieder ein deutlicher Ausschlag. Da draußen scheint es wirklich Menschen zu geben die meine Meinung interessiert! Ich bin geflasht!!!!

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Zuchtwert uninteressant!

Quelle: VOST Foto: Anne-Mette Evers
Quelle: VOST Foto: Anne-Mette Evers

Kurz vor der Zuchtwertschätzung im August, bin ich durch Zufall auf den Bullen Remember gestoßen. Der Maik-Sohn von Vost wird von seinem Besitzer als Fitnessbulle mit Outcross-Pedigree und seltenem aAa-Code (516342) vermarktet. Er stammt aus einer langlebigen Kuhfamilie und kommt ohne das weit verbreitete Blut von Goldwin, Bookem, Plantet und Man-O-Man Blut aus. Das Krasse an Remember ist, er hat keinen Zuchtwert. Dem Anschein nach gibt es also Bauern die anstelle der hochgelobten Zuchtwertbullen lieber einen solide gezüchteten, gut aussehenden Stier bei ihren Kühen einsetzen. Warum wohl?

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Mit Nutzungsdauer und Persistenz auf der sicheren Seite

Mit freundlicher Erlaubnis von Konrad Lustenberger
Mit freundlicher Erlaubnis von Konrad Lustenberger

Die besten Kühe der Welt - dieser Blogbeitrag hat in der Szene für große Aufmerksamkeit gesorgt. Ich liebe das Braunvieh und für mich gibt es nichts besseres als eine gute Braunviehkuh, das ist so und ich hoffe das bleibt so. Es ist aber weiß Gott keine leichte Aufgabe eine gute Braunviehkuh zu züchten. Wie im Folgenden beschrieben wird, spielen Nutzungsdauer, Persistenz und die Sicherheit der Zuchtwerte dabei eine ganz zentrale Rolle.

 

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Zu viele Rohrkrepierer

Glarus-Tochter
Glarus-Tochter

Die genomische Selektion und deren Ergebnisse werden hier auf Zuechterblog.com seit Jahren kritisch bewertet. Erst kürzlich wurden in den Mitteilungsblättern einige Ergebnislisten des Bullenjahrgangs 2014 (D/ AT)  veröffentlicht. Die Ergebnisse dürften für viele ernüchternd sein!

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top agrar südplus

Weil mich jetzt schon einige angeschrieben haben, der Bericht >>Braunviehzucht am Scheideweg<< war in der top agrar Südplus Ausgabe 1/2019 zu lesen. Aus urheberrechtlichen Gründen kann ich ihn leider hier nicht online stellen. Je öfter ich ihn mir durchlese, desto unfassbarer und trauriger ist er. So schonungslos wurde die Lage noch nie öffentlich beschrieben.  Ein Stich ins Herz eines jeden Braunvieh-Freundes! Der Rest reibt sich die Hände und lacht sich ins Fäustchen. Hier sei erwähnt, die bayerische Holsteinzucht (gilt eigentlich für ganz Deutschland) ist ein Witz und beim Fleckvieh ist das Image besser als die Realität in den Ställen.

 

Fazit und Lösungsansatz des Berichtes sind aber bei weitem nicht befriedigend recherchiert und kratzen nur an der Oberfläche der wirklichen Ursachen der Probleme.

 

Aber ich habe es schon einmal geschrieben, er ist auch eine Chance den Fuchs aus dem Bau zu jagen und ihm, wenn es mehrheitlich für nötig befunden wird, das Fell über die Ohren zu ziehen!

Nur wer soll diese Mehrheiten organisieren? Die Zuchtverbände müssten es eigentlich tun, es stellt sich nur die Frage wie weit deren Kopf mit im Fuchsbau steckt?

 

Grundsätzlich muss aber auch die Frage gestellt werden, warum greift top agrar das Thema auf und wem nützt so ein Bericht? Dass sich ausgerechnet die Herren von der LfL an dieser Aktion beteiligen wundert mich. Sie haben doch die Zuchtwerte berechnet und geliefert, welche sich am Ende als komplette Katstrophe für die Rasse erwiesen haben. Fakt ist, die Zuchtverbände sind den falschen Propheten auf den Leim gegangen, während sie ihre Energie in monströse  Bauprojekte investiert haben. Prioritäten falsch gesetzt?

Eine schallende Watschen!

In einer renommierten Fachzeitschrift war heute ein interessanter Bericht über das Braunvieh zu lesen. Schonungslos wurden die Probleme der Rasse aufgezeigt. Es ging um Rückgang der Kuhzahlen, der Erstbesamungen und die vernichtende Sandwich-Situation zwischen dem fetten, mittlerweile auch mehr Milch gebenden Fleckvieh und den hochleistenden, mittlerweile auch alt werdenden Holsteins. Wer den Bericht liest muss sich eigentlich die Frage stellen warum er überhaupt noch Braunvieh im Stall hat. Obwohl mich der Bericht mit seinen Zahlen schockiert hat, so kann ich ihm doch auch etwas positives abgewinnen. Kurz vor den winterlichen Zuchtversammlungen ist er eine schallende Watschen ins Gesicht unserer Rassefunktionäre, die sich seit Jahrzehnten in ihrem vermeintlichen Erfolg sonnen und uns und sich selbst vorgaukeln, wie toll doch alles läuft. Züchterisch werden aber seit Jahren gravierende Fehler gemacht, welche die Konkurrenzfähigkeit der Rasse massiv gefährden. Seit der Einführung der genomischen Selektion, findet das Fass aber gar keinen Boden mehr und wir befinden uns im freien Fall. Die gesamte Braunviehpopulation wurde zum Versuchsobjekt für diese neue, unausgereifte  Technologie beschlagnahmt und die Ergebnisse wie wir sie jetzt sehen und erleben sind verheerend. Nicht nur dass es an den Stationen kaum mehr gute geprüfte Vererber gibt, in den Ställen verleidet der Schrott mit dem die Bauern arbeiten müssen ihnen mehr und mehr den Spaß an der Arbeit. Anstelle die Fehler einzugestehen und die Reißleine zu ziehen, wird noch versucht das Tempo zu steigern (BraunviehVision).   Eigentlich müssten nach diesem kürzlich veröffentlichten Bericht, in der renommierten Fachzeitschrift ein Großteil der Verantwortlichen sich eingestehen, dass sie es so was von verbockt haben und Konsequenzen ziehen. Ob sie das schaffen werden? Ohne massiven Druck Seitens der Basis sicherlich nicht!

Hacker - Huray´s Bester!

Repairman heißt der Hosteinbulle einer kleinen niederländischen Besamungsstation (KI Samen). Er wird mit folgenden Worten beworben:  >>Er passt am besten zu schmalen, hohen Kühen, die mehr Milch geben wollen als sie eigentlich verkraften<<. Auch Repairman hat mit 546 einen seltenen aAa-Code und sein Name passt sehr gut zu seinen Fähigkeiten. Für das englische Wort Repairman gibt es eigentlich keine direkte Übersetzung ins Deutsche. Den Repariermann gibt es schlicht und einfach nicht als Beruf. Im Wörterbuch findet man die Übersetzungen Mechaniker, Techniker, Schuster, Schlosser, trotzdem gefällt mir Repariermann besser. Ein Mann der kaputte Dinge repariert! Repariermänner sind in unserer Gesellschaft nicht sehr hoch gestellte und schon gar nicht besonders gut bezahlte Persönlichkeiten. Dennoch sind sie unverzichtbar und für jeden dem die Technik schon mal einen üblen Streich gespielt hat, Retter in der Not. Wir brauchen diese Jungs in ihren schmutzigen blauen Overalls um Dinge wieder hinzubiegen die verbogen sind!  Auch in der Zucht sind Repariermänner wertvoll und einer der besonders wertvollen ist für mich Hacker. Er ist der Bulle mit dem schönen schweizer Zuchtwertdiagramm den ich auf der Seite von Selectstar gefunden habe und dessen Mutter Hucos Konni ich zufällig vor 8 Jahren auf der Weide in Eisenberg fotografierte.

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Wer kennt diesen >>Repairman<<?

Beim >>Zuchtwertstöbern<< bin ich in der Schweiz zufällig auf diesen Bullen gestoßen.  Der perfekte Allrounder der eine gute Leistung mit besten Fitnesseigenschaften verbindet und das bei relativ hoher Sicherheit. Auch sein Exterieur weist eigentlich keine groben Schwächen auf, sein aAa Code ist mit 654 außergewöhnlich. Für zu schmale, zäh melkende und unfruchtbare Braunviehkühe ein echter >>Repairman<<!!!

 

Wer erkennt diesen Bullen?

 

Lösung folgt im nächsten Artikel!

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Gemeinsamkeiten zwischen Nikolaus und ZWS

Am 5. war Nikolausabend und Zuchtwertschätzung - die Gemeinsamkeit? Keiner glaubt mehr dran und trotzdem macht man einen riesen Zirkus darum! Nach der ZWS ist vor der ZWS, was zählt ist der langjährige Trend eines Bullen mit steigender Sicherheit und nicht der Stichtag mit Zahlen der puddingartigen Genomics. Darum Leute - locker bleiben, Hirn einschalten, Herz nicht ausblenden und nicht alles glauben was man  liest und die Oberen predigen! Wünsche Euch eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein sicheres Händchen bei der Bullenauswahl und viele tolle Braunviehkühe mit oder ohne hohen Gesamtzuchtwert! Letzteres ist eher wahrscheinlicher! ;)

 

Voll daneben!

Wieder auf dem Bild die alte Hucos. Wieder ein Thema welches die Zucht einer leistungsbereiten und zugleich langlebigen Braunviehkuh tangiert.

Diesmal geht es um das Mitteilungsblatt der Alpengenetik, welches mich am vergangenen Wochenende als Beilage des Allgäuer Bauernblattes erreichte. Darin wird der genomische Jungvererber Vollmilch exklusiv als >>Premiumbulle<< beworben. Voll daneben sag ich dazu nur!

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Stierportrait: Egochs Dally Simbaboy

Erst einmal vorweg, die Kuh auf dem Foto hat mit Simbaboy nichts zu tun. Es handelt sich hier um eine alte Hucos-Tochter welche ich vor einigen Tagen zufällig auf der Weide fotografiert habe. Sie hat gute Beine, sie ist fruchtbar, verfügt über ein gesundes Euter (das etwas besser sein könnte, gebe ich zu) und sie hat Lebenskraft. Alles Grundvoraussetzungen um lange auf einem Betrieb zu bleiben und den Bauer >>reich<< und glücklich zu machen! Hucos hat solche Kühe am Fließband produziert, ebenso in jüngerer Vergangenheit Etpat, Prejula und Vigor. Wenn man sich die Zuchtwertentwicklung von Simbaboy ansieht, könnte mit ihm ein würdiger Nachfolger auf der Bildfläche erschienen sein.

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Gut besamen , mit sicheren Bullen

Dieses Foto von  Hackers Mutter Konni veröffentlichte ich an dieser Stelle vor über drei Jahren unter der Überschrift >>Hacker - nicht von schlechten Eltern<<. Heute zählt Hacker für mich immer noch zu den besten Vererbern welche die Braunviehzucht zu bieten hat. Hacker ist ein Bulle mit extrem hoher Sicherheit, vielen Stärken und wenigen Schwächen. Mit ihm kann man relativ entspannt besamen und man wird, wenn man den Jungkühen ein wenig Zeit lässt, keine großen Enttäuschungen erleben. im Folgenden aus meiner Sicht einige Bullen die uns dabei helfen können unsere Herden nachhaltig zu verbessern.

 

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Der Verdi-Komplex

AG Verdi - Sein hoher Gesamtzuchtwert baute auf einer  vorzüglichen Inhaltstoffverebung ergänzt durch gute Fitnesseigenschaften. Verantwortliche der RBG Memmingen nannte ihn gerne den 2. PRONTO.

 

Nun bei der aktuellen Zuchtwertschätzung hat AG Verdi 7 Nutzungsdauerpunkte und  7 GZW-Punkte verloren und das bei einer Sicherheit von fast 95 Prozent. Persönlich ärgert  mich das, weil ich auch auf Verdi hereingefallen bin. Seine Zahlen waren verlockend schön und die Sicherheit dabei relativ hoch. Dennoch hatte ich bisher von 5 gekauften Portionen (was nicht viel ist) erst eine verbesamt. Mein Bauchgefühl hat immer rot angezeigt. Warum? Verdis Vater Versace ist nicht gerade ein Überflieger gewesen, darüber hinaus sprachen seine miserablen Zuchtwerte für Sprunggelenksausprägung (76) und Sprungelenkswinkelung (77), sowie Strichstellung vorne (84) nicht unbedingt für Langlebigkeit. Hinzu kam dass man in Kempten auf der Auktion viel Schrott von Verdi sah und auch die Stimmen jener die Verdi-Töchter hatten, waren eher negativ. Seit August 2017 hat Verdi nun gegenüber seinem genomischen Zuchtwert 16 GZW Punkte verloren. Die RBG sieht ihn dennoch noch immer als "attraktiven Anpaarungspartner, welcher die Stärken des Braunviehs widerspiegelt"  (Zitat Allgäuer Bauernblatt 33/2018).  Vermutlich möchte sie noch einige tausend Portionen Sperma von ihm verkaufen. Ich sehe das anders und habe mir eine Schere gesucht und mein übriges Verdi-Sperma zerstört. Lieber Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende! 

 

Verdi erhebe ich an dieser Stelle zum Namensgeber des "Verdi-Komplexes". Er zeigt auf, dass selbst Sicherheiten von über 90 Prozent nichts bedeuten und dass erst die Zeit nach der zweiten Kalbung der Töchter eines Bullen über dessen Qualitäten sicher Auskunft gibt.

 

Interessant wird sein ober der Verdi-Komplex auch AG Pustertal "zernudeln" wird. Seine Zuchtwerte für Beckenbreite (83), Beckenneigung (77), Sprumgelenkswinkel (84) und Sprunggelenksausprägung (87) verheißen jedenfalls nichts Gutes. Man fragt sich wie es so ein Bulle an die Spitze der deutschen Zuchtwertliste schaffen kann. Bis es allerdings soweit ist, wird mit Pustertal wohl fleißig besamt werden. Man kann nur hoffen dass ich mich irre - ich fürchte nicht!

 

Liebe Leser merkt euch den "Verdi-Komplex"! Wir werden leider noch oft von ihm hören.

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Weitblick?


Über  150.000 Euro für einen Bullen , als ich das hörte schoss mir spontan der Gedanke durch den Kopf, „ ja sind die jetzt total verrückt! Erst nach längerem Nachdenken kam ich zu dem Schluss dass noch mehr dahinterstecken muss. Besamungsstationen sind Unternehmen die Geld verdienen möchten, wenn sie also teuer einkaufen, dann wollen und müssen sie noch teurer verkaufen. Verkauft wird das Sperma des neuen „Wunderknaben“ wahrscheinlich mit einem satten Preisaufschlag. Begründet wird dies mit der hohen Qualität des Bullen. An dieser Stelle muss ich zugeben dass ich die Familie des Bullen nicht kenne, ich gehe aber davon aus dass kaufentscheidend sein hoher genomische Gesamtzuchtwert war. Nun ist aber dessen Sicherheit nicht  besonders hoch, und die Anzahl der Nieten ist fast genau so groß  wie früher. Warum also gibt jemand 150.000 Euro für so einen Bullen  aus?


Eingefallen sind mir dafür mehrere mögliche Gründe:


1. Der Käufer bezahlt nicht mit seinem eigenen Geld


2. Er haftet nicht persönlich für den eventuellen Schaden den er anrichtet


3. Der Käufer geht davon aus dass sich sein Produkt hervorragend verkauft und sich amortisiert bevor überhaupt  die erste Tochter des Bullen in Milch kommt.


Voraussetzung dafür dass letzterer Punkt aufgeht ist allerdings, dass sich genügend Dumme finden, die dieses Spiel mitspielen. Vor allem  angesichts der Tatsache dass die Dummen dabei das alleinige Risiko tragen. 



Ist das Zuchtfortschritt?

Die Zuchtverantwortlichen werden nicht müde die Errungenschaften der genomischen Selektion  zu rühmen.

Eine selbstkritische Herangehensweise oder Analyse ist den Damen und Herren an den Schreibtischen vollkommen  fremd. Die Fachpresse, welche eigentlich diesen Part übernehmen sollte, ist gekauft. Die Hochglanzbroschüren sind voller Anzeigen und bunter Bilder wohlgeformter Kühe und Bullen. Dass diese am PC bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet wurden gehört zum Geschäft und juckt niemanden ernsthaft. Den Bauern wird der Eindruck vermittelt, alles ist gut, ihr braucht Euch nicht zu kümmern, wir machen das!


Aber so ist es nicht!


An dieser Stelle eine Auswahl von Bullen  die nicht im Ansatz das lieferten was ihr genomischen Zuchtwerte versprochen hatten.


Diese Bullen liefern den Beweis , dass die genomische Selektion nicht mehr ist als ein unsicheres Hilfsmittel dem eine viel zu hohe Bedeutung zugesprochen wird. Es ist nur eine Auswahl,  gefunden hätten wir noch viele mehr.


1. AG Popei Aug. 2012 GZW 128 Apr. 2018 GZW 103

2. Paray Aug. 2013 GZW 129 Apr. 2018 GZW 98

3. AG Popcorn Aug. 2012 133 Ap. 2018 GZW 105

4. AG Jimbo Apr. 2012 GZW 123 Apr. 2018 GZW 111

5. Eastpat Aug. 2014 GZW 126 Apr. 2018 GZW 108

6. AG Junok Dez.2011 GZW125 Apr.2018 GZW 100

7. HIMAYA Aug.2013 GZW 127 Apr.2018 GZW 112

8. AG Jesther Apr. 2013 GZW 128 Apr. 2018 GZW 109

9. VIEGO DEZ.2011 GZW 123 Apr.2018 GZW 104

10. AG Palue Dez. 2013 130 Apr. 2018 GZW 108

11. Varoff Dez 2011 121 Apr. 2018 GZW 108

12. Panini Apr. 2013 125 Apr. 2018 GZW 115

13. JEROEN AUG.2014 GZW 132 Apr.2018 GZW 101

14. AG PIRELLI DEZ 2013 GZW 134 APR. 2018 GZW 114

15. VAROFF DEZ. 2011 GZW 121 APL.2018 GZW 108

16. DIELINER DEZ 2011 122 APR. 2018 GZW  98

17. AG ELPRO DEZ 2011 GZW 112 APR 2018 GZW 105

18. HEBRON APR.2014 GZW 136 APR 2018 GZW 127

19. HEROIN APR 2013 GZW 126 APR 2018 GZW 109

20. AG PIRLO APR 2013 GZW  132 APR 2018 GZW 112

21. AG PIZARRO APR  2014 GZW  120 APR  2018 GZW 104

22. AG Hochsee APR 2014 GZW 130 APR 2018 GZW 108

23. PARAY APR 2013 GZW 129 APR 2018 GZW 98

24. HOBBIT APL 2014 GZW 134 APR 2018 GZW  106

25. AG JUKEBOX APR 2012  GZW 131 APR 2018 119

Hohe Wellen geschlagen

Zuechterblog.de war die letzten Monate nicht besonders aktiv. Der Grund, ich hatte schlicht und einfach  keine freie Zeit! Heute am Frühstückstisch habe ich das Fachmagazin Holstein International aufgeschlagen. Ich lese diese Zeitung  seit über 10 Jahren. HI wird  in mehrere Sprachen übersetzt und ist weltweit das meist gelesene Fachmagazin zur Holsteinzucht.


In der aktuellen Juni Ausgabe findet sich ein toller Bericht über Thomas Grupp von der Besamungsstation Grub. Dieser war in ähnlicher Form  einige Wochen vorher auch in Kuhfacto dem deutschen Ableger von HI zu lesen. Überschrift: Am wichtigsten für Milchviehhalter ist Sicherheit!


Vielleicht ist es Zufall dass diese beiden Berichte einige Wochen nach dem Interview mit Thomas Grupp auf Zuechterblog.com erscheinen,vielleicht ist es aber auch die Folge!


Es ist aber auch egal, hauptsache es wird öffentlich über den Wahnsinn der genomischen Selektion diskutiert.


Sie hilft dabei hohe Zahlen auf dem Papier zu generieren, mit Sicherheit hilft sie aber nicht dabei gute Kühe in Massen zu züchten.

Achtung Braunviehzüchter -wichtiger Veranstaltungshinweis

An dieser Stelle möchte ich Euch auf ein intressante Veranstaltung aufmerksam machen. Die Europäische Vereinigung für Naturgemäße Rinderzucht (EUNA) und die Arge Rinderzucht auf Lebensleistung laden am 4. Mai zu einer Informationsveranstaltung nach Sulzberg in den Gasthof Hirsch ein. Beginn ist 19:30 Uhr. Das Thema lautet: Zukunft der Rinderzucht!

Ob wir mit der Braunviehzucht den richtigen Weg gehen wird Zuchtberater Martin Wieser erörtern. Es folgt Gerard Scheepens von der niederländischen Besamungsstation KI Samen. Scheepens wagt einen kritischen Blick auf die genomische Selektion. Sein Thema: Genomics - immer größer, immer schmaler, immer enger. Können sich die Besamungsstationen den Wettlauf in Zukunft leisten? Den Abschluss macht ein Vortrag von Andreas Perner dem Vorsitzenden der EUNA. Perner ist selbst erfolgreicher Züchter und Praktiker. Er wird die Grundlagen einer erfolgreichen Zucht auf Lebensleistung vorstellen. Sein Motto: Die Funktion bestimmt die Form!

 

Zuechterblog.com hat die EUNA bei der Referentensuche beratend unterstützt.  Die Ergebnisse der Zuchtwertschätzung sind alarmierend und es ist aller höchste Zeit kritische Fragen zu stellen und diese öffentlich zu diskutieren. In Sulzberg haben wir am 4. Mai die Möglichkeit dazu.

 

Auf nach Sulzberg!

Verwahrlosung der Zucht - Interview mit Dr. Thomas Grupp

Er ist einer der Vordenker der Fleckviehzucht! Dr. Thomas Grupp ist Geschäftsführer der Bayern-Genetik. Die Bayern-Genetik hat mit ihren Bullen wie kaum eine andere Besamungsstation die Geschichte der Bayerischen Fleckviehzucht beeinflusst. In einem Interview mit zuechterblog.com äußert sich Grupp zu seinen Erfahrungen mit der genomischen Selektion. Auch zum Thema Kuhlernstichprobe hat er eine klare Meinung.  

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Braunvieh Vision - wer haftet?

>>Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen<< Altbundeskanzler Helmut Schmidt

 

Jetzt ist es also endlich soweit, Braunvieh Vision startet. Ich denke der 13. Oktober 2017 ist ein schlechter Tag für das Braunvieh. Tausende gute Kälber werden geschlachtet werden, tausende schlechte Kälber werden ihre Besitzer irgendwann enttäuschen. Das Traurige daran ist, die Bauern müssen dieses Ärgernis auch noch selbst mitfinanzieren. Ich kann nicht glauben dass meine Berufskollegen so blauäugig sind und freiwillig in großer Zahl  bei dieser höchst zweifelhaften Aktion mitmachen. Ich persönlich würde das nur tun wenn die Haftungsfrage einwandfrei geklärt ist. So wie es momentan aussieht trägt das Risiko wieder allein der Tierhalter, während sich die Staatlichen, die Zuchtverbände, die Besamungsstationen und die Genies in den Rechenzentren schadlos halten. Ich finde die Genannten sollten zuerst einen Fond für die Geschädigten der Genomischen Zuchtwertschätzung gründen. Eine von den zwei Millionen vom Staat einzahlen und dann mit den Visionen starten. Wenn das Geld nicht reicht, Finger weg!

 

Werte Berufskollegen, lasst Euch nicht ... !

 

Meine bisherigen Äußerungen entschärfe ich, denn es geht hier nicht in erster Linie um fraglichen züchterischen Sachverstand. Die Verantwortlichen die bei uns das Sagen haben, kennen sich mit den Hintergründen ihres Zahlensalates sicherlich bestens aus, besser als ich. Nur was am Ende des Tages zählt ist das Ergebnis und das ist de facto nicht zufriedenstellend. Abzulesen ist dies am Besten an den sei Jahren rückläufigen Erstbesamungszahlen. Da kann man Schönreden soviel man will, es hilft nichts!

 

Ich höre immer wieder die Angst heraus, dass Braunvieh verliert wenn man sich BV Vision verwehrt? Ich hätte da keine Angst, im Gegenteil!

 

Verlieren tut es, wenn wir mit der Zahlenzucht so weitermachen, alte Kühe züchterisch auf´s Abstellgleis stellen und für den schnellen Zuchtfortschritt die positiven Eigenschaften unserer Rasse nach und nach verheizen! Unsere Zucht braucht einen Reset (Ein Reset ist ein Vorgang, durch den ein System in einen definierten Anfangszustand gebracht wird. Dies kann erforderlich sein, wenn das System nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Quelle: Wikipedia) und kein >>Weiter-so<< mit noch höherem Tempo.

 

Allerdings glaube ich nicht, dass wir kurzfristig das Ruder herumreißen können. Öffentliche Systemkritik gibt es keine und das Ehrenamt ist so obrigkeitshörig, dass mir keine Steigerungsform dafür einfällt. Ich appelliere an die verantwortlichen Kollegen auf den Vorstandsposten und in den Ausschüssen hier deutlich kritischer aufzutreten und wenn nötig die Reißleine zu ziehen. Ich finde es ist nötig!

 

Eines muss ich noch dazu sagen, ich rede hier nicht von einem klassischen Braunviehproblem. Holstein und Fleckvieh haben bisher auch einen hohen Preis für die genomische Selektion bezahlt. Da läuft auch jede Menge Schrott in den Ställen herum, nur ist deren Population größer und Fehlentwicklungen lassen sich hier besser kompensieren als beim Braunvieh. Vor allem weil es hier  auch Organisationen gibt  die eine andere Strategie fahren. Die Besamungsstation Grub ist hier ein gutes Beispiel.

 

 

 

 

CH: Studie zur Euterfüllung bei Ausstellungskühen

Heute wurden die Ergebnisse einer Studie der Nutztierklinik der Vetsuisse-Fakultät der Uni Bern zum Thema >>Euterfüllung auf Ausstellungen<< in einer Pressemitteilung vorgestellt. Hier die PM im Originalwortlaut der Universität Bern.

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Nutzungsdauer ist nachhaltig!

Die Jungzüchterschau in Rückholz wurde von Johann Osel in der Süddeutschen Zeitung mit einem Kommentar bedacht (siehe nebenstehender Artikel). Interessant fand ich den unteren Absatz wo er auf die 22-jährige und gleichzeitig älteste Kuh Bayerns eingeht. Osel:>>Sie zählt 22 Lenze, Zuchtexperten rechnen das auf bis zu 110 Menschenjahre um<<.

Ich habe dann ein wenig zu rechnen begonnen. Das durchschnittliche Abgangsalter liegt in Deutschland bei ungefähr 5,4 Jahren, was einem auf die menschliche Lebenszeit umgerechneten Alter von 27 Jahren entspricht. Braunvieh liegt bei 6,5 Jahren und erreicht immerhin 32,5 Jahre im Schnitt. In Deutschland ist das Spitze! Dennoch es ist noch viel Luft nach oben! Das Renteneintrittsalter beim Menschen liegt bei 66 Jahren. Da fehlen also bei BV 33,5 Jahre oder 6,7 Kuhjahre. Zieht man die Aufzuchtphase (2,33 Jahre) ab, brächte eine Braunviehkuh also etwa 9 bis 11 Kälber (je nach ZKZ) damit sie mit 66 Jahren in Rente gehen kann. Von den möglichen, darauf folgenden 44 Jahren (8,8 Kuhjahre) in Rente auf einer grünen Bergwiese wollen wir gar nicht reden.

Die Ursache für dieses Defizit ist meiner Meinung nach die einseitige Zucht auf Frühreife und Hochleistung in Verbindung mit einer nicht wiederkäuergerechten Fütterung (viel KF, wenig Rohfaser). Körperlich verkraften unsere Kühe diesen Mix in der Masse nicht! Im Durchschnitt gehen sie lange vor der Zeit ab.

Nachhaltig ist das nicht! Es beschert darüber hinaus unseren Tieren Leid und kostet uns Bauern viel Geld.

Braunvieh als führende Nutzungsdauerrasse muss dies erkennen und die Nutzungsdauer im Fokus behalten. Die einseitige Zucht auf Frühreife (Größe) und hohe Einsatzleistungen ist hochgradig  kontraproduktiv. In den Fokus gehören Merkmale wie Nutzungsdauer,  Persistenz und  Fruchtbarkeit. Die Einführung eines Zuchtwertes für Leistungssteigerung ist überfällig. Natürlich wirkt sich dies negativ auf die Verkürzung des Selektionsintervalls aus,  sichere Informationen über die Leistungssteigerung der Töchter eines Bullen erhält man erst viele Jahre  nach dem ersten PM. Aber Qualität braucht Zeit! Erfolgreiche  Käsesorten erzielen nach Jahren der Lagerung im Käsekeller Kilopreise von über 20 Euro je Kilogramm, während wir Deutschen unseren Gummikäse im Jahr 2016 nach 3 Wochen für unter 3 Euro auf den Weltmärkten verramschten.  Wer also erfolgreich auf Nutzungsdauer und Nachhaltigkeit züchten will, muss seine Zuchtstrategie ändern und den Bullen und Kühen Zeit zum Reifen geben! Wir brauchen eine Umkehr von immer schneller, immer mehr! Die ist am Ende auch wirtschaftlich interessant und beschert uns Kühe mit denen wir Geld verdienen und die uns lange Freude machen. Bis zum Rentenalter mit 66 Jahren!

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Nicht vergessen!

Meine Kritik an Kuh-Vision schmeckt nicht allen! Lösungsvorschläge für die Braunviehzucht liegen seit Jahren auf den Tisch. Sie wurden in Altdorf von über 100 Züchtern aus Bayern und Baden-Württemberg mit großer Mehrheit verabschiedet und den Oberen der AHG übergeben.

 

Hier zur Erinnerung für alle die es vergessen haben sollten!

 

Da ist noch jede Menge Handlungsspielraum!

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Biver: Top oder Flop?

Quelle: Schweizerbauer
Quelle: Schweizerbauer

Diese Meldung habe ich kürzlich auf der Internetseite von schweizerbauer.ch gefunden. Biver war der Rekordschlager von swissgenetics über alle Rassen hinweg. Am 8. August hat Biver seine ersten Zuchtwerte auf Basis seiner Töchterleistungen erhalten. Auf deutscher Basis verlor er nahezu 400 kg Milch und liegt aktuell noch bei sehr knappen + 38 kg Milch. Für Insider deutete sich dies bereits im April an. So fand man im Brunanet damals  schon Biver-Töchter mit ersten Probemelken unter 18 kg. Trotzdem, Swissgenetics blieb optimistisch, wie die folgenden Zitate beweisen. Und auch heute noch wird der Blooming-Sohn gefeiert. Ist das in Ordnung???

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Schlaue Yerome

Nach einigen Wochen kann man zusammenfassen: Das Thema >>Beschiss auf der Bundesschau<< scheint vom Tisch! Die Verantwortlichen schweigen und der Beschuldigte mauert. Verteidigung der eigenen Unschuld sieht anders aus!

 

Die Verantwortlichen der ARGE Deutsches Braunvieh scheinen gar nicht zu verstehen wie sie mit ihrer passiven Haltung dem Schauwesen schon geschadet haben und es immer noch tun! 

 

Im Nachhinein muss ich sagen, meine Kuh war die Einzige in Buchloe die das Richtige gemacht hat: Bier saufen, randalieren und den Ring ohne Begründung verlassen! Ich muss es im Nachhinein zugeben, Yerome war die Schlauste. Ja, sie war um einiges gescheiter als ich!

Russisch Roulette

Quelle: ZAR / ZuchtData
Quelle: ZAR / ZuchtData

Es waren bewegte Tage, Bundesbraunviehschau Buchloe, Bruna Schweiz, Landesschau Imst, Zuchtwertschätzung, Kuh-Visionen wohin man hört. Am Beginn des neuen Quartals musste ich nun frisch Sperma bestellen. Kann die Zeit dafür besser sein?  Wir haben tollte Kühe gesehen und die Zuchtwertlisten sind gespickt mit tollen Bullen. Ich hab mir trotzdem schwer getan und mich deshalb in Zurückhaltung geübt.

Ich bevorzuge Bullen mit hoher Sicherheit, guten Eutern, guten Beinen, ordentlichen Becken und einer hohen Nutzungsdauer und positiver Persistenz, das Angebot hier ist aber nicht sehr üppig. Im Bild nebenan findet Ihr einen Ausdruck aus Zar-Rind.at. Selektiert wurde hier auf die besten Bullen mit Sicherheit mindestens 96 Prozent und Verfügbarkeit. Keine Ahnung ob das eine realistische Aufstellung ist, aber viele Bullen sind das nicht.  Die ersten sechs sind alles noch relativ junge Bullen, ihre ersten Töchter kalben aktuell zum zweiten Mal ab. Keiner weiß also zur Zeit wie die Kühe im dritten Kalb aussehen und doch ist die Sicherheit schon bei über 95 Prozent. Hallo, das ist alles relativ, man könnte aber auch sagen Beschiss. Unsere Herren in der Zuchtwertprüfstelle jonglieren da mit den Sicherheiten wie es ihnen am besten ins Konzept passt. Klar, wenn Jungvererber mit wenigen Probemelken plötzlich schon Sicherheiten von über 80 Prozent erreichen, dann müssen Vererber mit Töchtern in der 2. Laktation schließlich über 90 Prozent auf die Liste bringen. 

Also wahrscheinlich checke ich es einfach nicht, aber für mich ist das alles wie Russisch Roulette mit 5 Kugeln. Da mitzuspielen kann ich mir nicht leisten. Weil es eben so schlecht funktioniert und die meisten Zahlen keinen Wert in diesem frühen Stadium haben,  brauchen wir jetzt Kuh-Vision. Anstelle zuzugeben dass wir auf dem Holzweg sind reiten die uns noch weiter in den Dreck hinein. Armes Braunvieh!

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Bruna: Euterfüllung Thema für die Wissenschaft

Nun das Thema Euterfüllung auf Schauen bleibt aktuell. Auf der diesjährigen Bruna in der Schweiz hat sich die Wissenschaft dem Thema angenommen. Das Bild zeigt einen Flyer der an die Beschicker verteilt wurde. Ob da was Sinnvolles herauskommt?

In Deutschland hat das Thema mittlerweile auch weite Kreise gezogen. Laut einer Information befasst sich aktuell das Bundeslandwirtschaftsministerium mit dem Thema, mit dem Ziel eine einheitliche Empfehlung für alle Bundesländer zu verfassen.

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Yerome schlägt zurück!

The Day after!

 

Nach einem nicht unbedingt erfolgreichen, dafür aber umso mehr unterhaltsamen Auftritt in Buchloe, sind Yerome und ihr Team wieder wohlbehalten in Biessenhofen angekommen. Ich denke wir haben bleibenden Eindruck hinterlassen.

 

Besonders gratulieren möchte ich Familie Schwayer, die nach langem Kampf um gerechtere Schaubedingungen den verdienten Lohn ihrer Arbeit einfahren konnte.

 

Auch für meine Freundin Doris Buhl freue ich mich ganz besonders. Ihr Erfolg gleicht einem Märchen, dass wahr geworden ist. Mit ihrer Blooming ist sie von null auf hundert in die Spitze der europäischen BV-Zucht vorgestoßen. Hammer!

 

Darüber hinaus auch allen anderen Schausiegern herzlichen Glückwunsch!

 

 

 

 

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Seitenwechsel!

Es ist mittlerweile 11 Jahre her dass wir eine Kuh auf einer Schau hatten, aber morgen ist es wieder soweit. Von der >>Agrarschreiber<<-Seite wechsle ich auf die Ausstellerseite. Heute habe ich etwas verspätet mit der Schauvorbereitung begonnen und es  gab bereits einige interessante Aha-Erlebnisse.

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Mutige Schauordnung

Die ARGE Deutsches Braunvieh hat die Schauordnungen für die Bundesschau an die Beschicker hinausgeschickt. Die Inhalte zielen auf eine >>saubere Schau<< ab. Das ist mutig! Man kann jetzt nur hoffen dass ARGE, TGD und Veterinäramt für eine strikte Umsetzung sorgen und einheitliche Bedingungen für alle Beschicker gewährleisten. Die Meßlatte ist hoch!

 

Gespannt sind wir alle auf Preisrichter Peter Stückler aus der Steiermark. Welche Art Kuh wird er nach vorne stellen? Die Steiermark ist dafür bekannt dafür, dass Wirtschaftlichkeit dort einen hohen Stellenwert hat. Das kommt dem deutschen Zuchtziel sehr nahe.

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Das Ende der Fahnenstange!

Michael Horsch ist Geschäftsführer der Horsch Maschinen GmbH. Das Unternehmen entwickelt Bodenbearbeitungsgeräte, Feldspritzen und Sämaschinen für große Ackerbaubetriebe weltweit. Auf dem Kongress Farm and Food 4.0  in Berlin erschütterte er mit einigen Aussagen die Branche. Horsch der jahrelang das Rad des betrieblichen Wachstums mit der Entwicklung immer größeren und effizienteren Maschinen angeschoben hat, glaubt das der Zenit überschritten ist. Diesen Vortrag muss man gehört haben! Auch für Milchviehhalter, Molkeristen und Züchter ergeben sich daraus alternative Sichtweisen. Wenn man sie zulässt!

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SRB Schau Buchloe 2017

Nach drei Jahren kürt der SRB in Buchloe wieder einen Bayern-Champ. Hier die Gruppensieger mit Bildunterschrift und Foto.

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Nachwort zu Wieser-Theorie

Starbuck Fanfare nach ihrem für meinen Geschmack besten Auftritt ihrer Schaukarriere, auf der BZG Schau in Unterthingau. Ihr seht, Fotos machen konnte ich auch.
Starbuck Fanfare nach ihrem für meinen Geschmack besten Auftritt ihrer Schaukarriere, auf der BZG Schau in Unterthingau. Ihr seht, Fotos machen konnte ich auch.

Zu meinem letzten Blogartikel haben mich einige Mails erreicht. Dabei ist mir aufgefallen, dass es ein Missverständnis gibt. Ich denke Martin wollte mit seinen Ausführungen nicht die europäische Genetik schlechtreden und die amerikanische in den Himmel loben. Ihm ginge es wohl eher darum das Bewusstsein zu schärfen, dass es sich bei unserer europäischen BV-Population um eine Kreuzungsrasse handelt und dass dies eine besondere Herangehensweise erfordert.

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Neue Ansätze für die Zucht

Auf der Jahresversammlung der BZG Marktoberdorf in Ruderatshofen trafen im Laufe der Veranstaltung zwei grundlegend verschiedene Zuchtstrategien aufeinander. Während Zuchtleiter Dr. Franz Birkenmaier die genomische Zuchtwertschätzung mit massivem finanziellen und bürokratischem Aufwand sicherer machen möchte, stellte Zuchtberater Martin Wieser das System an sich in Frage. Zuechterblog.com stellen an dieser Stelle beide Modelle vor.

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>>leichtfüttrig<<  =  effizient

Braunvieh steht in einem hartem Wettbewerb mit den Rassen Holstein und Fleckvieh. Meiner Meinung nach ist das Braunvieh der Konkurrenz aus einem ganz entscheidenden Grund überlegen, Braunvieh ist effizienter oder wie man unter Milchviehaltern früher sagte, >>leichtfüttrig<<.

Was damit gemeint ist versuche ich im folgenden Beitrag zu beschreiben.

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BZG Versammlung mit Martin Wieser

>>Endlosschleife BZG Versammlung<<, ziemlich genau vor einem Jahr habe ich einen Blogbeitrag zu diesem Thema veröffentlicht. Ich appellierte damals an die Kreativität der BZG-Vorstände , sie sollten doch diesen wichtigen Veranstaltung mehr Augenmerk schenken und sie interessanter gestalten. Ich weiß nicht ob Richard Schindele, Vorstand der BZG MOD, meinen Beitrag gelesen hat, interessant wird es am 20. Januar aber allemal werden.

 

Der unabhängige Zuchtberater Martin Wieser wird das Hauptreferent halten. Kaum ein anderer verfügt in Deutschland über ein so vielschichtiges Wissen über die Braunviehzucht mit ihren verschiedenen Bullen- und Kuhlinien. Auch seine Zuchtstrategie ist etwas anders, als die der offiziellen Zuchtberatung. Mit seinem Engagement und dem Mut anders zu denken hat er in der Vergangenheit oft angeeckt. Um so bemerkenswerter ist es, dass ihn die BZG Marktoberdorf auf ihrer Versammlung am 20. Januar als Hauptreferenten  eingeladen hat. Unterschiedliche Meinungen und Zuchtstrategien werden an diesem Tag aufeinandertreffen.

 

Die BZG Marktoberdorf leistet sich als eine der wenigen BZGs innerhalb der AHG den Luxus einer Tagesveranstaltung. Martin Wieser, steht am Nachmittag (ca. ab 13:30 Uhr)  auf dem Programm.

 

Ich hoffe ich lehne mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster, aber der Walburgsaal in Ruderatshofen ist groß. Sicherlich findet auch das ein oder andere  Nicht-BZG-Mitglied einen  Platz im Saal. Ich finde es wäre schade, wenn Martin Wieser vor halbvollen Rängen referieren müsste.

 

Termin:

 

20. Januar

Gasthof Walburg, Ruderatshofen.

Die Versammlung beginnt offiziell um 9:30 Uhr

Martin Wieser referiert am Nachmittag circa ab 13:30 Uhr.

 

 

A guad´s nuis Joahr!

Liebe Zuechterkollegen,

 

die besinnliche Weihnachtszeit ist vorbei, und wir starten in ein neues Jahr. Ich habe die zwei Wochen für eine Blogpause genutzt. Zwischendurch ist es wichtig etwas Distanz zu dem was man macht zu bekommen.

Dabei ist mir etwas klar geworden,  Bloggen kostet Kraft!

 

Aus diesem Grund werde ich etwas ändern. Besonders die Betreuung und Moderation der Diskussion kostet ungemein viel Aufmerksamkeit und Arbeit, ich werde deshalb  vorerst auf die Kommentarfunktion verzichten.

 

Das ist natürlich schade, denn gerade die Kommentare der zahlreichen Zuchtexperten aus nah und fern , hat ihn bereichert und interessant gemacht. Doch jede Medaille hat zwei Seiten, die hohe Zahl der anonym auftretenden Beitragsschreiber hat mich am Ende dazu gezwungen die Diskussion zu moderieren und das kostet ungemein viel Zeit und Aufmerksamkeit. Diese Zeit habe ich leider nicht! 

 

Trotzdem möchte ich auf die Diskussion mit meinen Lesern nicht ganz verzichten, über Mail (info@agrarschreiber.de) bin ich auch in Zukunft zu erreichen und freue mich über Euer Feedback. 

Shiloh Brookings Cadence-ET

Cadence ist wohl aktuell der heißeste töchtergeprüfte Bulle den die aktuelle Schätzung hervorbrachte. Mit über 100 Töchtern legte er im Zuchtwert deutlich zu und präsentiert sich als guter Allrounder. Mit der Töchterfolge Brookings x Wonderment x Pronto x Denmark ist er in Europa breit einsetzbar. Seine Kuhfamilie ist geht wie Bosephus und Bush auf die Prophet Bloom zurück. Ich selber werde Cadence gezielt auf meine kleinen Kühe einsetzen. Hier das US-Zuchtwertblatt und einige Bilder seiner Familie und seiner ersten Töchter.

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La Rainbow Butterfly Dynamite

 Der Name La Rainbow Butterfly Dynamite ist in den vergangenen Tagen einige Male hier auf dem Blog gefallen. Hier wie versprochen ein kurzer Überblick über seine Familie.  

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Nur noch traurig!

Nein, eine Analyse der Zuchtwertschätzung gibt es an dieser Stelle nicht mehr. Es ist schade um jede Minute wo man sich mit diesem Mist noch abgibt. Da werden brave Bauern von Leuten die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben für blöd verkauft. 

 

Mein Tipp ganz ohne Gewähr - deckt mit euren eigenen Bullen! Schlimmer als mit der genomischen Selektion kann es nicht kommen.

 

 

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Vintage: Film ab!

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Die schönsten Viecher!

Habe aktuell Abkalbesaison und finde deshalb kaum Zeit zum Schreiben. Trotzdem an dieser Stelle was nettes  vom heutigen Markt in Kempten.

Zu Besuch war eine Schülergruppe vom Berufsbildungszentrum direkt gegenüber. Lauter junge Burschen, ohne landwirtschaftlichen Hintergrund. Vier Jungs gingen an mir vorbei und unterhielten sich. Der eine sagte: >>Die braunen Kühe sind einfach die schönsten Viecher!<<. Ich habe mich gleich umgedreht und habe ihm laut beigepflichtet.

 

Der Markt ist ganz gut gelaufen und auch die Qualität der Kühe war in Ordnung. Aufgefallen sind mir die relativ vielen AG Point Töchter. Mittelrahmige Kühe mit passablen Eutern, etwas schlampiger Oberlinie und guter Leistung. Auch die teuerste Kuh des Marktes war eine Point. Habt ihr Erfahrungen mit Point ?

 

Das Foto zeigt das Euter einer Durham-Tochter (MV Vasir).  Sie war die erste Jungkuh! Über 30 Liter Milch bei guter Melkbarkeit. Junge rahmige Kuh mit bestem Euter und tollem Fundament. Habt Ihr auch Infos von Durham? 

 

Habe mitbekommen, dass einige von Euch in Brunegg auf der Nachzuchtschau von Swissgenetics waren. Unter anderem waren auch Töchter von Salomon, Glorino und dem Euterspezialisten Tenndith ausgestellt. Und wie waren sie? Welchen Bullen sollten wir einsetzen?

 

In Bozen war Elite, die Vivid-Töchter haben einen guten Eindruck hinterlassen. Mittelrahmige, robuste Kühe mit guten Eutern. Wer weiß mehr? 

 

 

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Was ist eine gute Kuh?

Jedes Jahr werden auf den Zuchtveranstaltungen quer durch die Republik Züchter mit besonders hohen Einzel- und Herdenleistungen geehrt und ausgezeichnet. Ich bezweifle an dieser Stelle dass es dabei ausschließlich um Zucht geht. Nein, es geht vor allem um Management und Fütterung! Hier werden in erster Linie Bauern ausgezeichnet die ihre Genetik gut bis maximal ausfüttern können.

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Ist das Zuchtfortschritt???

Die WDE in Madison ist das Mekka der Holsteinzucht. Ich weiß nicht genau wann Goldwyn geboren wurde, es liegt aber bestimmt mehr als 15 Jahre zurück. Auf der Expo holte er sich in diesem Jahr zum achten Mal den Titel Premier Sire. Das heißt, kein anderer Bulle holte sich so viele gute Platzierungen wie Goldwyn. Da stellt sich natürlich schon die Frage, wo sind die ganzen Töchter der jungen Vererber? Holstein ist die Population mit der längsten Erfahrung in der genomischen Selektion. Ganze Heerscharen von extrem hochgeschätzten genomischen Jungvererbern wurden seitdem auf die Züchter losgelassen. Ein uralter Bulle ist ihnen zumindest in Madison haushoch überlegen. Wo bleibt da der so oft gerühmte Zuchtfortschritt? Grand Champion in Madison wurde übrigens eine Durham-Tochter. Durham ist glaube ich noch älter als Goldwyn. Sogar bei den Jungkühen glänzte Goldwyn vor allen anderen.  Und wo liegt sein Zuchtwert heute?

Ich glaube, der Zuchtfortschritt findet auch bei den Holsteins nur auf dem Papier statt. Damit immer wieder neue junge Bullen ohne Sicherheit zu Höchstpreisen verkauft werden können.

 

 

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Nicht einschüchtern lassen

 

Zuechterblog.com hat in den vergangenen Monaten auch immer wieder kritisch hinterfragt ob wirklich alles so toll ist wie es uns seit Jahren von verschiedenen Seiten vorgegaukelt wird. Das Braunvieh hat in den letzten 20 Jahren massiv an Einfluss verloren. Der Grund? Wir stehen in Wettbewerb mit anderen Rassen und das Braunvieh tut sich in diesem Wettbewerb zunehmend schwer. Die Erstbesamungs- und Herdbuchzahlen sprechen hier eine ganz deutliche Sprache.

Gerade für uns Züchter ist das ein riesiges Problem. Wir sind darauf angewiesen, dass die Zuchtviehmärkte gut laufen, dass im Export die Nachfrage hoch ist und auch dass unsere Zuchtbullen von den Stationen gut bezahlt werden. Dem einfachen Milcherzeuger ist das egal, er hat die Alternative und wenn er unzufrieden ist dann wechselt er die Rasse.

Wir Züchter müssen uns darum kümmern, dass unsere Rasse attraktiv bleibt. 

 

Dass ich das offen anspreche ist natürlich auch manchen Leuten ein Dorn im Auge. Einzelne fahren seit einigen Wochen unter falschem Namen massive Störmanöver gegen diesen Blog. Aus ihren Kommentaren kann man aber sehr gut ablesen aus welcher Ecke sie kommen und welche Feindbilder sie pflegen.

 

Ich habe lange überlegt wie ich damit umgehen soll und habe jetzt eine Lösung gefunden.

Diskutiert werden kann von nun an nur noch der oberste Bericht, alle anderen Diskussionen sind geschlossen.

 

Dies bringt mehrere Vorteile. Alle Besucher sehen alle neuen Kommentare immer an oberster Stelle. Auch ich bin immer sofort informiert wo was steht und ob ich als Moderator reagieren muss.

 

Durch das neue System bleibt der Blog sauber und die Diskussion offen und fair.

 

 

 

 

 

 

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Fehlerteufel

Ich wurde gerade auf einen Tippfehler aufmerksam gemacht. Meine Mailadresse heißt nicht

                  info@agrarschreibe.de

                                    

                                              sondern ...

 

 info@agrarschreiber.de

 

 

Und weiter!

 

 

Ich habe heute schon sehr viele Anrufe und Mails erhalten , die meisten fanden es sehr schade dass ich die Diskussion unterbrochen habe, zeigten aber durchaus Verständnis für meine Entscheidung.

 

Trotzdem bin ich Euch natürlich einige Erklärungen schuldig.

 

 

Zuerst einmal die Erklärung warum ich die Diskussion unterbrochen habe. Ich bin weder bestochen, noch bedroht, noch beleidigt worden. Der eigentliche Grund ist der, dass ich selber etwas erschrocken bin über den Geist den ich aus der Flasche gelassen habe. Leute er ist groß, sehr groß. Allein in den letzten 72 Stunden wurde diese Seite über 3.000 Mal angeklickt, in diesem Monat insgesamt schon 11.000 Mal.

 

Dieser Blog bietet jedem die Chance sich an der Diskussion zu beteiligen. Das tun aber nur ganz Wenige, was ich bedaure. Was ich aber noch mehr bedaure ist die Tatsache, dass einige anonyme Gäste diesen Blog benutzen um ihren Frust abzuladen. Das wäre auch noch nicht das Schlimmste, Frust kann sich bei genauem beobachten des Zuchtgeschehens (übrigens über alle Rassen hinweg) massenhaft ansammeln, aber wenn es darum geht persönliche Rechnungen zu begleichen, dann hört der Spaß bei mir auf. Letztendlich fällt mir das am Ende alles auf die Füße. Blogger ist man an 365 Tagen rund um die Uhr. Da kommt einfach hin und wieder das Bedürfnis durch, den Stecker zu ziehen. So wie vorgestern Abend geschehen.

 

Dieser Blog und das dürfte jeder mittlerweile verstanden haben, ist keine Werbeveranstaltung für das Braunvieh. Er ist eigentlich eine Kampfansage gegen das aktuelle System der Rinderzucht wie wir es in Bayern, Baden-Wü, Österreich, Italien und der Schweiz kennen . Die Hauptfiguren dieses Systems sind die Zuchtverbände, die staatliche Zuchtleitung (wenn installiert), die Besamungsstationen.   Auch die Presse und natürlich auch die ehrenamtlichen Funktionäre spielen eine Rolle. Übrigens für das Fleckvieh in Bayern gilt das Selbe.

Ich werde im restlichen Bericht der Einfachheit wegen nur noch vom `System´ sprechen. Ich denke Ihr wisst wer und was gemeint ist.

 

Viele sagen zu mir: Dein Blog ist mir zu negativ. Dazu muss ich sagen, dies ist keine Tupperparty!  Es ist eine Art Aufstand, ein Aufbegehren gegen das System. Wer sich hier aufhält, muss sich dessen bewusst sein. Tupperpartys gibt es woanders.

 

Einige Jungzüchter haben Angst davor dass ich das Schauwesen kille. Ich bin davon überzeugt dass wir in 12 Monaten überall neue und strengere Schauordnungen haben werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns alle daran gewöhnen werden, wieder normal gefüllte Euter auf Schauen zu sehen. Ich bin davon überzeugt, dass das wiederum mehr Züchter zum ausstellen ihrer Tiere animieren wird und Schauen dadurch wieder attraktiver werden. Für Aussteller und Besucher!

Die Jugend fordere ich auf diesen Prozess weiter positiv zu unterstützen und den Standard immer zu hinterfragen.

 

Missverständnisse gibt es dabei, dass viele davon ausgehen, dass ich weil ich das System angreife, auch die Personen darin angreife. Das stimmt nicht! Das System heißt System, weil es System hat. Das System, hat eigentlich nur einen einzige Aufgabe, es muss sich selbst erhalten. Viele geraten gänzlich unschuldig in den Sog des Systems und dienen ihm unbewusst.  Jedes System hat eine Kommandozentrale. Bei der Braunviehzucht in Bayern sitzt dieses nicht in Kempten wie viele glauben, sondern in der Ludwigsstraße in München. Die grauen Herren die es sich erdacht haben und am Leben  erhalten, kennen die meisten gar nicht. Schändlich allerdings verhalten sich jene die die Funktion des Systems kennen, davon profitieren und es schütz  en. Ähnlich wie in Bayern funktionieren die Systeme natürlich auch in der Schweiz, in Baden Württemberg in Tirol und in Südtirol. Nur die Konstellationen sind etwas anders.  

Die Menschen im System fordere ich auf das System von innen heraus zu hinterfragen und die Zugbrücken herunterzulassen. Das System lebt von den Kühen und Züchtern, wenn diese verlorengehen, trocknet es aus.

 

Nun zu einer entscheidenden Frage: Warum greife ich das System mit diesem Blog an?

Weil das System der Rasse Braunvieh schadet, seit sehr vielen Jahren. Dass ist eine bittere Wahrheit. Wir werden mit ihr täglich in den Ställen, auf den Märkten und auf den Weiden konfrontiert. 

 

 

Die ganze Braunviehzucht ist ein Fall für den Unternehmensberater, ein Sanierungsfall.

 

Schon 2011 hat die Interessengemeinschaft Braunvieh (IGBV) das erkannt und unter der Teilnahme von über 140 Züchtern aus Bayern im Gasthof Adler in Altdorf einen 10-Punkteplan mit großer Mehrheit verabschiedet und den damaligen Vorsitzenden Schütz und Nieberle überreicht.

Was ist daraus geworden?

 

Manches davon ist im Kleinen angegangen worden, doch nicht konsequent genug.

 

Dieses Defizit war letztlich der Ausgangspunkt für diesen Blog.

 

Hier zur Erinnerung:

 

 

  1. Die Braunviehzüchter wollen einen starken selbständigen bayerischen Braunviehzuchtverband. Einzellösungen und rasseübergreifende Zusammenschlüsse im Bereich der Zucht und Herbuchführung sind kontraproduktiv. Die Fortführung dezentraler Beratung und Vermarktung macht vorerst weiterhin Sinn.

     

  2. Die AHG braucht jetzt einen eigenen Geschäftsführer mit Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Zucht, Personal und Verwaltung. Er muss unabhängig vom staatlichen Zuchtleiter agieren können.

     

  3. Neuordnung der staatlichen Zuständigkeit. Die IGBV fordert keinen kompletten Rückzug, sondern eine Neudefinition der Aufgaben. In den sensiblen Bereichen Zuchtwertschätzung und Nachkommenprüfung ist ein staatlich neutrales Engagement weiterhin unerlässlich. Die direkte Zuchtarbeit gehört in die Hände der Züchter.

     

  4. Aufbau demokratischer Strukturen mit Direktwahl der Führungspersonen.

     

  5. Die Braunviehzucht braucht eine Imageoffensive nach außen. Diese muss das Braunvieh als zukunftsfähige, moderne, wirtschaftliche Rasse darstellen. Braunvieh ist keine Alternative, Braunvieh ist das Maß der Dinge.

     

  6. Die Braunviehzucht braucht eine Imageoffensive nach innen. Professionelle, regelmäßige Informationsmedien für Mitglieder, Infofahrten, Tierschauen, Preisrichter- und Tierbeurteilungsseminare, Embryonen- und Tiervermittlungsbörsen sind wichtig und die Züchter zu motivieren.

     

  7. Die Braunviehzucht braucht eine braunviehspezifische Zuchtwertschätzung. Der Braunviehzuchtverband gibt hier die Richtung vor. Rassespezifische Vorteile wie z.B. Langlebigkeit, Spätreife und Persistenz müssen darin stärker gewertet werden. Wir brauchen keine Holsteinkuh im braunen Kleid.  

     

  8. Die internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung und Zuchtwertschätzung muss weiter ausgebaut werden. Themen wie beispielsweise Grundfuttereffizienz, Klimawandel, Nutzung von Grenzstandorten müssen berücksichtigt werden.

     

  9. Im Bereich der genomischen Zuchtwertschätzung ist die Position der Züchter zu stärken. Der Markt um positiv getestete Tiere muss dem Züchter des interessanten Einzeltieres zugänglich sein. Angebot und Nachfrage sollten den Preis regeln. Wettbewerb darf nicht durch enge Vertragsknebeln unterbunden werden. Der Zuchtverband muss sich hier vor seine Mitglieder stellen und ihre Interessen gegenüber den Besamungsstationen wahren. 

     

  10.  Ein zentrales Braunviehzentrum macht Sinn wenn der rasante Abwärtstrend in der Bestandsentwicklung gestoppt ist und Braunvieh wieder mit vielseitigen Vermarktungsperspektiven aufwarten kann.

     

     

 

Es geht also weiter auf zuechterblog.com. Bedanken möchte ich mich bei allen die mir gestern gut zugeredet haben und mich darin bestärkten weiterzumachen.

 

 

Alle die da draußen erkannt haben, dass Veränderungen überfällig sind, möchte ich dazu motivieren diese Plattform als Meinungsplattform zu nutzen. Bitte unter Eurem richtigen Namen.

 

 

Abschließend möchte ich Hans und Christoph Grath zum Sieg auf der Viehschau in Buchloe gratulieren. Leider (war aber auch schön) saß ich auf den Zuschauerrängen und konnte von dort nur dieses Bild schießen.

Auch allen anderen gekränkten Ausstellern möchte an dieser Stelle die Hand reichen. Mein Kampf für faire Schaubedingungen ist kein Kampf gegen Euch. Gute Kühe werden immer gute Kühe bleiben und gute Züchter werden auch in Zukunft den Sieg davontragen.

Die Diskussion der letzten Wochen wurde mit harten Bandagen geführt. Buchloe war ein Neuanfang. Ich denke keiner ist mir böse wenn wir die alten  Beiträge hinter uns lassen und jetzt nach vorne blicken. 

 

In diesem Sinne

 

Mach mer weiter!

 

 

 

 

 

 

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Jobo Vigor Bush: Gute Euter, problemlose Kühe

 

 

 

 

zuechterblog.com soll keine One-Man-Show sein. Wer etwas Interessantes zu sagen hat und dies von allgemeinem Interesse ist, kann dies hier veröffentlichen. Heute hat uns ein Text von World Wide Sires Deutschland erreicht. Es geht darin um das erfolgreiche Brüderpaar Bosephus und Bush. Autorin des Berichts ist Mara Schwohnke (WWS).

 

 

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Zuechterblog in Sommerpause

Geehrte Leser, liebe Züchterfreunde,

 

die Zuchtwertschätzung steht kurz bevor, seit 20 Jahren ist kaum eine vergangen, die ich nicht für irgend eine Zeitschrift kommentiert habe. Doch nach der Schätzung war immer vor der Schätzung. Der einzelne Schätztermin sagt nicht über die Qualität eines Bullen aus, es ist immer der Trend der entscheidet. Diese Schätzung wird daran nichts ändern. Es werden wieder einige junge genomische Kandidaten mit 5 bis 20 Töchtern und einem Probemelken mit tollen Zuchtwerten die Spitze erklimmen. In Deutschland mit großer Sicherheit irgend ein Huray-Blut auf der Mutterseite, in der Schweiz irgendwas mit Glenn. Ich möchte Euch an dieser Stelle nicht mit diesen Spekulationen langweilen. Seit fast 12 Monaten schreibe ich nun diesen Blog, es hat mir sehr viel Spaß gemacht, doch jetzt ist die Zeit für eine kleine Pause gekommen. Vom 02. bis 31. August werde ich keine neuen Artikel schreiben und auch keine Kommentare (außer zu Willy A.) veröffentlichen. Wünsche Euch schöne Ferien und eine hoffentlich aufschlussreiche ZWS!

 

Züchtergruß

 

Gerhard Metz

 

 

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Danke Willy Allemann!

Heute am Nationalfeiertag der Schweiz hatte der große Braunviehkenner und Braunviehwisser Willy Allemann Geburtstag, er wäre 65 Jahre alt geworden. Der Braunviehzucht hat er einen Schatz an Informationen über Bullen und deren Kuhfamilien hinterlassen. Sein guter Freund Christian Schild nahm dies zum Anlass und sendete mir den folgenden Blog-Artikel zu.

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True Type Cow

Auch wenn es ein offiziell formuliertes Zuchtziel der Zuchtverbände und Besamungsorganisationen gibt, so hat doch jeder engagierte Züchter sein eigenes Zuchtziel im Kopf. Ein Ziel das zu  seinem Stall, seiner  Fütterung und überhaupt zu seiner Einstellung zur Milchviehhaltung im Allgemeinen passt. Im Englischen wir dieses Ziel oft mit dem Begriff `True-Type` beschrieben. Ich habe aktuell eine Kuh im Stall die die meinen True Type sehr gut widerspiegelt. Diese Kuh und den außergewöhnlichen Weg der mich zu ihr führte, werde ich Euch an dieser Stelle vorstellen. Ich weiß jetzt schon dem ein oder anderen wird diese Kuh nicht gefallen, darum geht es aber auch nicht. Dieser Bericht will vielmehr aufzeigen, dass jeder Züchter es selbst in der Hand hat mit welchen Kühen er arbeiten will und dass es genug unkonventionelle Wege gibt, die ans Ziel führen.

 

 

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Diskussion moderieren

Leider sind wir in den letzten Tagen etwas vom Thema Rinderzucht abgekommen. Der Grund waren einige unsachliche und persönlich verletzende Angriffe eines anonym auftretenden Besuchers. Ich persönlich stelle mich in diesem Blog jeder sachlichen Kritik, sie bereichert diese Seite und liefert auch mir neue Denkanstöße. Nichts was ich hier schreibe ist endgültig, verbindlich oder gar missionarisch gemeint.  Sollte es an dieser Stelle Missverständnisse geben bin ich gerne zum persönlichen Gespräch bereit, meine Kontaktdaten finden sich im Impressum.

Was ich aber nicht länger tolerieren kann sind Beleidigungen und Beschimpfungen anonym auftretender Besucher. Dies zwingt mich dazu die Diskussion von jetzt an zu kommentieren. Jeder Kommentar von Euch bleibt solange verborgen, bis er von mir freigeschalten wird. Dies kann zu Verzögerungen führen, da ich natürlich nicht rund um die Uhr am PC sitze. Ich bitte an dieser Stelle um Euer Verständnis und Eure Geduld. Mit Zensur hat das nichts zu tun, es sichert vielmehr eine sachliche Diskussion und garantiert den Schutz aller Beteiligten.

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Swissgenetics auf US-Tour

>>Amis<< haben die Braunviehzucht über Jahrzehnte hinweg geprägt, in den letzten Jahren ist die Quelle aus Übersee aber nach und nach versiegt, es kam nichts Brauchbares mehr . Gibt es nichts, oder ist das Interesse unsererseits erloschen? Swissgenetics hält zumindest den Kontakt zu NewGeneration aufrecht und hat sechs Nachzuchten von den Stieren Durham, Bosephus, Bush, Jackson, Whiskey und Twilight in der aktuellen TORO-Ausgabe beschrieben. Durham, Jackson und Twilight  wurden in Europa als genomische Jungvererber eingesetzt.

Werner Duss von Swissgenetics war in den Staaten und hat den interessanten Bericht geschrieben. Obwohl er ausführlich formuliert ist, habe ich noch Fragen.

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Zucht(fort)schritte!

Beim durchforsten meiner Festplatte bin ich auf einige alte Bilder gestoßen, welche mir deutlich gemacht haben dass Zuchtfortschritt immer relativ ist. Auf dem Foto seht ihr Vigate Ibille, einer der wichtigsten Bausteine unserer I-Familie. Ibille haben wir hier etwas unprofessionell mit über 100.000 kg Milch und einer aktuellen Tagesleistung von 60 kg Milch fotografiert. Das Ganze ist bestimmt 20 Jahre her. Danach gab sie nochmal 25.000 kg Milch. Nie mehr hat seitdem eine Kuh bei uns soviel Milch gegeben. Andererseits sind wir in puncto Euter weitergekommen und das ist gut so, denn unser Roboter käme damit nicht klar.  Im Anhang findet Ihr einige Fotos von Ibilles Nachkommen, von damals bis heute.

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Reform des Schauwesens unumgänglich

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Braucht die Schauszene klare Regelungen in Bezug auf den Tierschutz und wie könnten diese aussehen?

Kühlen eines Euters mit Eisbeutel auf einer Schau.
Kühlen eines Euters mit Eisbeutel auf einer Schau.

Nachdem wir an anderer Stelle nun sehr intensiv über das Für und Wider von Manipulationen auf Schauen diskutiert haben, möchte ich nun die Diskussion auf die Lösungsansätze lenken. Ich bitte an dieser Stelle um konkrete Vorschläge.

 

Meine Fragen:

1. Braucht die Schauszene klare Regelungen in Bezug auf den Tierschutz ?

Ja oder Nein?

 

2. Wie könnten diese Regelungen aussehen?

 

Bitte beantwortet jeweils nur die beiden Fragen und nehmt nicht Bezug auf vorherige Kommentare. Ich möchte an dieser Stelle einfach Euer Meinungsbild.

Die Diskussion über Sinn und Unsinn der Vorschläge sparen wir uns für einen späteren Zeitpunkt auf.

 

Weil das doch etwas Disziplin erfordert, werde ich diese Diskussion ausnahmsweise moderieren.  Ihr schickt mir Eure Antworten und ich schalte sie unzensiert frei. Kommentare zu vorherigen Antworten werden unterdrückt.

 

Danke für Euer Verständnis! 

 

 

 

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Genomnichts - ein Experte packt aus!

Kürzlich erhielt ich von

Gerard Scheepens, Geschäftsführer von K.I. Samen aus den Niederlanden folgende Mail : >>

Es hat mich gefreut um ihre Blog zu lesen. Ich bin einer der Kritiker von dem ganzen Genomnichts in die Niederlande. Im 2012 habe Ich im Köln ein Vortrag gegeben und die habe ich zugefügt vielleicht können Sie die Information benutzen. Wann Sie Fragen haben über die Genomnichts, denn bin Ich immer bereit Ihnen mehr Information darüber zu geben.

In die Niederlande ist die damalige Nummer 1 von Amerika, der 2 Jahren lang die Nummer 1 war, jetzt nicht unter die erste 1000 in die Niederlande!?! <<

Im Anhang der Mail fand sich die PowerPoint Präsentation seines Vortrages den er in Köln gehalten hatte. Er erlaubte mir diese an dieser Stelle zu veröffentlichen.

 

Ich denke das wird für ausreichend Diskussionsstoff sorgen. Nochmals Scheepens leitet selber erfolgreich eine Besamungsstation. Er ist ein Praktiker der sich täglich mit Besamungsbullen, deren Zuchtwerten und deren >>reeller<< Vererbung auseinandersetzt.

 

Ich bedanke mich bei Herrn Gerard Scheepens für diese fachliche Expertise!

 

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Mein erster Blooming

Erst mal allen Vätern alles Gute zum Vatertag! Meine Kinder sind auf Wallfahrt in die Wies und um meine Hütte weht ein eisiger Ostwind. Wie gut wenn man da einen Blog hat!

 

Habe mein erstes Blooming Kuhkalb bekommen. Es stammt aus einer kleinen, breiten und tiefen Hucos, deren Vater wiederum Etpat war.

Eigentlich hätte ich einen Belgier nehmen müssen, aber die Versuchung hier mit Blooming etwas mehr Rahmen reinzubringen war einfach zu groß und jetzt habe ich den Salat.

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ICC$ Index - braune Kuh im schwarzbunten Kleid

Bin heute auf ein Prospekt des Genetikanbieters CRI aufmerksam geworden. Darin werden Bullen mit einem hohen ICC Index angeboten. CRI berechnet diesen Index selber und hebt damit Holsteinvererber hervor, welche dabei helfen sollen die ideale kommerzielle Kuh (Ideal Commercial Cow ICC)  zu züchten. Ich fragte mich wo sind die ICC Bullen beim Braunvieh?

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Volle Euter ein Verstoß gegen den Tierschutz!

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Sinus Sinatra deckt!

Zur Auflockerung mal wieder was in eigener Sache. Habe heute meinem jährigen Bullen das Arbeiten beigebracht. Nach drei hoffnungslosen Versuchen, haben jetzt zwei Flachen Rotwein ein Wunder bewirkt.

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Genomics - die Blase platzt

Nach fünf Jahren genomischer Selektion, zieht die LfL die Reißleine und korrigiert ihr Schätzmodell. Die Goldgräberstimmung im Lager der Genomic-Beführworter scheint vorerst vorüber zu sein. Den Schaden und das ist mittlerweile klar, tragen die Milchviehalter, die Züchter und die Rasse im Ganzen. In Grub macht man weiter und läutet die nächste Runde des Wahnsinns ein!

 

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Kuhfeuerwerk Teil 2: Holstein-Austria siegt!

Gesamtsiegerin Holstein: Atwood Royal von Rupert Wenger Maishofen
Gesamtsiegerin Holstein: Atwood Royal von Rupert Wenger Maishofen

Das Madison des Allgäus - so könnte man das Kuhfeuerwerk welches am vergangenen Wochenende in Görisried stattfand auch nennen. Die Holsteinkonkurrenz fand auf extrem hohem Niveau statt und wurde fast ausschließlich von österreichischen Kühen dominiert.

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Kuhfeuerwerk Fantasien

Stuward Fantasia vom Betrieb Grath gewinnt die Braunviehkonkurrenz des 3. Kuhfeuerwerks in Görisried. Ich werde die Schau in mehrere Berichte aufteilen und zuerst ist ein Portrait der Siegerin an der Reihe!

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ZWS - Wer glaubt wird selig, wer nicht glaubt wird erfolgreich sein

Vassli-Nachzuchtgruppe
Vassli-Nachzuchtgruppe

Nach einer Verschnaufpause meinerseits, habe nebenher noch eine kleine LWS, hier einige Gedanken und Auswertungen zum aktuellen Schätztermin.

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Persistenz als Lebensretter

Drittkalbskuh Eginell Kleine
Drittkalbskuh Eginell Kleine

Die ausgesprochen gute Persistenz des Braunviehs ist im Rassevergleich meiner Meinung nach eine der größten Stärken.

Am Beispiel meiner Drittkalbskuh >>Kleine<< ist mir dies wieder bewusst geworden.

Kleine kalbte am 12.11.2014 und zickte in puncto Fruchtbarkeit 434 Tage herum. In dieser Zeit leistete sie 17.194 kg Milch und gibt aktuell immer noch 28.5 kg Milch. Mittlerweile ist sie 8 Wochen trächtig (Vater Alino) und wird hoffentlich im Oktober 2016 zum vierten Mal kalben. Wäre sie nicht so persistent, hätte sie wohl keine Chance mehr erhalten und wäre längst beim Schlachter.

Kleine ist übrigens ein 100 prozentiges Eigengewächs, sowohl ihr Vater als auch ihr Großvater waren eigene Deckstiere. Ihre Mutter war ein Linienzuchtprodukt auf meine Ibille-Familie. Vater Husvig war ein Sohn von Ibille, bei der Mutterlinie findet sich Ibille als Urgroßmutter (Emerald x Jetway x Vigate). >>Kleines<< vollständiges Pedigree lautet daher Eginell (Egiz x Siray x Pala (Pala war ein Sohn von Ibilles Halbschwester Julia)) x Husvig x Emerald x Jetway x Vigate.  

Auf dem Foto sieht man es nicht so deutlich, Kleine ist eine kleine (WR 141) und enorm feine Kuh. Ich melke bereits eine tolle Wachau von ihr.

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Gebrauchsanweisung für den Blogger

Ich habe vor 4 Monaten diesen Blog eröffnet! Aber was ist eigentlich ein Blog? In Wikipedia habe ich folgende Definition gefunden: >> Das oder auch der Blog / oder auch Weblog / (Wortkreuzung aus engl. Web und Log für Logbuch) ist ein auf einer Website geführtes und damit meist öffentlich einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Blogger, international auch Weblogger genannt, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert („postet“) oder Gedanken niederschreibt.

Häufig ist ein Blog eine chronologisch abwärts sortierte Liste von Einträgen, die in bestimmten Abständen umbrochen wird. Der Blogger ist Hauptverfasser des Inhalts, und häufig sind die Beiträge aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das Blog bildet ein Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen, je nach Professionalität bis in die Nähe einer Internet-Zeitung mit besonderem Gewicht auf Kommentaren. Oft sind auch Kommentare oder Diskussionen der Leser über einen Artikel möglich. Damit kann das Medium sowohl dem Ablegen von Notizen in einem Zettelkasten, dem Zugänglichmachen von Informationen, Gedanken und Erfahrungen, etwas untergeordnet auch der Kommunikation dienen, ähnlich einem Internetforum<<.

 

  • Also ich bin der Blogger und der Blog ist mein Tagebuch, Journal, Logbuch. Die Beiträge spiegeln ganz allein meine Meinung und Erfahrungen wieder. Sie sind deshalb immer subjektiv. Eine Zeitschrift bemüht sich immer um Objektivität, zumindest will sie das dem Leser so vermitteln.  Ich bin seit 20 Jahren als freier Journalist tätig, Objektivität gibt es im Bereich der Medien fast nirgendwo!
  • Ich habe schon zu Beginn angeboten, dass Gäste an dieser Stelle eigene Berichte und Erfahrungen auf Anfrage einstellen können. Dies war bisher kaum der Fall. Das Angebot gilt noch immer.
  • Ein Blog ist öffentlich und kostet den Besucher nichts. Das ist ein Unterschied zu einer Zeitschrift die der interessierte Leser abonniert und damit gewisse Ansprüche auch geltend machen kann. Ein Abo ist im Prinzip ein schuldrechtlicher Vertrag.
  • Der Blogger kann seinen Lesern in einem Blog die Möglichkeit geben Berichte zu kommentieren und sich dazu äußern. Er kann es ermöglichen, muss aber grundsätzlich nicht. 
  • Gleichzeitig ist der Blogger auch Moderator der Diskussion. Seine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass alle Teilnehmer sachlich argumentieren und Bezug auf das Thema nehmen. Sollte das nicht der Fall sein, kann eine Diskussion unterbrochen oder sogar Kommentare gelöscht werden. 

 

 

 

 

 

 

 

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In eigener Sache

Am 20. Dezember freute ich mich in einem Blog-Artikel über 1.000 Besucher in 19 Tagen. An den ersten drei März-Tagen toppte zuechterblog.com dieses Ergebnis. Bei 1.044 Besuchern blieb der Zähler stehen! Züchter aus Tirol, Vorarlberg, der Schweiz, Holland, Südtirol, Frankreich, Baden-Württemberg, Bayern  und dem Rest Deutschlands haben zuechterblog.com für sich entdeckt und es werden täglich mehr!

RNR Payoff Brookings ET - ein echter Braunviehbulle!

Wuchtige Drittkalbskuh Brookings Britta von Otto Nöckl aus Doren in Vorarlberg.
Wuchtige Drittkalbskuh Brookings Britta von Otto Nöckl aus Doren in Vorarlberg.

Um Brookings ist es nach der ersten Welle seiner Töchter in Europa erst einmal sehr ruhig geworden. Die mittelrahmigen Töchter zeigten nach dem Kalben nicht unbedingt die Stärken in Exterieur und Leistung die sich viele erhofft hatten. Mittlerweile feiert Brookings sein Comeback, denn in der 2. Laktation starten viele erst richtig durch. Brookings ist damit eher Denmark als Payoff und das ist gut so!

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Blooming, groß, größer am größten

Blooming-Töchter dominieren aktuell in der Schweiz die Jungkuhklassen. Diese sind enorm frühreif, formatstark, haben tolle Hintereuter, super Zitzen und sind vor allem groß, sehr groß. Wer Blooming in seiner Herde einsetzt sollte das wissen und entsprechend einkalkulieren. Das Thema Voreuteraufhängung wird immer wieder aufgeworfen, eine endgültige Bewertung ist hier wohl erst möglich wenn die ersten Töchter in der zweiten bzw. dritten Laktation stehen.

 

In der Galerie einige Bilder der Blooming-Töchter, aufgenommen in Dornbirn und Sankt Gallen.

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Wer wir sind

Zucht ist unserer Leidenschaft - schreiben unsere Passion.

Dieser Blog verbindet beides und hält Sie bei allen wichtigen züchterischen Fragen rund um die Braunviehzucht auf dem Laufenden.

 

Was wir leisten

Die meisten Zuchtzeitschriften können die Dinge nicht beim Namen nennen, weil sie am Tropf ihrer Anzeigenkunden hängen. Abhängige Journalisten  sind, ein Übel dieser Zeit!  Wir versuchen es besser zu machen.

Kontakt

Wir freuen uns über Ihre Themenvorschläge, Anregungen und natürlich auch Ihre Kritik!

info@agrarschreiber.de



Das Leben ist zu kurz um schlechte Kühe zu melken!



150.000  Euro und ein paar Zerquetschte  wurden kürzlich auf einer Auktion für einen genomisch getesteten Bullen bezahlt. Als ich das gelesen hatte, kamen mir spontan mehrere Gedanken in den Sinn von "ja sind die denn total blöd" bis "ja sind die den total blöd". Dieses Urteil musste ich als kultivierter Zeitgenosse mit besten Kontakten zur Zuchtscene natürlich sofort refidieren und kann es auch an dieser Stelle nicht so stehen lassen.


Jede Besamungsstation ist ein Unternehmen, das Geld verdienen muss um am Markt bestehen zu können. Dafür benötigt es gute Produkte oder muss ein guter Dienstleister sein. Bis hierher kann das wohl jeder unterschreiben.


Das Produkt einer Besamungsstation ist ein Röhrchen mit einem flüssigen Inhalt namens Sperma. Den Spender hat sie selbst nicht gezüchtet, da sie in der Regel selbst keine Kühe besitzt. Im Prinzip sind die meisten Besamungsstationen Dienstleister für ihre Mitglieder. 


Die Qualität des Produktes Sperma definiert sich eigentlich durch die Qualität der Nachkommen  welche nach der Paarung mit einer oder mehreren Kühen  entstehen.  Gute Nachkommen, guter Bulle. Schlechte Nachkommen, schlechter Bulle! Eigentlich ganz einfach. Nun hat natürlich eine Besamungsstation das Problem dass sie beim Kauf des Bullen noch keine Nachkommen gesehen hat, weil er meist noch keine hat. Sie muss also auf Informationen zurückgreifen welch die Chancen auf gute Nachkommen erhöhen. Früher hat man sich dafür den Bullen angeschaut, die Mutter und die Familie dahinter. Dafür müssten die Käufer sich auf den Weg machen und im Stall nach Genetik wühlen. Der mit dem meisten Sachverstand und einer gehörigen Portion Glück hatte die besten Bullen. Offenbar wurde dieser Erfolg allerdings oft erst viele Jahre später wenn die Bauern mit den Töchtern des Bullen so zufrieden waren, dass sie noch mehr von ihm wollten. Nun begann sich die Investition welche vor langer Zeit getätigt wurde zu amortisieren und sogar Gewinn für das Unternehmen abzuwerfen. Gut für die Bauern die mit dem Bullen gearbeitet hatten, gut für die Besamungsstation die Sperma von ihm verkaufte. Alle waren glücklich!


Heute ist das Prinzip immer noch gleich, nur der Ablauf ist ein anderer. Eine Hand voll Menschen hat das Genom des Rindes entschlüsselt und nun meinte eine Hand voll anderer Menschen daraus die genetischen Qualitäten in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit eines Tieres schon kurz nach dessen Geburt per Blut oder Gewebeuntersuchung klar definieren zu können. Die genomische Selektion sollte die Zucht revolutionieren! Worauf mann früher viele Jahre warten musste konnte nun alle vier Wochen in wenigen Minuten untersucht und mit einem extrem schlauen Computerprogramm entwickelt von extrem schlauen bestens gekleideten und nicht nach Stall riechenden Leuten berechnet werden. Wohlgemerkt berechnet!!!!


Das führt nun dazu dass Leute die sich im Zahlenraum von 100 bis 160 sicher bewegen können auf Auktionen fahren und Bullen mit hohen genomischen Zahlen kaufen. Dabei ist positiv anzumerken, dass es gut ist wenn es für solch "gute" Tiere einen freien Markt überhaupt gibt. Die meisten Bauern in Deutschland werden  von ihren eigens gegründeten und mittlerweile monopolistisch auftretenden Organisationen so geknebelt, dass dem Herrn Mundt vom Bundeskartellamt, wenn er darüber informiert wäre, längst das Kotzen hätte kommen müssen. 


Zurück zu unserem freien Markt wo die Leute welche sich sicher im Zahlenraum von 100 bis 160 bewegen die "guten" Bullen mit den hohen Zahlen kaufen. Wenn als die hohe Zahl des genomischen Zuchtwerte die Qualität des Bullen definiert, dann entscheidet über den zukünftigen Besitz allein die Größe des Geldbeutels. Für mich als Braunviehzüchter, den genomische Zuchtwerte Null interessieren und der weder die Kuhfamilie kennt noch den Wunderbullen gesehen hat ist es schwer darüber zu Urteilen ob es Sinn macht für einen Bullen 150.000 Euro zu bezahlen. Was ich aber weiß ist das dass es schon genug Bullen in näherer Geschichte gegeben hat, die ihre genomischen Zuchtwerte bei weitem nicht bestätigt haben und massiv unterpunkteten. Ich denke das wissen auch die Käufer des Bullen, trotzdem kauften sie dieses rot-weiß gescheckte Individuum  für ein kleines Vermögen. Warum nur? 


Einige Antworten habe ich mir zusammengereimt:


1. Sie geben  nicht ihr eigenes Geld dafür aus, sondern das der Bauern


2. Sie haften nicht dafür wenn der Kauf in die Hosen geht


3. Sie gehen weitblickend davon aus, dass innerhalb der nächsten  4 Jahre soviele Portionen Sperma ihres Wunderbullen verkauft werden, dass der Kauf amortisiert ist bevor die erste Tochter des Bullen überhaupt kalbt.


4. Sie rechnen dabei fest mit der Einfalt der Bauern, welche das alleinige Risiko bereitwillig tragen und gegebenenfalls auch hohe "Qualitätsaufschläge" in Kauf nehmen. 


Daher sind sind die Käufer des Bullen und diejenigen die bis 150.000 Euro mitgesteigert haben  keinesfalls total blöd wie anfangs spontan vermutet. Nein, sie sind einfach nur skrupellose Geschäftsläute die sich ihrer Rendite absolut sicher sind, weil das Risiko bereitwillig andere für sie übernehmen. 


Aber muss das sein?









KOMMENTAR von Werner Albrecht:


Warum hast du den Samen nicht verschenkt? Ich hätte ihn gerne genommen. Grüße Werner 

Kommentar Werner Albrecht: 


Warum hast du den Samen nicht verschenkt? Ich hätte ihn gerne genommen. Grüße Werner 

Zuchtwert August 2019 Quelle: ZuchtData AT
Zuchtwert August 2019 Quelle: ZuchtData AT