IGBS-Schau der Extreme: Erster Teil >>Elisa<<

Schöne Kühe gibt es in de Schweiz viele, die IGBS zeigt in Sankt Gallen auf ihrer Vereinsschau aber die besten der Schönen. Es war eine Schau der Extreme: extrem viele Besucher, extrem viele Kühe, extreme Qualität aber auch extrem volle Euter und Preisrichterentscheidungen mit denen sich nicht unbedingt jeder identifizieren konnte.

Obwohl Jongleur Elisa vom Betrieb Arpagaus aus Falera eine bekannte Schaukuh ist, sah und hörte ich von ihr in Sankt Gallen zum ersten Mal. Für Preisrichter Andreas Walser war sie die Kuh des Tages, Elisa wurde Gesamteuterchampion und IGBS-Champion 2016. Elisa hat ein extrem breites Hintereuter, welches unter einem auch extrem breiten Becken sehr gut aufgehängt ist. Eine gute obere Linie und  ein gutes Fundamenten ließen auch nichts zu wünschen übrig. Natürlich kann man diese Entscheidung so logisch erklären und auch akzeptieren.

 

Elisa ist eine wunderbare Ausnahmekuh ...  

 

...aber

 

... ich finde, Elisa ist keine typische Braunviehkuh !

 

Die meisten Milchviehhalter schätzen Braunvieh weil es eine ausbalancierte Rasse ohne Extreme ist.  Harmonie und Balance machen das Braunvieh zu einer gesunden, langlebigen und vor allem leicht zu handelnden Milchviehrasse, welche unter den verschiedensten Umweltbedingungen eine wirtschaftliche Milcherzeugung garantiert. Elisa verkörpert meiner Meinung nach diesen Typ Kuh nicht mehr. Elisa ist für mich eine Holsteinkuh im braunen Fell.  

 

Es wäre natürlich unfair hier allein Elisa und Walser den schwarzen Peter zuzuschieben, beide sind 100 Prozent systemkonform. Die großen aus der Schweiz stammenden Schaubullen der Gegenwart, Glenn, Jongleur und ganz besonders Blooming, läuteten still und heimlich eine neue Generation von Schaukühen ein. Diese Bullen und deren Töchter eifern den Schauqualitäten der Holsteinkuh nach. Aber ist das der richtige Weg? Braunvieh wird vornehmlich in extensiveren Produktionssystemen gehalten, auf den Bergen, im Grünland und in Biobetrieben. Finden sich solche Kühe wie Elisa und ihre Kolleginnen in solchen Systemen noch zurecht (oder kommen die Betriebe mit Kühen wie Elisa mehrheitlich zurecht?) und können sie anderseits in der Leistung mit ihrem Vorbild der Holsteinkuh im top Managementbetrieb konkurrieren?

 

Es waren in Sankt Gallen viele dieser ausbalancierten Kühe zu sehen und es gibt solche Kühe Gott sei Dank noch überall in den Ställen, warum aber bekommen sie bei unseren Preisrichtern (die meisten kommen aus der Schweiz) keine Chance mehr?

Gerade auch die IGBS muss solche Fragen stellen. Sie wurde  gegründet um die Zuchtverbände und KB-Stationen, die mit Braunvieh arbeiten, immer wieder zu fordern und die Dinge auf den Prüfstand zu heben.

 

Ich bin kein ausgebildeter Preisrichter, ich bin auch kein großer Schauspezialist, aber ich bin ein Milchbauer der jeden Tag mit Kühen arbeitet und sich Gedanken über die Zukunft der Braunen Kuh macht und damit nur eine Stimme von vielen, nur eben mit eigenem Blog!

 

 

 

Dazwischen liegen 80 Jahre Zuchtarbeit und vielleicht bin ich einfach nur altmodisch, aber das Original ist für mich immer noch ganz nah am Optimum. Mittelrahmig, harmonisch und ungemein ausbalanciert in puncto Milchtyp  &  Stärke.  

 

Kommentare: 11 (Diskussion geschlossen)
  • #11

    zuechterblog.com (Dienstag, 01 März 2016 20:48)

    Sehr interessant, wenn Walser das so gesagt hat!
    Wenn ich mich nicht ganz täusche ist die Zitze vorne links von Platahof´s Zeus Palma (siehe Foto) doch >>fehlerhaft<<? Sie wurde aber Reservechampion !!! Wahrscheinlich hätte Palma sonst gewonnen ;)

  • #10

    Ueli Schwegler (Montag, 29 Februar 2016 12:38)

    Zum Thema "extrem volle Euter" hier noch eine Bemerkung. Laut Aussage von Andi Walser an der letzten IGBS-Hauptversammlung ist ein Euter für den Richter erst dann als "überladen" beurteilbar, wenn es aufgrund von zu viel Druck fehlerhaft ist! Der Richter könne erst in diesem Fall den übermässigen Euterdruck strafen......ob uns ein solches Statement weiterbringt und die Problematik entschärft, wage ich zu bezweifeln!
    Ausserdem: besten Dank an Fredy Abächerli - toller Kommentar und alles auf den Punkt gebracht, BRAVO!

  • #9

    zuechterblog.com (Montag, 29 Februar 2016 11:06)

    Ob ich Ahnung habe von Rinderzucht, kann ich natürlich nicht selber bewerten, aber in Bezug auf das Ideal der Preisrichter im Schauring will ich es einmal mit einem Vergleich versuchen.

    Bei den Schaukühen ist es doch ähnlich wie bei den Models auf dem Laufsteg. Irgendwann einmal hat einer gesagt sie müssen mager sein ,dürfen keine Brüste mehr haben und keine weibliche Formen mehr zeigen. Seien wir ehrlich, das mag ganz nett anzusehen sein, aber Frauen die ihr Leben lang hungern, fasten, Sport treiben oder im Beautystudio verbringen und wahrscheinlich deshalb total unausstehlich sind, will kein vernünftiger Mann zur Frau. Trotzdem gegen die Models das Schönheitsideal vor und treiben tausende von braven, netten Mädchen in die Magersucht.
    Ähnlich ist es auf Tierschauen, die Kühe dort zeigen ein von der Realität entkoppeltes ideal und manipulieren damit die Zucht in eine Richtung die nicht unbedingt vorteilhaft ist. Unsere kleine Rasse Braunvieh könnte daran zerbrechen, wenn die Verantwortlichen nicht immer wieder korrigierend eingreifen und die wirtschaftlichen Merkmale einer langlebigen und gesunden Kuh in der Vordergrund rücken. Hier sind die Verbände und die IGBS gefordert. Preisrichter die für solche Gedanken nicht zugänglich sind, gehören ausgetauscht.
    Von den Besamungsstationen ist an dieser Stelle übrigens keine Hilfe zu erwarten. Diese führen alle Rassen im Angebot und sind unter kommerziellen Aspekten extrem breit aufgestellt.

  • #8

    Urner (Montag, 29 Februar 2016 08:01)

    Die Streifendiskussion ist für das Braunvieh ohne Bedeutung. Trotzdem ist es sehr gut, das einmal anzusprechen, weil es so schlecht ausschaut ! Auch meine Kollegen meinen, wir sollen diese Modeerscheinung wieder abschaffen.

  • #7

    Kai Krawczyk (Sonntag, 28 Februar 2016 17:53)

    Hallo Hans, vielen Dank für die ausführliche Berichterstattung!!

  • #6

    Hans Geisenberger (Sonntag, 28 Februar 2016 16:12)

    Hallo Kai, da bin ich beruhigt, wegen der 3Streifen. Meine Tochter schaute mir heute früh beim "Blog-schauen" über die Schulter und meinte:"hat sich da eine Kuh im Stacheldraht verletzt?" (meine Schwäche =meine Ironie, ich weiß).
    Zu Deiner Frage nach Brookings-Söhnen : ich kenne noch keinen mit einem sichern Resultat ( eigene Töchter ). Cadence in USA dürfte einer der ersten sein, der demnächst mit eigenen Töchtern aufwartet.Aber ich habe sehr ansprechende Töchter von Brookings und Calvin im Betrieb ( Jungvieh) und von allen 3 Bullen bei Kollegen überzeugende Töchter in Milch gesehen. In St.Gallen z.B. "Britta" von Otto Nöckl oder 3 hervorragende 1. und 2.-Melkkühe bei Gerhard Metz.
    Nicht nur Dr. Emmerling fordert einen hohen Einsatz von Genomik Stieren.Ich weiß.Aber :
    meine (ironische) Antwort : Ungehorsam ist manchmal lebenswichtig.
    P.S.:
    Auch Blooming, Norwin und Wonderment passen sicher auf die eine oder andere Kuh. Aber n.m.M. nicht auf soviele wie es derzeit den Anschein hat.

  • #5

    Kai Krawczyk (Sonntag, 28 Februar 2016 13:02)

    Hallo Hans, die Addidas Streifen sollen wahrscheinlich die Rippen,-wölbung stärker betonen, mir persönlich gefällt es (gar-) nicht. In diesem Fall nur Nachzuchtgeprüft besamen? Den von Genomik Stieren kennst diese Eigenschaften von Nicht Holsteinstiere ja noch gar nicht! Und das obwohl Dr. Emmerling einen extrem hohen Einsatz von Genomik Stieren fordert!!??? Welche Stiere besitzen noch diese Gegenpol Eigenschaften? Gibts gute Söhne von Brookings??

  • #4

    Hans Geisenberger (Sonntag, 28 Februar 2016 11:41)

    Die Kommentare von Fredy sind einfach ein Genuss! Da bleibt eigentlich nicht mehr viel anzumerken.
    Über "braune Holsteinstiere" meine Meinung : Glenn gehört für mich nicht dazu, dagegen Blooming auf jeden Fall. Aber auch Norwin und Wonderment sind für mich eher "Holsteiner". Gegenpole z.B : Vidal,Brookings, Calvin ...
    Noch eine Frage : Was bedeuten die "Addidas"-Streifen auf den Rippen der Kühe??

  • #3

    Fredy Abächerli (Sonntag, 28 Februar 2016 07:58)

    Die Situation zwischen der Schweizer Schauzuchtelite und den gewöhnlichen Braunvieh Bauern hast du treffend beschrieben. Jongleur Elisa war für das heutige Braunvieh Schweiz System linearer Beschreibung nach maximalen Exterieurwerten die logische Championkuh. Nach LBE wurde sie kürzlich EX 96 - 95-98-94-97-96 mit Höchstnoten beschrieben.
    Im Seitenbild sieht sie perfekt aus. Dank den langen Beinen (Kreuzbeinhöhe 158 cm) ist der Abstand zwischen Sprunggelenk und Euterboden gross. Von hinten gesehen erscheint sie für mich jedoch im Verhältnis zu ihrer Körpergrösse, Becken- und Brustbreite in der Rippenwölbung zu schmal und flach. Für eine Kuh, die in den Ställen unter harten Produktionsbedingungen erfahrungsgemäss gut funktioniert, fehlt ihr Pansenvolumen, also mehr Rippenschräge, mehr Rippenwölbung und -tiefe. Von hinten sieht man seitlich einfach zuwenig Pansenvolumen. Dieses für Milchviehkenner wichtige Merkmal wird heute nicht linear beschrieben und auch von den Braunvieh Schweiz Schauexperten seit Jahren nicht bewertet. Für mich besteht in der fehlenden Beschreibung der milchtypischen Kapazität eine wesentliche Lücke. Darum können oder müssen wir diese systemfolgernde Veränderung der Kuhtypen beobachten.
    Vom genetischen Hintergrund her sind das Erscheinungsbild und die Qualitäten von Jongleur Elisa kein Zufallsprodukt. Ihre Mutter Elke ist eine fruchtbare, langlebige Kuh. Sie stellte eine sehr gut bewertete Zuchtfamilie mit vier melkenden Töchtern und zwei Rindern, das ohne Embryotransfer. Elke ist eine Wurl-Tochter, die in der dritten Generation auf Starbuck liniengezüchtet ist. Mit Jongleur als Vater ist Elisa ein weiteres Mal auf Starbuck (3/44) und zusätzlich auf Emory (4/4) liniengezüchtet. Elisa zeigt den Kuhtyp und besonders die Euterform die beide Stiere vererben können.
    Nun ist Elisa mit Vidal-ET besamt. Adrian Arpagaus möchte demnach weniger Grösse, mehr Körperweite und die Euterqualität behalten. An der IGBS Schau fielen mir drei Grosstöchter von Gardan Gerda - Mutter von Vidal - positiv auf. Alle zeigten wie die Vidal-Töchter an der Nachtzuchtschau eine sehr gute Rippenwölbung bei mässiger Grösse. Ihr Züchter Georg Florin rühmt die Gerda's als problemlose, gut funktionierende Kühe.

  • #2

    Gion F Cadosch (Samstag, 27 Februar 2016)

    Du hast keine Ahnung! Und das meine ich witklich so! Wenn Elisa einer Holstein Kuh nahe kommen soll hast du noch nie eine wirkliche Holstein gesehen. Ausser der Grösse verkörpert Elisa sehr gut das BS Zuchtziel!!! Sag mir was dich an Elisa stört und vorallem warum sie nicht BS sein soll!!!???? Bitte verwechsle BS nicht mit Original Braunvieh!

  • #1

    Schwarz Stephan (Samstag, 27 Februar 2016 20:13)

    Diese Entwicklung zur scharfen Holstein Kuh im braunen Fell, gibts im Schweizerischen Schauring schon länger und es scheint jedes Jahr noch extremer zu werden!!!(Irgendwie in Anlehnung an Madison wo die Kühe auch zu scharf sind) Das kann natürlich nicht der Maßstab zur Idealkuh für die wirtschaftliche Milcherzeugung sein ohne Frage!! Natürlich muss die IGBS da ihre Hausaufgaben machen und hinterfragen ob diese Extremkuh, die Idealkuh sein kann für die Züchter und natürlich auch im Schauring!! Solange sich da(IGBS) nichts ändert liefern die Schweizer solche Extremkühe für die Schau, denn sie wissen ja wie die Kuh aussehen muss damit Sie möglichst weit vorne plaziert wird. Natürlich liefern Glenn,Jongleur und Blooming den Rahmen den die Schweizer Championkuh braucht. Allerdings denke Ich ist der Hauptgrund für die Schärfe nicht die Genetik der drei genannten Stiere( zumindest nicht allein) sondern viel mehr das mehrwöchige Training und Fütterungslager in denen die Kühe nur für den einen großen Schauauftritt auf extremen Milchtyp getrimmt werden. Denn in der Landeszucht gibt es viele ausbalancierte und nicht zu scharfe und magere Kühe von Glenn, Jongleur und Blooming. Blooming Sohn Biver vererbt sogar den runderen Typ. Wir haben auch Schweizer Genetik im Stall und davon ist keine einzige Kuh zu mager, im Gegenteil breite harmonische Kühe!! Dieser Fanatismus auf die diese scharfen Skelettgerüste dürfen nicht das Ideal sein und wir sollten es keinesfalls kopieren und unterstützen wollen!!!