Zucht(fort)schritte!

Beim durchforsten meiner Festplatte bin ich auf einige alte Bilder gestoßen, welche mir deutlich gemacht haben dass Zuchtfortschritt immer relativ ist. Auf dem Foto seht ihr Vigate Ibille, einer der wichtigsten Bausteine unserer I-Familie. Ibille haben wir hier etwas unprofessionell mit über 100.000 kg Milch und einer aktuellen Tagesleistung von 60 kg Milch fotografiert. Das Ganze ist bestimmt 20 Jahre her. Danach gab sie nochmal 25.000 kg Milch. Nie mehr hat seitdem eine Kuh bei uns soviel Milch gegeben. Andererseits sind wir in puncto Euter weitergekommen und das ist gut so, denn unser Roboter käme damit nicht klar.  Im Anhang findet Ihr einige Fotos von Ibilles Nachkommen, von damals bis heute.

Blend Irina war Ibilles einflussreichste Tochter, auch sie erreichte über 100.000 kg Milch. Die Ähnlichkeiten sind nicht zu übersehen.

Yellow kennt Ihr ja bereits. Über Brost und Pete Rose geht sie auf Irina zurück. Leider ist sie diese Woche mit 9 Kälbern ganz unerwartet abgegangen. :(

Aber, ihr letztes Bullenkalb von Prejula steht am Betrieb und wird Sinatra in einem halben Jahr als Deckbulle ablösen. Yellow ist auch ein Produkt der Linienzucht. Ihr Vater Husvig, war ein Hussli-Sohn aus Ibille

Yerome ist keine Unbekannte, sie ist die Beste von vier melkenden Yellow-Töchtern. Mit vier Kälbern kann sie sich sehen lassen! Sie verkörpert mein Zuchtziel in Vollendung. So muss für mich eine BV-Kuh aussehen. Die meisten Preisrichter sehen das sicherlich anders.  Yerome ist aktuell von Carter  trächtig, hoffe es geht gut mit der MBK. Drückt mir die Daumen. Carter hat mich einfach gereizt, weil er ganz anderes Blut bringt.  Es gibt weibliche Nachkommen von Prejula, Shottle und Alino auf dem Betrieb. Übrigens alle vier Fotos entstanden im vierten Kalb! Die ersten drei kurz nach der Kalbung die anderen letzte Woche.

Hier ist Yellows Vigor-Tochter Yvonne zu sehen, fotografiert im 2. Kalb. Schöne unkomplizierte Kuh mit mittlerer Milchleistung, absolut Bio geeignet!

Yeromes Vollschwester Yael, gekalbt vor 10 Tagen. Yael heißt auf hebräisch Wildziege und so führt sie sich auch auf. Die erste Etpat mit Temperament im Roboter. Hoffe das legt sich noch. Aktuell 28 kg Milch, typische Etpat. kann Yerome aber das Wasser nicht reichen. Aber wieder eine Biokuh, wie ich sie brauche. Keine Extreme, nirgendwo!  Es gibt noch eine vierte Yellow-Tochter in Milch. Hat aber erst vor 3 Tagen zum 2. Mal gekalbt. Noch kein Foto, geht aber in die Richtung von Yeal.

Das Bild zeigt Husvig beim Zeugungsakt von Yellow. Ich habe das wirklich zufällig in meinem Archiv gefunden. Die Kuh ist die Brost aus der Pete Rose, aus Irina aus Ibille. Das Foto ist über 13 Jahre alt.

Ich bin aktuell ziemlich eingespannt, und so konnte ich Shottle-York nur mit dem Handy im Vorbeifahren ablichten. Das Foto entstand direkt nach dem Melken. York ist die erste Tochter von Yerome und seit Februar in Milch. York setzte mit 28 kg Milch ein und ist wahrscheinlich von Brookings gesext trächtig. Sie hat deutlich mehr Style als Yerome, ist aber im Becken und in der Euteraufhängung schwächer. Bin gespannt wohin die Reise geht!

Alino Yellow, Yeromes Tochter, geboren im November 2015. Aktuell eines unserer besten Jungrinder.

Und so schließt sich der Kreis und diese kleine Kuhfamilienschau. Hoffe ich konnte Euch mit dieser kleinen Bilderstrecke etwas inspirieren.

Kommentare: 9
  • #9

    Georg Lang (Mittwoch, 13 Juli 2016 09:20)

    Hier ist das Stichwort Schaukriterien und ZLF gefallen. Das ZLF wird in Sachen Ausstellen von Tieren genau genommen für die Stadterer gemacht. Also zu über 90 % für die Leute, die uns permanent kritisieren. Diesen Aspekt sollte man in erster Linie bei der Auswahl der auszustellenden Kühe berücksichtigen. Und das über alle Rassen hinweg.

  • #8

    Gerhard (Mittwoch, 13 Juli 2016 00:00)

    Das entspricht eben nicht unserem bzw. meinem Zuchtziel. Wir züchten seit Jahren Kurzstreckenläufer die auf lange Distanzen schlapp machen. Eine Kuh kann locker 20 Jahre alt werden und wir verbrennen diese wunderbaren Tiere in kürzester Zeit nur um am Ende festzustellen dass wir Überschüsse produzieren die unsere Betrieb ruinieren und unsere ganze Branche nach und nach in Verruf bringt. Der Profit liegt bei den Besamungsstationen, den Stallbauunternehmen, der Baywa und den Tierärzten. Tolle Strategie! Es gibt immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft die das nicht wollen. Bei den Holsteins kommt jede Hilfe zu spät und wir Braunviehzüchter rennen hinterher. Es ist wie ein Virus. Natürlich hat er auch mich schon seit Jahren befallen, aber ich versuche gerade den Krankheitsverlauf zu stoppen.

  • #7

    Fredy Abächerli (Dienstag, 12 Juli 2016 23:29)

    Gratulation Gerhard, deine Stammkuh Ibille und auch Irina zeigen eine gute Dairystärke. Das ist eine Voraussetzung für hohe Lebensleistungen. Wieviel Milch würden diese Kühe beim heutigen Hochleistungsmanagement geben?
    Braunvieh Schweiz veröffentlicht auf ihrer Homepage die genetischen Trends über die letzten 15 Jahre. siehe: http://homepage.braunvieh.ch/xml_1/internet/de/application/d7/d1163/f561.cfm
    10 Grafiken zeigen schön die Entwicklung der Zuchtwerte. Der Zuchtfortschritt war am grössten beim ZW Milch kg, Kreuzbeinhöhe, Beckenlänge, Euternoten sowie die Zitzenverteilung wurde vorne und hinten enger. Einen Zuchtrückschritt muss man bei der Persistenz und der Non-Returnrate Rind und Kuh beobachten.
    Entsprechen diese Trends auch Eurem Zuchtziel?

  • #6

    Fredy Abächerli (Dienstag, 12 Juli 2016 23:20)

    Schade, dass Vigate selber in der Schweiz nie verfügbar war. Er hinterliess offensichtlich eine Vielzahl an herausragenden Zucht- und Leistungskühen.
    Kürzlich veröffentlichte Braunvieh Schweiz eine Rangliste der Stiere mit dem höchsten Anteil 100'000 er Kühe. Westgate (Westley x Vigate) führt diese Liste bei den Brown Swiss Stieren an. Für mich gar nicht zufällig halten sich Töchter von Jackpot Fernando aus der hohen 100'000er Kuh Westgate Fiona überdurchschnittlich gut. Die hohe Leistungssteigerung und Verbleiberate sowie die tiefen Zellzahlen scheinen Spuren von Vigate zu sein. Fernando ist 4/45 auf Vigate und 2/3 auf Simon Jetway liniengezüchtet. Vigate Vater Victor und Simons Mutter Sorrel stammen aus der gleichen Kuhfamilie von der Harris Hill Farm sowie von Laddie ab...

  • #5

    Christoph grath (Dienstag, 12 Juli 2016 22:15)

    Vigate war wohl der beste deutsche bulle den wir je hatten.hinter vielen deutschen tollen kuhfamilien findet man heute noch vigate in den wurzeln.ganz persönlich denke ich,dass es gar keinen geeigneten biobullen gibt.jedes lebewesen das was leistet ,braucht auch hochwertiges futter zum fressen (ob mensch oder tier).wünsche dir trotzdem viel glück in der leberegel und ampferzucht;-).spass bei seite.....viel glück

  • #4

    Gerhard (Dienstag, 12 Juli 2016 20:32)

    Und Vinos war natürlich ein Verbrecher in puncto Fitness! Hat viel in der Rasse zerstört und das nur für Milch aus übergroßen Eutern!

  • #3

    Gerhard (Dienstag, 12 Juli 2016 20:27)

    Übrigens, das Prejula-Rind aus Yerome habe ich gestern mit Jackson besamt. Der Bericht von Werner Duss und meine tollen Kalbinnen im Betrieb gaben den Ausschlag!´
    Zu Vigate, Hans hat absolut recht! Schade dass außer Vinos kein Sohn übrig blieb. Simvitel war seiner einziger tauglicher Nachfahre und auch den haben unsere Sire-Analysten mit klugen Anpaarungen aus der Population radiert. Eine Schande!

  • #2

    Hans Geisenberger (Dienstag, 12 Juli 2016 19:22)

    Neben dieser tollen Kuhfamilie taucht in dem Bericht ein Bulle auf, der für mich zu den Legenden der dt. Braunviehzucht zählt: Vigate ! Er brachte viel Milch, eine tadellose Melkbarkeit und sehr vitale Kühe. Heute noch hat er einen Zellzahlzuchtert von 122 und einen Persistenz-ZW von 116.

  • #1

    Johannes Besler (Mittwoch, 22 Juni 2016 14:53)

    Gerhard gratuliere zu der super Kuhfamilie. Mit das wichtigste für einen Zuchtbetrieb sind die guten Kuhfamilien. Wenn sie sich solange im Betrieb halten können, dann passt die Kuhfamilie zum Betrieb. Man kennt die Stärken und Schwächen und es gibt in der Regel wenig bis keine Nieten. Das ist meine Erfahrung, habe auch eine Kuhfamilie die ein Drittel des Bestandes ausmacht. Die Kühe funktionieren auch ohne hohe Zuchtwerte und Genomics.