Und weiter!

 

 

Ich habe heute schon sehr viele Anrufe und Mails erhalten , die meisten fanden es sehr schade dass ich die Diskussion unterbrochen habe, zeigten aber durchaus Verständnis für meine Entscheidung.

 

Trotzdem bin ich Euch natürlich einige Erklärungen schuldig.

 

 

Zuerst einmal die Erklärung warum ich die Diskussion unterbrochen habe. Ich bin weder bestochen, noch bedroht, noch beleidigt worden. Der eigentliche Grund ist der, dass ich selber etwas erschrocken bin über den Geist den ich aus der Flasche gelassen habe. Leute er ist groß, sehr groß. Allein in den letzten 72 Stunden wurde diese Seite über 3.000 Mal angeklickt, in diesem Monat insgesamt schon 11.000 Mal.

 

Dieser Blog bietet jedem die Chance sich an der Diskussion zu beteiligen. Das tun aber nur ganz Wenige, was ich bedaure. Was ich aber noch mehr bedaure ist die Tatsache, dass einige anonyme Gäste diesen Blog benutzen um ihren Frust abzuladen. Das wäre auch noch nicht das Schlimmste, Frust kann sich bei genauem beobachten des Zuchtgeschehens (übrigens über alle Rassen hinweg) massenhaft ansammeln, aber wenn es darum geht persönliche Rechnungen zu begleichen, dann hört der Spaß bei mir auf. Letztendlich fällt mir das am Ende alles auf die Füße. Blogger ist man an 365 Tagen rund um die Uhr. Da kommt einfach hin und wieder das Bedürfnis durch, den Stecker zu ziehen. So wie vorgestern Abend geschehen.

 

Dieser Blog und das dürfte jeder mittlerweile verstanden haben, ist keine Werbeveranstaltung für das Braunvieh. Er ist eigentlich eine Kampfansage gegen das aktuelle System der Rinderzucht wie wir es in Bayern, Baden-Wü, Österreich, Italien und der Schweiz kennen . Die Hauptfiguren dieses Systems sind die Zuchtverbände, die staatliche Zuchtleitung (wenn installiert), die Besamungsstationen.   Auch die Presse und natürlich auch die ehrenamtlichen Funktionäre spielen eine Rolle. Übrigens für das Fleckvieh in Bayern gilt das Selbe.

Ich werde im restlichen Bericht der Einfachheit wegen nur noch vom `System´ sprechen. Ich denke Ihr wisst wer und was gemeint ist.

 

Viele sagen zu mir: Dein Blog ist mir zu negativ. Dazu muss ich sagen, dies ist keine Tupperparty!  Es ist eine Art Aufstand, ein Aufbegehren gegen das System. Wer sich hier aufhält, muss sich dessen bewusst sein. Tupperpartys gibt es woanders.

 

Einige Jungzüchter haben Angst davor dass ich das Schauwesen kille. Ich bin davon überzeugt dass wir in 12 Monaten überall neue und strengere Schauordnungen haben werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir uns alle daran gewöhnen werden, wieder normal gefüllte Euter auf Schauen zu sehen. Ich bin davon überzeugt, dass das wiederum mehr Züchter zum ausstellen ihrer Tiere animieren wird und Schauen dadurch wieder attraktiver werden. Für Aussteller und Besucher!

Die Jugend fordere ich auf diesen Prozess weiter positiv zu unterstützen und den Standard immer zu hinterfragen.

 

Missverständnisse gibt es dabei, dass viele davon ausgehen, dass ich weil ich das System angreife, auch die Personen darin angreife. Das stimmt nicht! Das System heißt System, weil es System hat. Das System, hat eigentlich nur einen einzige Aufgabe, es muss sich selbst erhalten. Viele geraten gänzlich unschuldig in den Sog des Systems und dienen ihm unbewusst.  Jedes System hat eine Kommandozentrale. Bei der Braunviehzucht in Bayern sitzt dieses nicht in Kempten wie viele glauben, sondern in der Ludwigsstraße in München. Die grauen Herren die es sich erdacht haben und am Leben  erhalten, kennen die meisten gar nicht. Schändlich allerdings verhalten sich jene die die Funktion des Systems kennen, davon profitieren und es schütz  en. Ähnlich wie in Bayern funktionieren die Systeme natürlich auch in der Schweiz, in Baden Württemberg in Tirol und in Südtirol. Nur die Konstellationen sind etwas anders.  

Die Menschen im System fordere ich auf das System von innen heraus zu hinterfragen und die Zugbrücken herunterzulassen. Das System lebt von den Kühen und Züchtern, wenn diese verlorengehen, trocknet es aus.

 

Nun zu einer entscheidenden Frage: Warum greife ich das System mit diesem Blog an?

Weil das System der Rasse Braunvieh schadet, seit sehr vielen Jahren. Dass ist eine bittere Wahrheit. Wir werden mit ihr täglich in den Ställen, auf den Märkten und auf den Weiden konfrontiert. 

 

 

Die ganze Braunviehzucht ist ein Fall für den Unternehmensberater, ein Sanierungsfall.

 

Schon 2011 hat die Interessengemeinschaft Braunvieh (IGBV) das erkannt und unter der Teilnahme von über 140 Züchtern aus Bayern im Gasthof Adler in Altdorf einen 10-Punkteplan mit großer Mehrheit verabschiedet und den damaligen Vorsitzenden Schütz und Nieberle überreicht.

Was ist daraus geworden?

 

Manches davon ist im Kleinen angegangen worden, doch nicht konsequent genug.

 

Dieses Defizit war letztlich der Ausgangspunkt für diesen Blog.

 

Hier zur Erinnerung:

 

 

  1. Die Braunviehzüchter wollen einen starken selbständigen bayerischen Braunviehzuchtverband. Einzellösungen und rasseübergreifende Zusammenschlüsse im Bereich der Zucht und Herbuchführung sind kontraproduktiv. Die Fortführung dezentraler Beratung und Vermarktung macht vorerst weiterhin Sinn.

     

  2. Die AHG braucht jetzt einen eigenen Geschäftsführer mit Schlüsselkompetenzen in den Bereichen Zucht, Personal und Verwaltung. Er muss unabhängig vom staatlichen Zuchtleiter agieren können.

     

  3. Neuordnung der staatlichen Zuständigkeit. Die IGBV fordert keinen kompletten Rückzug, sondern eine Neudefinition der Aufgaben. In den sensiblen Bereichen Zuchtwertschätzung und Nachkommenprüfung ist ein staatlich neutrales Engagement weiterhin unerlässlich. Die direkte Zuchtarbeit gehört in die Hände der Züchter.

     

  4. Aufbau demokratischer Strukturen mit Direktwahl der Führungspersonen.

     

  5. Die Braunviehzucht braucht eine Imageoffensive nach außen. Diese muss das Braunvieh als zukunftsfähige, moderne, wirtschaftliche Rasse darstellen. Braunvieh ist keine Alternative, Braunvieh ist das Maß der Dinge.

     

  6. Die Braunviehzucht braucht eine Imageoffensive nach innen. Professionelle, regelmäßige Informationsmedien für Mitglieder, Infofahrten, Tierschauen, Preisrichter- und Tierbeurteilungsseminare, Embryonen- und Tiervermittlungsbörsen sind wichtig und die Züchter zu motivieren.

     

  7. Die Braunviehzucht braucht eine braunviehspezifische Zuchtwertschätzung. Der Braunviehzuchtverband gibt hier die Richtung vor. Rassespezifische Vorteile wie z.B. Langlebigkeit, Spätreife und Persistenz müssen darin stärker gewertet werden. Wir brauchen keine Holsteinkuh im braunen Kleid.  

     

  8. Die internationale Zusammenarbeit in den Bereichen Forschung und Zuchtwertschätzung muss weiter ausgebaut werden. Themen wie beispielsweise Grundfuttereffizienz, Klimawandel, Nutzung von Grenzstandorten müssen berücksichtigt werden.

     

  9. Im Bereich der genomischen Zuchtwertschätzung ist die Position der Züchter zu stärken. Der Markt um positiv getestete Tiere muss dem Züchter des interessanten Einzeltieres zugänglich sein. Angebot und Nachfrage sollten den Preis regeln. Wettbewerb darf nicht durch enge Vertragsknebeln unterbunden werden. Der Zuchtverband muss sich hier vor seine Mitglieder stellen und ihre Interessen gegenüber den Besamungsstationen wahren. 

     

  10.  Ein zentrales Braunviehzentrum macht Sinn wenn der rasante Abwärtstrend in der Bestandsentwicklung gestoppt ist und Braunvieh wieder mit vielseitigen Vermarktungsperspektiven aufwarten kann.

     

     

 

Es geht also weiter auf zuechterblog.com. Bedanken möchte ich mich bei allen die mir gestern gut zugeredet haben und mich darin bestärkten weiterzumachen.

 

 

Alle die da draußen erkannt haben, dass Veränderungen überfällig sind, möchte ich dazu motivieren diese Plattform als Meinungsplattform zu nutzen. Bitte unter Eurem richtigen Namen.

 

 

Abschließend möchte ich Hans und Christoph Grath zum Sieg auf der Viehschau in Buchloe gratulieren. Leider (war aber auch schön) saß ich auf den Zuschauerrängen und konnte von dort nur dieses Bild schießen.

Auch allen anderen gekränkten Ausstellern möchte an dieser Stelle die Hand reichen. Mein Kampf für faire Schaubedingungen ist kein Kampf gegen Euch. Gute Kühe werden immer gute Kühe bleiben und gute Züchter werden auch in Zukunft den Sieg davontragen.

Die Diskussion der letzten Wochen wurde mit harten Bandagen geführt. Buchloe war ein Neuanfang. Ich denke keiner ist mir böse wenn wir die alten  Beiträge hinter uns lassen und jetzt nach vorne blicken. 

 

In diesem Sinne

 

Mach mer weiter!

 

 

 

 

 

 

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Benjamin (Donnerstag, 27 Oktober 2016 20:49)

    Weitermachen muss man immer...Vielleicht sollte man ein wenig anders weitermachen und Umdenken...mehr in Richtung Kuhfamilie und Exterieur gepaart mit Linienzucht schauen, weniger auf nur hohe Milchmenge und hohen GZW!! Und selbst ein Züchterherz entwickeln anstatt den Besamungsstier für die Kuh von Opti Bull oder Alta Made auswählen lassen! Dann können wir auf "Unsre Braunen" wieder Stolz sein!!!