Das Ende der Fahnenstange!

Michael Horsch ist Geschäftsführer der Horsch Maschinen GmbH. Das Unternehmen entwickelt Bodenbearbeitungsgeräte, Feldspritzen und Sämaschinen für große Ackerbaubetriebe weltweit. Auf dem Kongress Farm and Food 4.0  in Berlin erschütterte er mit einigen Aussagen die Branche. Horsch der jahrelang das Rad des betrieblichen Wachstums mit der Entwicklung immer größeren und effizienteren Maschinen angeschoben hat, glaubt das der Zenit überschritten ist. Diesen Vortrag muss man gehört haben! Auch für Milchviehhalter, Molkeristen und Züchter ergeben sich daraus alternative Sichtweisen. Wenn man sie zulässt!



Übertrag auf Milchviehhaltung und Rinderzucht

Mich hat dieser Vortrag zum Nachdenken gebracht. Wie im Ackerbau gilt auch im Bereich der Milchviehhaltung die Devise größer, dicker, mehr!  Die zurückliegenden Jahre haben uns aber gezeigt, dass das Angebot die Nachfrage überschreitet und dass uns gleichzeitig die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf die Pelle rücken. Wir haben auch in der Zucht Monster geschaffen. Wir haben das Rind vom Grasfresser zu einem direkten Konkurrenten zum Menschen gemacht. Hochleistungskühe kommen ohne große Mengen an Getreide und Eiweißfuttermittel nicht mehr über die Runden. Wer aktuell die Bilder aus Somalia sieht müsste sich eigentlich fragen inwieweit unsere Form der Milchviehhaltung moralisch noch zu vertreten ist? Gleichzeitig und das ist das schmerzhafte für uns selbst, drückt die hohe Milchleistung den Preis. Wir produzieren zu viel und ruinieren uns damit selbst. Wofür? Damit unsere Molkereien billiges Milchpulver und billigen Käse in die Welt hinaus verschleudern können.

 

Ich denke aber das Problem wird sich von selber lösen. Auf Dauer wird sich dieses System nicht halten können, die Auswirkungen sind zu dramatisch. In Zukunft werden wieder Kühe gefragt sein, die aus Gras Milch erzeugen können. Damit wird sich die Milchviehhaltung wieder mehr auf die Grünlandstandorte konzentrieren.

 

Gleichzeitig werden sich die Essgewohnheiten der Verbraucher ändern. Pflanzliche Produkte werden Milch und Fleisch zurückdrängen. Die Menschen brauchen keine Kühlregale vollgestopft mit Milchmixgetränken, Fruchtjoghurts und Gummikäse! Die daraus folgende Milchkrise wird alles bisher bekannte in den Schatten stellen. Milchprodukte werden ihren Status als Massenprodukt verlieren, das Angebot wird zurückgehen und die Preise für hochqualitative Milchprodukte werden steigen. Deutschland wird es dabei härter treffen als Länder wie Frankreich oder Italien, die schon heute mehr auf Qualität als auf Masse setzen.

 

Horsch hat angekündigt sein Unternehmen umzubauen um für die Zukunft gerüstet zu sein. Für die Monster die er bisher geschaffen hat schämt er sich schon heute. Als Braunviehzüchter, und als das sehe ich mich persönlich, sollten wir diesem Beispiel folgen. Wir haben noch Kühe, die aus Gras Milch erzeugen können. Wir müssen nur darauf achten, dass dies so bleibt. Hochleistungskühe der Zukunft geben 7.000 Liter aus dem Grundfutter und sind dabei gesund und werden alt. Welches aktuelle Zuchtwertsystem fördert diese Art von Kuh?

 

Intellektuell ist die Mehrheit noch nicht soweit. Beim Braunvieh laufen wir lieber den Trends hinterher, wir setzen sie nicht! Dabei übersehen wir total, dass unser Rückstand ein Vorsprung ist!  


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