Biver: Top oder Flop?

Quelle: Schweizerbauer
Quelle: Schweizerbauer

Diese Meldung habe ich kürzlich auf der Internetseite von schweizerbauer.ch gefunden. Biver war der Rekordschlager von swissgenetics über alle Rassen hinweg. Am 8. August hat Biver seine ersten Zuchtwerte auf Basis seiner Töchterleistungen erhalten. Auf deutscher Basis verlor er nahezu 400 kg Milch und liegt aktuell noch bei sehr knappen + 38 kg Milch. Für Insider deutete sich dies bereits im April an. So fand man im Brunanet damals  schon Biver-Töchter mit ersten Probemelken unter 18 kg. Trotzdem, Swissgenetics blieb optimistisch, wie die folgenden Zitate beweisen. Und auch heute noch wird der Blooming-Sohn gefeiert. Ist das in Ordnung???


 

Biver Werbeschlagzeilen:

 August 17 (swissgenetics)
 Mit BIVER kommt auch der bekannteste BLOOMING-Sohn in den Zweiteinsatz. Bei knapper               Milchmenge hat er sensationelle Zuchtwerte für Inhaltsstoffe (+0.18% Fett, +0.18% Eiweiss), Zellzahlen (110) und Exterieur wo er sich mit großem Abstand die Nummer 1 Position holt.
Apr. 17

Biver steht kurz vor seinem ersten Töchter-Resultat. Mit den ersten punktierten Töchter hat Biver alle seine Exterieur und Euter Werte verbessern können. Wir sind sehr gespannt auf die Zuchtwertschätzung vom nächsten August wenn er als nachzuchtgeprüfter Stier seine ersten Resultate erhält!

Swissgenetics

 

Dez. 16

Biver ist nahe am Ende seiner genom Zeit als Jungstier. Seine ersten Töchter sind nun frisch in der Schweiz und die ersten Feedbacks sind extrem positive. Mit den Dezember Zuchtwerten, Biver ist weiterhin Leader bei der genomischen Liste in Exterieur, Euteranlagen und ist weiterhin der meist verkaufte Stier in vielen verschiedenen Ländern wie in Italien, der Schweiz und den USA.

Swissgenetics

 

Apr. 16

Biver wie sein Vater Blooming, Biver führt die genomischen Zuchtwertlisten für Exterieur und Eutervererbung an und ist in verschiedenen Ländern wie, Italien, der Schweiz und den USA der meist eingesetzte Jungstier.

Swissgenetics

 

Dez. 15

Wie sein Vater Blooming bei den geprüften führt Biver die Liste der Jungstiere nach Exte rieur mit speziellen Euter an. Er ist der meisteingesetzte Jungstier in Italien, der Schweiz und den USA!

Thorsten Schuler, Best Genetics

 

Aug. 15

Wie sein Vater Blooming bei den geprüften, führt Biver bei den genomischen Bullen die Listen für Typ und Euter an. Er wird weltweit stark als Stiervater eingesetzt.

Thorsten Schuler, Best Genetics

 

Aug. 14

Biver war in den letzten Monaten ein sehr beliebter Jungstier von Swissgenetics. Er verbleibt auf einem sehr hohen Niveau für Leistung, Milchinhaltstoffe und Morphologie.


 

Nun, so wie es bisher aussieht  bekommt man mit Biver frühreife, große, breite  Kühe die keine Milch geben. In Zeiten in denen Futtereffizienz ein immer wichtigeres Thema ist, stellt sich mir die Frage ob Biver der richtige Bulle für das Braunvieh und die Milchviehhalter im Allgemeinen ist? Ich glaube nicht!

 

Berücksichtigt man an dieser Stelle noch die Tatsache, dass in der Schweiz brutal hohe Preise für Schlachtkühe bezahlt werden, ist das Ergebnis von Biver umso mehr mit Vorsicht zu genießen. An einer schlechten Jungkuh hängt dort keiner sehr lange. Ich befürchte deshalb dass wir bei Biver das Ende der Fahnenstange, vor allem in puncto Milchmenge, noch nicht gesehen haben. Hoffentlich liege ich falsch!

 

Warum Swissgenetics Biver immer noch als Topbullen verkauft ist für mich zum aktuellen Zeitpunkt nicht nachvollziehbar.  Schaut man sich die hohen Besamungszahlen von Biver an, müsste man in Zollikofen eigentlich nervös werden und den Fuß vom Gas nehmen.

 

 

 

Kommentare: 9
  • #9

    Michael Eugster (Montag, 21 August 2017 22:08)

    Ich beantworte die Frage von Herrn Ulme gerne. In der Schweiz ist die Qualitas AG, eine Tochterfirma der beiden Zuchtverbände Braunvieh Schweiz und Swissherdbook, für die Zuchtwertschätzung verantwortlich. Und zwar für die genomische wie auch die traditionelle Zuchtwertschätzung. Für die Linerare Beurteilung, welche von User "Michael" angesprochen wurde, ist Braunvieh Schweiz verantwortlich. Ich kann Ihnen an dieser Stelle aber versichern, dass die BIVER Mutter Nesta BEST eine hervorragende Kuh ist, die Unterstellung der "teilweise um 10 Punkte zu hohen Beurteilung" weise ich entschieden zurück. BEST wurde intensiv und stets in Zusammenarbeit mit Swissgenetics gespühlt. Ich denke, es ist legitim, dass eine solche Zuchtkuh auf diese Art und Weise genutzt wird, das kann man nun wirklich nicht negativ auslegen. Auch wenn wir alle im Moment über die Entwicklung des Milchzuchtzuchtwerts von BIVER unzufrieden sind, so sollten wir doch nicht vergessen, dass diese Kuh mit BIVER die Exterieur Nr. 1 der Rasse gezüchtet hat.

    Wir begrüssen die fairen und interessierten Diskussionen über unser aller Braunvieh ausdrücklich und stehen weiterhin gerne Rede und Antwort zu unserem Zuchtprogramm.

  • #8

    Franz Ulme (Sonntag, 20 August 2017 10:51)

    Die Beiträge hier, zu dem bisherigen Wunderstier biver, beinhalten eine Reihe von interessanten Informationen und Fakten . Ein grosser Dank an die Schreiber, vor allem an Gerhard.
    Eine Frage hätte ich gerne noch von Herrn Eugster beantwortet. Er schreibt in seinem letzten Satz:
    "Es war schliesslich nicht Swissgenetics welche Biver solch tolle genomische Milch-Zuchtwerte berechnet hat."
    Wer war es dann? Welche Personen /Organisationen beglücken uns mit Zahlen wie bei Biver, Hobbit, Eudego und Kollegen ?

  • #7

    Michael (Samstag, 19 August 2017 19:57)

    Die Mutter von Biver wird und wurde total überschätzt. Die lineare Einstufung ist sicherlich um bis zu 10 Punkte zu hoch und ob die Milchleistung effektiv so hoch ist sicherlich auch zu hinterfragen. In der Zeitschrift Braunvieh International stand geschrieben, dass sie trockn ist und zur Embryoproduktion genutzt wird, eine Stiermutter sollte gemolken werden damit man sieht wie sich die Kuh mit den Jahren entwickelt.
    Die Entwicklung beim Braunvieh geht eindeutig in die falsche Richtung -> braune Kuh im schwarzen Gewand welche nicht konkurrenzfähig ist.

  • #6

    zuechterblog.com (Samstag, 19 August 2017 16:35)

    Biver ist keine Ausnahme:

    Hobbit (RBG MM) minus 29 Punkte in 15 Monaten , 18 Söhne
    Eudego (RGB MM) minus 29 Punkte in 15 Monaten, 14 Söhne
    Point (RBG MM) minus 27 Punkte in 15 Monaten, 7 Söhne
    Voice (RBG MM) minus 19 Punkte in 15 Monaten, 17 Söhne
    Jukebox (RBG MM) minus 11 Punkte minus 700 kgM, 4 Söhne

    Davon liest man wenig!

    Wer trägt hier die Verantwortung? .

    Das ist der Grund für Braunvieh-Vision! Das Versagen der genomischen Zuchtwertschätzung in weiten Teilen!!!! Mit BV-Vision wird es aber nicht besser! Unsere Oberen versuchen wieder einmal nur den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Helfen kann aber nur ihr freiwilliger Rücktritt, in Anbetracht des Schadens den sie zu verantworten haben.

  • #5

    zuechterblog.com (Samstag, 19 August 2017 16:21)

    Von Biver wurden bisher 36 Söhne ins Rennen geschickt!

  • #4

    Gerhard (Freitag, 18 August 2017 22:09)

    Entschuldigt, ich Fredys Kommentar erst heute entdeckt und verspätet freigeschaltet. Aus technischen Gründen bekomme ich die Anfragen momentan nicht auf mein Handy gesendet und reagiere daher etwas träge. Bitte um Verständnis!

  • #3

    Fredy Abächerli (Dienstag, 15 August 2017 16:23)

    Es ist schon phänomenal wie es die Braunviehspezialisten von Swissgenetics schaffen, laufend für Zündstoff zu sorgen.
    Neben Biver zeigte auch Big Star mit bereits über 1400 Töchtern aus dem Testeinsatz den gleichen Absturz in der Milchleistung, dazu noch in Fruchtbarkeit und Persistenz. Von beiden gibt es Söhne (Bender, Lennox, Grischa Star), die auf den Besamungs-Hitlisten von Swissgenetics stehen.
    Die Blooming Söhne Biver und Big Star haben neben ihrem realen Leistungsabsturz mit Nesta als Muttersvater die zweite Gemeinsamkeit.
    Mit den Töchtern der hoch gelobten Genomstiere Lennox, Bender und Grischa Star können die nächsten Enttäuschungen folgen. Denn zum theoretischen Leistungsrückgang muss man noch bedenken, dass Lennox und Grischa Star in dritter Generation auf Ace Nesta ingezüchtet sind. Bei Lennox erscheint dazu noch Glenn zweimal in dritter Generation.
    Ich vermute schwer die Kombination Blooming x Nesta, sowie mehrfaches Blut von Glenn - Gorden und Nesta - Ace bewirkt Enttäuschungen in Milchmenge und Fitnesswerten.
    Geschätzte Blogleser, lasst Euch bei Jungstieren nicht von Zuchtwerten mit tiefen Sicherheiten und am PC geschönten Bildern täuschen. Das Züchterrisiko lässt sich nur durch den begrenzten, gezielten Einsatz von Jungstieren reduzieren.
    Michi Eugster und seine Kollegen machen nur ihren Job für ein gewinnorientiertes Unternehmen. Er hat recht, dass die Gründe der Zuchtwertabstürze gründlich zu hinterfragen sind.

  • #2

    Hans Geisenberger (Montag, 14 August 2017 11:48)

    Die Stellungnahme von Swissgenetics , um den "Milchabsturz " von Biver zu erklären, ist sehr Interessant und mutig. Stellung beziehen ist immer löblicher als wegducken.
    Eine Aussage hat mich allerdings sehr irritiert :
    -"wer Vollgas melken will, kann mit anderen Stieren als mit Biver besamen."
    Da kann man nur hoffen, daß die BV- Züchter das auch so sehen und in Zukunft dann halt wieder mit einem anderen (hochgenomischen) Stier besamen. Möglicherweise ist das aber dem einen oder anderen Braunviehfreund inzwischen doch zu unsicher und er kauft sich gleich eine Holsteinkuh !?

    Die Frage von Herrn Eugster in Punkt 11 zu den negativen Ausschlägen : "was muß die Branche tun ,um das zu verhindern oder das Risiko zu minimieren" ist sicher sehr dringlich. Biver ist ja kein Einzelfall, auch Bullen wie Big Star, Simbaboy . und andere, abgestürzte Genomic-Stars in verschiedenen Ländern. werden mit ihrer Milchmengenvererbung der Rasse Braunvieh sicher keinen großen Dienst erweisen .Die Bestandsentwicklung von Braunvieh in Europa ... und dann Bullen ohne Milch und dazu einige 10.000 mal eingesetzt..... wird es bald Feierabend fürs Braunvieh ??? Schade wärs !!!

    Hans Geisenberger

  • #1

    Michael Eugster, Swissgenetics (Sonntag, 13 August 2017 20:11)

    Geschätzte Braunviehzüchter, lieber Gerhard,

    Wir möchten das Geschriebene nicht Unkommentiert lassen, und uns an dieser Stelle zu BIVER aus unserem Zuchtprogramm äussern.

    1. Der erste Milchzuchtwert von BIVER ist tief. Niemand ist darüber Begeistert. Selbstverständlich auch wir nicht.

    2. Die BIVER-Kühe welche für die ZWS berücksichtigt wurden, sind im Durchschnitt bei unter 26 Monaten EKA. Das ist extrem tief - so tief wie noch bei keinem anderen Stier. Das muss bei der Analyse von BIVER beachtet werden. Wir wissen, dass die ZWS in der Schweiz das Alter der Jungkühe momentan nur sehr ungenau korrigiert, das Problem ist aber erkannt und sollte bald korrigiert sein. Ausserdem vermuten wir, dass BIVER auf einen überdurchschnittlichen Betriebsniveau angepaart wurde. Wir wissen, dass die ZWS Mühe hat, verzerrte Einsatzmuster (sprich ein höheres Betriebsniveau als der Durchschnitt) genügend zu korrigieren.

    3. Die phänotypischen Leistungen der BIVER Töchter sind keineswegs tief. Viel höher sogar als zum Teil von Stieren, welche mehre hundert kg mehr Milchzuchtwert haben. Dass die Kühe "keine Milch geben", können wir hier so nicht stehen lassen. Wir wollen hier aber keineswegs die Zuchtwerte schönreden. Wie eingangs erwähnt, auch wir hätten Freude wenn der Milchzuchtwert höher wäre.

    4. BIVER hat bis jetzt eine Jungkuhabgangsrate von nur 2%. Das ist sehr tief im Vergleich mit allen anderen Stieren. Dies bedeutet, dass die Züchter zum grössten Teil mit den Kühen zufrieden sind, sonst wäre dieser Wert um ein vielfaches Höher. Insbesondere bei den hohen Schlachterlösen in der Schweiz.

    5. Das Insider bereits im April wussten, dass BIVER sinkt, ist schlicht Humbug. Gerhard, das ist unseriös. Wir können dir von jedem Stier (inkl. Leistungsstiere wie Huray, Vasir, Salomon etc) Töchter nennen, welche unter 20kg Einsatzleistung haben. Die einzelne Betrachtung einer oder auch mehrerer Töchter welche unter 20kg oder 18kg Milch geben, lassen keine Rückschlüsse zu. Hier spielen externe Einflüsse eine viel grössere Rolle (Fütterung, Frühgeburt, Betriebsniveau, Alpung etc).

    6. Wir verkaufen BIVER als Topstier, weil er ein Topstier ist. Sprechen wir von seinen Qualitäten. Gehalt, Zellzahlen und Exterieur sind phänomenal, viel besser als bei anderen Stieren. Viele Züchter sind mit den BIVER Kühen zufrieden, die hervorragenden Charakter-Eigenschaften sollen hier nicht unerwähnt bleiben. Ausserdem ist niemand gezwungen, BIVER zu nützen.

    7. Wie bieten auf unserer Homepage mehrere hundert Braunviehstiere zum Verkauf an. Jeder Züchter findet dort den Stier, den er auf seinem Betrieb einsetzten kann. Der Milchzuchtwert von BIVER ist publiziert. Wer Vollgas melken will, kann mit anderen Stieren als BIVER besamen. Viele Züchter sind zufrieden mit dem aktuellen Leistungsniveau. BIVER verbessert bezüglich Exterieur, Gehalten und Eutergesundheit stark.

    8. Wir sind selbstverständlich nicht nervös. BIVER ist ein Stier mit starken Qualitäten. Die Milchmenge gehört da aber nicht dazu. Unser Programm konzentriert sich aber glücklicherweise nicht nur auf einen Stier. Mit BLOOMING-ET, ANIBAL-ET und SALOMON stehen drei komplette Nachzuchtgeprüfte Allrounder und viele weitere Stiere auch im Einsatz.

    9. Natürlich bleiben wir positiv und hoffen, dass sich der Zuchtwert Milch von BIVER in den kommenden Monaten und Jahren in die richtige Richtung entwickelt.

    10. Wir sind bemüht, unseren Kunden die Genetik anbieten zu können, welche auf dem Betrieb in der täglichen Arbeit weiterhilft und Freude bereitet. Für die einen ist dies BIVER, für andere SALOMON, ANIBAL-ET oder BLOOMING-ET. Die Entscheidung liegt schlussendlich bei unseren Kunden.

    11. Aus unserer Sicht wäre es viel wichtiger darüber zu sprechen, wie solche negativen Ausschläge zwischen genomischem Zuchtwert und Töchterresultat minimiert werden können, als BIVER hier aufzuhängen. Was muss die Branche tun, um das zu verhindern oder das Risiko zu minimieren? Es war schliesslich nicht Swissgenetics welche BIVER solch tolle genomische Milch-Zuchtwerte berechnet hat.


    Herzliche Züchtergrüsse aus der Schweiz