Braunvieh Vision - wer haftet?

>>Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen<< Altbundeskanzler Helmut Schmidt

 

Jetzt ist es also endlich soweit, Braunvieh Vision startet. Ich denke der 13. Oktober 2017 ist ein schlechter Tag für das Braunvieh. Tausende gute Kälber werden geschlachtet werden, tausende schlechte Kälber werden ihre Besitzer irgendwann enttäuschen. Das Traurige daran ist, die Bauern müssen dieses Ärgernis auch noch selbst mitfinanzieren. Ich kann nicht glauben dass meine Berufskollegen so blauäugig sind und freiwillig in großer Zahl  bei dieser höchst zweifelhaften Aktion mitmachen. Ich persönlich würde das nur tun wenn die Haftungsfrage einwandfrei geklärt ist. So wie es momentan aussieht trägt das Risiko wieder allein der Tierhalter, während sich die Staatlichen, die Zuchtverbände, die Besamungsstationen und die Genies in den Rechenzentren schadlos halten. Ich finde die Genannten sollten zuerst einen Fond für die Geschädigten der Genomischen Zuchtwertschätzung gründen. Eine von den zwei Millionen vom Staat einzahlen und dann mit den Visionen starten. Wenn das Geld nicht reicht, Finger weg!

 

Werte Berufskollegen, lasst Euch nicht ... !

 

Meine bisherigen Äußerungen entschärfe ich, denn es geht hier nicht in erster Linie um fraglichen züchterischen Sachverstand. Die Verantwortlichen die bei uns das Sagen haben, kennen sich mit den Hintergründen ihres Zahlensalates sicherlich bestens aus, besser als ich. Nur was am Ende des Tages zählt ist das Ergebnis und das ist de facto nicht zufriedenstellend. Abzulesen ist dies am Besten an den sei Jahren rückläufigen Erstbesamungszahlen. Da kann man Schönreden soviel man will, es hilft nichts!

 

Ich höre immer wieder die Angst heraus, dass Braunvieh verliert wenn man sich BV Vision verwehrt? Ich hätte da keine Angst, im Gegenteil!

 

Verlieren tut es, wenn wir mit der Zahlenzucht so weitermachen, alte Kühe züchterisch auf´s Abstellgleis stellen und für den schnellen Zuchtfortschritt die positiven Eigenschaften unserer Rasse nach und nach verheizen! Unsere Zucht braucht einen Reset (Ein Reset ist ein Vorgang, durch den ein System in einen definierten Anfangszustand gebracht wird. Dies kann erforderlich sein, wenn das System nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Quelle: Wikipedia) und kein >>Weiter-so<< mit noch höherem Tempo.

 

Allerdings glaube ich nicht, dass wir kurzfristig das Ruder herumreißen können. Öffentliche Systemkritik gibt es keine und das Ehrenamt ist so obrigkeitshörig, dass mir keine Steigerungsform dafür einfällt. Ich appelliere an die verantwortlichen Kollegen auf den Vorstandsposten und in den Ausschüssen hier deutlich kritischer aufzutreten und wenn nötig die Reißleine zu ziehen. Ich finde es ist nötig!

 

Eines muss ich noch dazu sagen, ich rede hier nicht von einem klassischen Braunviehproblem. Holstein und Fleckvieh haben bisher auch einen hohen Preis für die genomische Selektion bezahlt. Da läuft auch jede Menge Schrott in den Ställen herum, nur ist deren Population größer und Fehlentwicklungen lassen sich hier besser kompensieren als beim Braunvieh. Vor allem weil es hier  auch Organisationen gibt  die eine andere Strategie fahren. Die Besamungsstation Grub ist hier ein gutes Beispiel.