Bundesjungzüchterschau - Jucator Nachzucht setzt Highlight

Am 16. November fand in Buchloe die Brown Swiss Bundesjungzüchterschau statt.  Ich war als Zuschauer vor Ort. Ich wollte mir die junge deutsche Genetik, vorgeführt und selektiert von den Züchtern von morgen ansehen. 7 Jahre nach Einführung der genomischen Selektion hätte es ein Feuerwerk der Genomics werden müssen. Es kam dann doch wie erwartet anders!

Trotzdem es war ein netter, aufschlussreicher  Abend, schreiben wollte ich darüber nichts. Heute habe ich mir die Besucherstatistik auf meinem Blog mal angesehen. Am Sonntag nach der Schau ging der Balken gewaltig nach oben, auch an diesem Sonntag wieder ein deutlicher Ausschlag. Da draußen scheint es wirklich Menschen zu geben die meine Meinung interessiert! Ich bin geflasht!!!!

Besuch und Stimmung

Der Samstag Abend im Spätherbst hat sich als Schautermin absolut bewährt. Da hat man einfach Bock auf Kühe im Ring! Das Interesse war für eine Jungzüchterschau wirklich sehr groß. Viele Besucher, volle Ränge. Braunvieh lockt schon noch hinter dem Ofen hervor. Jungszüchter haben eine ansprechende Atmosphäre geschaffen. Bei der Championwahl war es für meinen Geschmack etwas zu dunkel. Musikauswahl war etwas platt, ist aber Geschmacksache.

Schau

Nach sieben Jahren Genomische Selektion, erwarteten viele ein Feuerwerk an tollen Jungkühen von heimischen Vererbern der Stationen RBG, RBW und Greifenberg. Vorweg, das Feuerwerk blieb weitgehend aus. Die Züchterjugend setzt entweder stark auf sicher geprüfte Vererber aus dem Ausland, oder es gibt einfach keine guten Schaukühe von deutschen Stieren . Die ganze Veranstaltung war aus meiner Sicht ein Armutszeugnis für unsere Zuchtfunktionäre, welche die Deutsche Zucht gerne als Motor der Braunviehzucht in Europa verkaufen. Leider hatte ich nicht den Eindruck dass das auch so ganz oben ankommt. Solange die Zahlen auf dem Papier passen, knallen die Sektkorken weiter! Es wäre aber nicht gerecht Ausnahmen zu unterschlagen. Töchter von Jucator, Anibay, Jackman und Brilliant bereicherten die Schau.  

Interessant fand ich auch , dass  Jungzüchter  (oder auch ihre Väter) die sonst in der Öffentlichkeit sehr linienkonform agieren, im eigenen Stall durchaus ein liberales, von der Norm abweichendes  Besamungsverhalten an den Tag legen. Diese können sehr wohl Gutes von Schlechtem unterscheiden, darüber zu Reden oder gar zu streiten scheint in Jungzüchterkreisen noch  ein Tabu zu sein. Von Sturm und Drang keine Spur! Fast wie bei den Großen!

 

Über die Qualität der einzelnen Sieger oder Gruppen möchte ich nicht Urteilen, jeder hat andere Vorstellungen von einer guten Milchkuh oder besser gesagt Schaukuh. Die Illusion dass beides zusammen trifft, habe ich längst verloren.

 

Ich persönlich fand die Schau insgesamt sehr informativ, gut organisiert und unterhaltsam.

Preisrichter

Schon bei der Auswahl des Preisrichters entscheidet sich welche Art von Kuh am Ende vorne steht und welche hinten. Das Organisationsteam der Bundesjungzüchterschau hat sich mit Philipp Dahinden für einen Jungzüchter aus der Schweiz entschieden. Ich vermute Dahinden verdient seinen Lebensunterhalt noch nicht mit dem Melken von Kühen und dem Verkauf deren Milch. Sein Kuhbild ist wahrscheinlich, wie bei vielen Schweizern, von der Schau geprägt. Mit der Wahl von Simbaboy Luzy zum Reservechampion hat er aber auch Mut bewiesen und Klasse aufblitzen lassen.  

Nachzuchten

Die Nachzuchtschau der Besamungsstationen wurde mitten ins Schauprogramm hineingepresst und und hat es letztendlich auch gesprengt. 1 1/2 Stunden hat man überzogen um einer fragwürdigen Marketingaktion der Besamungsstationen Raum zu geben. Das Ergebnis war bis auf eine Ausnahme mehr als ernüchternd. Vespa P*S, AG Jubiläum, AG Hudson waren mit ihren paar Töchtern nicht repräsentativ (warum macht man so was?).  Highleng? Naja, wer auf so einen Bullen gewartet hat, der soll ihn einsetzen.

 

Gerettet hat die Nachzuchtschau aus meiner Sicht eindeutig Jucator. Der Jukebox-Sohn aus Franz Bruggers L-Linie überzeugt seit zwei Zuchtwertschätzungen mit guten Zahlen. Seine Stärken auf dem Papier:

  • gute, langlebige Kuhfamilie
  • Fett, Eiweiß bei mittlerer Milchmenge
  • sehr hoher Euterzuchtwert (131)
  • trockene Fundamente wenngleich auch etwas zu steile Beine
  • gute Fittneszuchtwerte (ND 116, Persistenz 113, EGW 116, ZZ 113, FBK/FBW 115)
  • sehr gute Melkbarkeit mit 123
  • positiver Zuchtwerttrend + 5 PKT GZW seit Dez. 2018
  • Beta-Kasein A2A2
  • Kappa-Kasein BB

Seine Schwächen auf dem Papier:

 

  • leichte Jungkühe mit Rahmen 87
  • Oberlinie 88
  • Beckenbreite 81
  • Beckenneigung 79

Die Nachzucht im Ring zählte 6 Töchter. Die Euter waren wirklich Spitzenklasse. Sie zeigten sich sehr drüsig, für Jungkuheuter nicht zu groß und sehr fest aufgehängt. Die Einheitlichkeit war bestechend.

 

Die Fundamente waren bei allen Tieren sehr trocken und sie bewegten sich gut. Extrem steil kamen sie mir nicht vor.

 

Die Oberlinie war schon etwas geschwungen aber nicht durchhängend. Die Becken an sich fielen nicht negativ auf. Gut, es wurden nur 6 von 90 bisher abgekalbten Töchtern  gezeigt.

 

Die Töchter wurden wahrscheinlich kurz nach der Kalbung bewertet. Die Jungkühe im Ring waren teils schon mehrere Monate vom Kalb entfernt und zeigten sich mittelrahmig bei guter Entwicklung. Überraschend für mich war, dass sie Rippenwölbung und Offenheit zeigten und im Verhältnis zu ihrer moderaten Größe doch relativ breit waren. Sie strahlten dazu Eleganz und Milchcharakter aus.

 

Dieser Eindruck passt fast perfekt mit Jucators aAa-Code von 432 zusammen. Wenngleich ich bei den 6 Töchtern auch viel  Dairyness gesehen habe.

 

Ich denke die Jucator-Töchter sind spätreife Tiere die sich mit zunehmendem Alter schön zusammenwachsen.

 

Sein Stammbaum ist mit Jukebox x Huray x Ensign  auf den ersten Blick nicht der Hammer. Aber!

Jukebox stammt aus der durch Prohuvo bekannten K-Familie von Keppeler aus Friesenried. Jukebox  bringt die Gehalte bei solider Fitness, ordentlichen Eutern und guter MBK. Huray Licka steht mit hoher Leistung und guter Nutzungsdauer zu Buche. Das Glanzstück ist aber sicherlich Jucators Ensign Großmutter Lia. Sie erreichte eine LL von über 100.000 kg Milch. Ich fotografierte sie zufällig vor einigen Jahren im 4. oder 5. Kalb. Sie war eine wunderbar ausbalancierte Kuh mit einem breiten, fest aufgehängten Euter und sehr guten Beinen. Eine absolute Ausnahmekuh!!!!!

 

Jucator passt vielleicht auf mehr Braunviehkühe als der erste Blick erwarten lässt.

 

Für mich ist er der unstrittige Gewinner des Abends!

 

 

Zusammenfassung

Man muss den Jungzüchtern dankbar für die Organisation dieses Abends sein!  Dank Jucator-Nachzucht bleibt er für mich unvergesslich!