Weniger ist mehr!

Textausschnitt einer Werbeanzeige welche im November in der SZ geschaltet war
Textausschnitt einer Werbeanzeige welche im November in der SZ geschaltet war

Unfassbar! Die Irische Molkerei Kerry Gold bewirbt in einer groß angelegten Werbekampagne die besonders niedrige Leistung ihrer auf der Insel heimischen Milchkühe. Diese gäben durchschnittlich 2.300 kg weniger als die Milchkühe in Deutschland. Indirekt behaupten die Iren dies sei nachhaltiger und gesünder für die Kühe. In Zeiten, in denen die industrielle Vollgas-Landwirtschaft immer öfter medial am Pranger steht, scheint man sich in Irland davon einen Vorteil zu versprechen. Wäre das nicht auch ein Modell für die Allgäuer Milchwirtschaft mit ihrem noch Aushängeschild, dem Braunvieh?

Morgen ist wieder Zuchtwertschätzung, garantiert werden wieder die Bullen mit der höchsten Einsatzleistung ganz vorne gelistet werden. Man muss schließlich mit den anderen mithalten! Ist das der richtige Weg? Könnte es nicht sein, dass sich die Welt in der wir leben langsam verändert und die Prioritäten neu gesetzt werden? Was ist, wenn es stimmt, dass weniger mehr ist? Was ist, wenn sich die Landwirtschaft in eine Sackgasse manövriert hat  und dies für uns alle unvorstellbare Folgen hat? Könnte es sein, dass die Karten schon neu gemischt werden? Könnte es sein dass die ersten die Letzten sein werden und die Letzten plötzlich die Ersten? Wir Braunviehzüchter sollten jetzt ganz genau aufpassen, dass wir die richtige Abfahrt nehmen. Sollten die Zugführer das nicht kapieren, dann kann es Sinn machen, vom fahrenden Zug zu springen. 

Morgen ist wieder Zuchtwertschätzung, mir ist egal wer die neuen Listen anführen wird, denn die Gewichtung ist falsch -  und weniger könnte am Ende doch mehr sein! 

Werbeanzeige welche im November in der SZ geschaltet war
Werbeanzeige welche im November in der SZ geschaltet war

 

Ergänzend ist hinzuzufügen, dass die Irische Milchwirtschaft nicht so nachhaltig ist wie sie sich in der Anzeige beschreibt - im Gegenteil, sie ist eine der intensivsten in ganz Europa. Die Iren zielen zwar nicht auf eine absolut hohe Milchleistung je Kuh ab , ihr Augenmerk liegt vielmehr auf der absoluten Leistung, welche pro Hektar ermolken wird. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten sie mit einem ausgefeilten und extrem intensiven Weidesystem. Während in Bayern bei den extensiv wirtschaftenden Betrieben nur ca. 1,5 Kühe je Hektar gehalten werden, sind es in Irland oft 3. Bei den hohen Niederschlägen funktioniert das nur mit kleinen, leichten Tieren, die entsprechend weniger Milch geben. Damit die Kühe auf den Flächen genug Gras finden, arbeiten viele Iren nicht mit Dauergrünland, sondern mit Grünlandplantagen, welche meines Wissens alle 3 Jahre mit Glyphosat abgespritzt und neu angesät werden. 

 

Irland ist also sicherlich kein Vorbild für eine nachhaltige, umweltfreundlichen Landwirtschaft. Aufgrund der klimatischen Unterschiede ist sie zudem nicht auf Bayern übertragbar.