Quem usum - wem nützt es?

Wie angekündigt hat das Institut für Tierzucht (ITZ) in Grub die Berechnungsmethode der Braunviehzuchtwerte auf das neue "Single-Step" Verfahren umgestellt.  Die "Experten" mussten regieren weil das alte Verfahren der genomischen Selektion ein ziemlicher Reinfall war. Die hohe Zahl der an dieser Stelle immer wieder vorgestellten "Rohrkrepierer" zwang die Verantwortlichen zum handeln.  Dabei haben sie aber nicht die Grundsätze ihres Tuns hinterfragt und einen dringend notwendigen Richtungswechsel eingeleitet, nein sie haben das alte System mit neuem Zahlenmaterial weiter aufgebläht. Um die Sicherheit ihrer Zuchtwerte zu verbessern wurden nun auch die Typisierungsergebnisse der bisher getesteten Kühe mit einbezogen. Der Fachausdruck Single-Step weist auf die gleichzeitige Berücksichtigung von Leistungs- , Abstammungs- und Genom-Informationen in einem ZWS-Lauf hin.  Zusätzlich zu Single-Step wurde ZWS-Verfahren für die Nutzungsdauer neu aufgerollt. Im sogenannten Abschnittsverfahren ist der Fokus besonders auf die ersten beiden Laktationen gerichtet. Folgelaktationen spielen nur noch ein untergeordnete Rolle. Kosmetik hinsichtlich der genetischen Trends wurde beim Braunvieh auf Wunsch der Zuchtverbände vorgenommen. Die Streuung der Gesamtzuchtwerte wurde von 12 auf 15 Punkte angehoben. Dies wirkt sich direkt auf das Gesamtniveau der Zuchtwerte positiv aus. Ohne dass die Bullen wirklich besser werden steigt der Zuchtwert besonders bei den Spitzenbullen nochmals signifikant an. 

 

Das Ganze führt dazu, dass wir jetzt neue Zahlen sehen die im Kontext zu den Veränderungen im Berechnungssystem gesehen und bewertet werden müssen. Im Prinzip ist es so als würde man 1.000 g Mehl in einer zuvor austarierten Plastikschüssel  abwiegen. Die selbe Menge Mehl füllt man dann in eine Metallschüssel und freut sich, dass die Waage plötzlich 1.250 g anzeigt, obwohl immer noch 1.000 g Mehl in der Schüssel sind. 

 

Am Besten lässt sich das auf die Entwicklung des Bullen Husold übertragen der die GZW-Liste jetzt haushoch mit einem GZW von 145 Punkten anführt. Husold hatte im Dezember einen GZW von 136 bei einer hohen Sicherheit von 97 Prozent. Husold hat  bisher über  800 melkende Töchter von denen 467 bereits mindestens eine 3. Laktation abgeschlossen haben. Soweit so gut. Nun stellt das ITZ in Grub die Zuchtwertschätzung um, die Sicherheit von Husold steigt von 97 auf 98  Prozent. 2 Töchter kommen neu in der Exterieurbewertung dazu.   In der Milch legt Husold 32 kg zu, im Fett verliert er leicht, im Eiweiß gewinnt er minimal dazu, in der Nutzungsdauer verliert er 4 Punkte, in der Fruchtbarkeit 3 und in der ZZ einen Punkt. Die Exterieurbewertung bleibt nahezu identisch. Trotzdem legt Husold wie durch Wunderhand 9 Punkte im GZW zu!!! Meine  Damen und Herren, da hat einer nicht nur mit dem Schraubenzieher am System gedreht, nein er hat die Rohrzange genommen!  Versteht mich nicht falsch, Husold ist sicherlich kein schlechter Bulle, aber wie im Beispiel mit der Schüssel Mehl, wiegt er immer noch 1.000 g! 

 

 

Als Außenstehender sind solche Kapriolen nicht nachvollziehbar und mich machen sie extrem misstrauisch. Ich stelle mir dann immer die Frage: Quem usum - wem nützt es?