
Auf Instagram und Facebook tauchen aktuell jede Menge Fotos der Weltbraunviehkonferenz in Kolumbien auf. Auf vielen Bildern sind auch die deutschen Teilnehmer zu sehen.
Es tut mir Leid, sofort entstand in meinem Kopf die Assoziation zwischen Kolumbien, das für seine brutalen Drogenkartelle bekannt ist und unserem Braunviehzucht-Kartell. Was ist ein Kartell? Kartell ist in der Wirtschaft die Bezeichnung für Absprachen oder abgestimmte Verhaltensweisen zwischen zwei oder mehr Wettbewerbern zur Abstimmung ihres Wettbewerbsverhaltens auf einem Markt. Die Gründung von Kartellen ist eigentlich verboten. In der deutschen Braunviehzucht juckt das aber keinen. Dass sieht man in erster Linie daran, dass es für aussichtsreiche Zuchtstiere (soweit man das überhaupt sagen kann) keine Marktpreise gibt. Im Gegensatz zum Fleckvieh wo mittlerweile auf den Zuchtviehmärkten phänomenal hohe Gebote die Runde machen, hat sich das "Braunviehkartell und Deutschland und AT auf niedrige Festpreise verständigt. Das Sperma der Kandidaten tauscht man dann kollegial untereinander aus. ProRind bzw. die österreichischen Braunviehzuchtverbände (gibt es die überhaupt noch?) schauen diesem Treiben seit Jahren stillschweigend zu, sind sie doch über Aufsichtsräte und sonstige Posten (bzw. Anstellungsmodelle) eng mit den Stationen verbandelt. Vor der Presse braucht man sich nicht zu fürchten, Rinderzucht Braunvieh ist seit jeher das Mitteilungsorgan der ARGE und kritische Berichterstattung hat es hier noch nie gegeben. Über allem thront die staatliche Zuchtleitung wohlwollend und wohlwissend dass die deutsche Genetik, bzw. der deutsche Weg der Braunviehzucht eh der beste ist. So ruht "Das Kartell" in sich, frei jeglicher Kritik und schon gar nicht Selbstkritik. Dabei wäre es schon lange mehr als Geboten sich Sorgen um die Zukunft de Braunviehkuh in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu machen. Natürlich, hier hat das Kartell seine Hausaufgaben gemacht! Egal ob in Badwaldsee, Imst, Unterthingau, Weilheim oder Bozen überall verdient es mittlerweile gut am Verkauf von Zuchtvieh anderer Rassen. Die Besamungsstationen fahren seit jeher mehrgleisig und die Braunviehzuchtprogramm schmelzen dahin wie die Gletscher.
Änderung ist nicht in Sicht - Posten und Ämter von wichtigen Entscheidungsträgern werden in der Regel "vorselektiert" und von Delegiertenrunden ins Amt gehoben. Rücktritte die angesichts der Rasseentwicklung eigentlich schon lange moralisch geboten wären sind unvorstellbar. Nein, stattdessen geht das Kartell auf große Reise. Bei bester Laune und wahrscheinlich mitfinanziert von meinen Vermarktungsgebühren. Ich hoffe ihr hattet Spaß!
Was ich aus den Berichten allerdings herauslesen konnte ist, dass die Kolumbianer sehr wohl wissen warum sie mit der Braunen Kuh arbeiten. In extremen Höhenlagen meist über 3.000 Meter) und mit eingeschränkter Futtergrundlage (meist nur Gras), funktioniert Braunvieh problemlos. Zu hoffen bleibt dass sich die Kolumbianer um ihre eigenes Zuchtprogramm kümmern und den Irrweg (Leistung, Leistung Leistung auf Kosten von Langlebigkeit, Blutlinienvielfalt und Fitness) auf dem sich die Europäer und Amis befinden erkennen. Diese haben natürlich den Südamerikanischen Markt fest im Blick und wenn das Braunvieh vor der eigenen Haustüre vor die Hunde geht, so kann man wenigstens noch am Spermaexport in die Dritte Welt Geld verdienen und die eigenen Bilanzen verbessern.
Lernen müssen allerdings endlich auch die Braunviehfreunde in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Amerika, dass sie sich auf das Kartell nicht verlassen können, sondern Eigeninitiative ergreifen müssen. Die Stierenhaltervereinigung in der Schweiz ist ein wunderbares Beispiel dafür. Der Deckstiereinsatz und die Koordination bzw. Kooperation unter den Braunviehzüchtern muss neu belebt werden. Braunvieh ist angesichts der Entwicklungen auf dieser Welt eine Rasse mit Potential und es verdient eine Zukunft im Allgäu, der Schweiz, in Italien, Südtirol, Baden-Württemberg, Österreich, Nordfriesland, Frankreich, Holland, Belgien und dem Rest der Welt!